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.20 Jahre Freak Radio
Freak Radio blickte am 5. Juli 2017 im ORF Radio Cafe auf sein 20 jähriges Bestehen zurück. In diesen 20 Jahren hat sich Freak Radio zu einem wichtigen Medium, Kommunikationsplattform und Sprachrohr für Menschen mit Behinderungen entwickelt. Das Redaktionsteam und die Radio-GründerInnen luden zum Mitfeiern ein und gaben Einblicke in die Vergangenheit und Zukunft der österreichischen Radiosendung von und für Menschen mit Behinderungen.
Gegründet wurde Freak Radio 1997, mit dem Ziel, das verzerrte Bild von Menschen mit Behinderungen in den Medien („armes, hilfloses Hascherl“) zurechtzurücken und eine diskriminierungsfreie Berichterstattung zu etablieren.
Nothing about us without us
Von Beginn an arbeitet Freak-Radio nach dem Grundsatz „Nothing about us without us“. Folglich ist in jeder Sendung jemand zu Gast, der selbst mit einer Behinderung lebt. Es geht darum zu zeigen, wie ein selbstbestimmtes Leben mit Behinderung möglich ist“, beschrieb Chefredakteur Christoph Dirnbacher das Leitbild der Redaktion.
Ab dem Gründungsjahr 1997 sendete Freak-Radio im Rahmen des ORF-Mittelwellenprogramms „Radio 1476“. 2006 übersiedelte die Radioredaktion in das Wiener Funkhaus, im 4. Bezirk. Die Sprecherkabine eines ehemaligen ORF-Studios dient seitdem als Zentrale der innovativen Redaktion. Seit der Einstellung der Mittelwelle im Jahr 2009 ist Freak-Radio im Internetradio „Ö1 Campus“ zweimal wöchentlich (Dienstag und Sonntag; 20:30-21:00) zu hören.
Doch Freak Radio ist weit mehr als ein Internet-Radio. Radiobegeisterte können jeden ersten Mittwoch im Monat im ORF RadioCafé in der Argentinierstraße 30a an Sendungsaufzeichnungen teilnehmen. Jeweils um 14:00 und 15:00 werden halbstündige Diskussionen aufgezeichnet, die zeitversetzt gesendet werden.
Freakradio-Themen und Freakradio-Medienformate
Die Themenpalette von Freak-Radio war von Beginn an so vielfältig, wie das derzeit zehnköpfige Team: Von politischen Diskussionen, über Arbeitsmarktthemen bis hin zu Fallschirmspringen und Sexualität mit Behinderung. Ein blinder Extrembergsteiger, eine Moderatorin im Rollstuhl oder ein blinder britischer Regisseur: all das kann man bei Freak-Radio erleben. Der Begriff „Behinderung“ ist dabei keineswegs auf körperliche Einschränkungen reduziert. Immer öfter gestaltet Freak-Radio Sendungen zu aktuellen Themen wie Depression, Burn-Out oder Suchterkrankungen.
Neben der redaktionellen Arbeit nimmt auch die multimediale Gestaltung einen hohen Stellenwert ein. Zu jeder Radiosendung gibt es begleitende Online-Artikel und Bilder. Zudem finden sich auf www.freak-online.at auch spezielle Angebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten: das Ressort „Leichter Lesen“ zählt zu den beliebtesten Rubriken der Website. Sofern es die Ressourcen erlauben, finden sich dort auch Transkriptionen vergangener Radiosendungen. Diese richten sich beispielsweise an gehörlose UserInnen. Ein Teil der Sendungen ist als mp3 abrufbar. Freak-Radio ist auch auf Facebook vertreten.
Die Redaktion
Das Redaktionsteam setzt sich aus Menschen mit und ohne Behinderungen, Radio-Profis und Nachwuchsredakteuren zusammen. „Medieninteressierte mit und ohne Behinderung können Teil der Freak-Redaktion werden und somit den Radiojournalismus von der Pike auf kennenlernen“, betonte der stellvertretende Chefredakteur Gerhard Wagner. „Bei uns können auch SchülerInnen und StudentInnen ein Praktikum absolvieren, wo sie Einblicke in die konkrete Redaktionsarbeit bekommen. Texte schreiben, moderieren, Interviews führen, O-Töne schneiden – das alles kann bei Freak Radio gelernt werden“, ergänzte der AHS-Pädagoge. Die Studiotechnik und die Räumlichkeiten werden vom ORF zur Verfügung gestellt, die Redakteurinnen und Redakteure von Freak-Radio arbeiten jedoch bis heute ehrenamtlich. „Angesichts dieser Umstände ist es nicht immer leicht dem Publikum stets neue, interessante Beiträge zu bieten, und gleichzeitig den Aufwand machbar zu gestalten“, gestanden die Radiomacher.
Freak-Radio – Die Zukunft
Um den Weiterbestand von Freak-Radio zu gewährleisten, braucht es aber neben engagierten redaktionellen Mitwirkenden auch eine zuverlässige Finanzierung der nötigen IT-Infrastruktur und ein klares Bekenntnis des ORF zur weiteren kostenlosen Nutzung der Studiotechnik und Räumlichkeiten. „Das 20jährige Jubiläum ist ein hervorragender Anlass, um die Öffentlichkeit auf die gesellschaftspolitische Relevanz von Freak-Radio hinzuweisen, das langjährige Engagement der MitarbeiterInnen zu würdigen und Freak Radio kräftig hochleben zu lassen“, sagte Dirnbacher abschließend.