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.100 Jahre Jugendamt
Freak-Radio widmet sich der Entwicklung dieser Institution und beleuchtet aktuelle Ereignisse und Fallbeispiele. Denn immer wieder steht das Jugendamt im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Etwa dann wenn Kinder ihren Eltern entzogen werden. Dabei geht es stets um den Spagat zwischen Kindeswohl und staatlicher bzw. familiärer Verantwortung.
In Kärnten sorgt ein krasser Fall von Kindesentzug durch das Jugendamt für Diskussionen. Drei Buben wurden ihrer Mutter abgenommen und in die Psychiatrie überstellt. Von dort flüchteten sie, jetzt müssen sie auf getrennte Pflegeplätze. (Standard, 26.9.2013)
Sobald jemand die Gefährdung eines Kindes meldet, würden Betreuer und Therapien vorgeschrieben, ohne auf die Wünsche der Familien einzugehen, kritisiert der in der Steiermark tätige deutsche Erziehungswissenschafter Reinhart Wolff. Dieser ist Erziehungswissenschaftler und Soziologe an der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin.
Eine Kindesabnahme ist immer dramatisch“, sagt Andrea Holz-Dahrenstaedt, Salzburger Kinder- und Jugendanwältin. „Denn Kinder lieben ja auch schlagende Eltern.“ Dennoch sei es in gefährlichen Situationen oftmals notwendig, Kinder aus ihren Familien zu nehmen. Holz-Dahrenstaedt reagiert damit auf die herbe Kritik an der österreichischen Jugendwohlfahrt durch die beiden Autoren Johann Missliwetz und Angelika Schlager (siehe Interview unten). In dem neuen „Schwarzbuch Jugendwohlfahrt“ ziehen die beiden gegen Jugendämter, Familiengerichte und Gutachter zu Felde. (KURIER, 24.11.2014)
Jugendämter in der Kritik – Wegnehmen ist das Einfachste: Die Schicksale vernachlässigter und getöteter Kinder bewegen die Nation. Von solchen, die aus falscher Fürsorge von ihren Eltern getrennt werden, erfahren wir zu wenig. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2014)
Willkommen zu einer neuen Sendung von Freak-Radio aus dem ORF-RadioCafe sagt Ihnen Gerhard Wagner. Wie Sie schon durch die Zitate feststellen können, geht es heute um die Aufgabe des Jugendamtes.
Die Jugendämter in Österreich gibt es bereits seit 100 Jahren. Das ist der Anlass für diese Sendung. Sie haben die wichtige Aufgabe, sich um das Wohl der Kinder zu kümmern, und das ist gewiss keine leichte Aufgaben. In Extremfällen werden Mitarbeiterinnen der Jugendämter – denn diese sind meist weiblich) dafür kritisiert, wenn sie es nicht verhindert haben, dass Eltern ihre Kinder misshandeln oder gar in Extremfällen töten. Doch darauf legt die heutige Sendung nicht ihren Schwerpunkt.
Heute geht es darum, dass Eltern ihre Kinder entzogen werden. Dass sich viele Eltern darüber beschweren und aufschreien, wenn ihnen die Kinder weggenommen werden, auch wenn es berechtigt ist, ist verständlich. Heute stellen wir uns hier die Frage: Ist es wirklich immer berechtigt? Haben Kinder, die ihren Eltern weggenommen werden, dann mehr an Sicherheit, Schutz und auch bessere Entfaltungsmöglichkeiten? Dies möchten wir in dieser Sendung ansprechen.
Daher begrüße ich zunächst Frau Gerda Ressl vom Verein Behindertenombudsmann Frau Ressl, von welche Erfahrungen berichten Sie?
Vielen Dank für ihr Kommen! In der heutigen Sendung gilt der Dank auch an mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die als Schüler einer 7.Klasse Recherchearbeiten für die heutige Sendung durchgeführt haben. Lenny Schwieger hat etwa einen Beitrag über die Geschichte des Jugendamts zusammengestellt:
Fragen: Zahlreiche UN und EU-Verordnungen, auch die österreichische Verfassung sehen eine selbstbestimmtes, gleichgestelltes Leben für Menschen, die eine Behinderung haben, vor. Soll das auch für das Jugendamt gelten, oder muss es hier auch Ausnahmen geben?
- Dateien:
- FR170110_100_Jahre_Jugendamt.MP3