Inhalt:
.„And then I got sick and never recovered“
Die 25-jährige Irina Angerer nutzt die junge Social-Media-Plattform Instagram als persönliches Sprachrohr in die Welt. Als Plattform um Aufmerksamkeit für chronische Erkrankungen und Behinderungen in der Gesellschaft zu proklamieren.
Klicken Sie hier um diese Sendung auf YouTube zu hören.
Sie selbst hat das bisher wenig erforschte POTS-Syndrom („Posturales Tachykardiesyndrom“), eine Dysfunktion des autonomen Nervensystems – also jenes Bereichs, der der willkürlichen Kontrolle größtenteils entzogen ist. „Bei POTS schafft es der Körper nicht, seinen Kreislauf im Stehen anzupassen. Der Herzschlag steigt, Schwindel setzt ein, oft bis zur Ohnmacht“, erklärt Irina Angerer auf ihrem Instagram-Account. Der Rollstuhl ist damit seit ihrer plötzlichen Erkrankung im Vorjahr zur täglichen Notwendigkeit geworden. Mit ihren persönlichen Erfahrungen wendet sie sich an ihre Instagram-Community und versorgt die Abonnent*innen mit „chronic illness + politics + poodle content“, so die Selbstbeschreibung.
Die gebürtige Südtirolerin zeigt auf, was im Umgang mit Menschen mit Behinderungen schief läuft. Warum es zum Beispiel kein Kompliment ist, wenn ihr Bekannte zu ihrem Freund gratulieren, der „trotz ihrer Krankheit“ mit ihr zusammen bleibt. Sie findet klare Worte für Barrieren und Missstände, die sie selbst erlebt und gibt Einblicke in private Lebensbereiche – bis zu Berichten aus dem Krankenhaus und persönlichsten Gedanken:
„Menschen werden ihr Leben normal weiterführen, du nicht. Das wird weh tun. Ich bin ehrlich, es wird verdammt weh tun. Und es wird nicht leicht werden, wieder freude im leben zu finden. Aber du wirst das, immer wieder mal. Du wirst auch schöne momente haben. Momente in denen es dir etwas besser geht als gerade. Und du wirst auch wieder lachen können. das verspreche ich dir.“ [22.08.2020]
Diese Zeilen richtete Irina Angerer an ihr „Vergangenheits-Ich“ und gleichzeitig an alle ihre Follower*innen in der digitalen Welt. Sie will auf ihrem Account nicht alles Schlechte schön zeichnen, es geht ihr um Ehrlichkeit und Transparenz hinsichtlich ihrer Erkrankung. Aber nicht nur: Inmitten zahlreicher aktivistischer Postings findet sich seit wenigen Wochen auch ein flauschiger Like-Garant: der Baby-Pudel Eddie (mit vollem Namen Edgar Allen Poo(dle)!).
Irina Angerers ehrgeiziges Ziel ist es, trotz gesundheitlichen Einschränkungen ihr zweites Studium, jenes der Politikwissenschaften, abschließen zu können. Welche Hürden sie auf ihrem Weg beschäftigen und bei welchem Thema einmal auf den Tisch gehauen werden muss, liest man auf ihrem Instagram-Account. Für Pudel-Updates und politische Forderungen geht’s also hier entlang:
http://www.instagram.com/irina.angerer
Aufklärungsarbeit über Instagram zu betreiben, erlaubt es den echten Menschen hinter den Online-Accounts, in kürzester Zeit viele Leute zu erreichen. Dieses Potential wird vorallem von jungen Aktivist*innen zunehmend erkannt. In der Infobox eine Auswahl an weiteren Accounts zu den Themen Krankheit und Behinderung.