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Rubrik: Freak-Science
10. Dezember 2008

Arbeitswelt von Menschen mit intellektueller Behinderung

von Oliver Koenig (Lektor am Institut für Bildungswissenschaft Universität Wien)

Ja, auch in Österreich geht es anders. Wie bereits erwähnt ist Behindertenpolitik für die Zielgruppe von Menschen mit intellektueller Behinderung hauptsächlich Aufgabe der jeweiligen Bundesländer. Diese Kompetenzaufteilung ist dabei bedingt durch die Zäsur in »abeitsfähig« und »arbeitsunfähig«. Auf der Seite der einzelnen Bundesländer sehen wir in Österreich neun unterschiedliche Landesbehindertengesetze. Das heißt: Einem Mensch, der in Wien lebt, stehen möglicherweise ganz unterschiedliche Leistungen und Möglichkeiten zu wie einer Person in einer vergleichbaren Lebenssituation beispielsweise in Niederösterreich. In Bezug auf die jeweils mögliche Ausgestaltung dieser Möglichkeiten möchte ich an dieser Stelle ein österreichisches »Best-Practice« Beispiel anführen, das auch in einem internationalen Vergleich als richtungsweisend anzusehen ist.

Bereits seit zehn Jahren beweist das nunmehrige Regelangebot »SPAGAT« des Instituts für Sozialdienste in Vorarlberg auf eindrucksvolle Art und Weise, dass auch Personen, deren Leistungsfähigkeit so gering ist, dass sie nach den gesetzlichen Bestimmungen als nicht vermittlungsfähig gelten, »eine Arbeit im Sinne einer für sie sinn- und bedeutungsvollen Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt« erlangen können. »SPAGAT«     begann 1997 als ESF-gefördertes Modellprojekt mit dem Ziel, herauszufinden, wie die in der Schulzeit begonnene Integration auch in der nachschulischen Welt fortgesetzt werden kann. Von den acht TeilnehmerInnen des Modellprojektes konnten alle beruflich integriert werden. Dies hat dazu geführt, dass »SPAGAT« heute ein reguläres landesweites Angebot der Behindertenhilfe ist, welches Jugendlichen am Übergang Schule – Beruf Wahlfreiheit zwischen einer Tätigkeit in einer Beschäftigungstherapie oder »Unterstützter Beschäftigung« anbietet. Zentrale methodische Bestandteile und Kernstücke der Arbeit von »SPAGAT« sind der Aufbau von Unterstützungskreisen nach dem Konzept der »Persönlichen Zukunftsplanung« sowie die Etablierung von MentorInnen in den Betrieben. Persönliche Zukunftsplanung bedeutet, dass man versucht, von den Wünschen, Fähigkeiten und Perspektiven, welche die jungen Menschen einbringen, auszugehen. Der Unterstützungskreis besteht im Endeffekt aus dem erweiterten sozialen Netzwerk, auf welches die Person zurückgreifen kann. Dabei wird versucht, das Potenzial und die Ressourcen dieses sozialen Netzwerks gezielt zu aktivieren, vor allem auch bei der Suche nach geeigneten Arbeitsplätzen. Bei Menschen ohne Behinderung besagen Studien, dass 80 % aller Arbeitsplätze über informelle Kontakte gewonnen werden. Bei Menschen mit Behinderung wurde eine Vielzahl hochprofessionalisierter Systeme geschaffen, die sich jedoch nur auf verbleibende 20 % fokussieren. Dabei wäre es eigentlich viel sinnvoller zu schauen: Wo gibt es im informellen Netzwerk der Person bereits Kontakte, die man gezielt nutzen kann? Wo können auch gezielt Leute sensibilisiert und motiviert werden, in ihrem jeweiligen Einflussbereich für einen konkreten Menschen mit einem konkreten Wunsch aktiv zu werden und zu helfen?


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