Inhalt:
.Aus der Bahn
Aus Poren brennende Büsche
Von Dornen durchpflügte Haut;
Die Furchen weinen Blut:
Du bist, der du nicht bist.
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Musik: Tori Amos, Crucify
Ernst Kostal:
In meinen jungen Jahren
War ich
Besonders musterlich
Musterlich vorzüglich
Vorzüglich musterlich
Der Beste aller Besten
Bis ich sah,
dass es da
auch andere gab,
die waren auch
mindestens so musterlich vorzüglich
vorzüglich musterlich
wie ich.
Und weil ich das nicht verkraftete,
pisste ich aufs Musterlich Vorzüglich
vorzüglich musterlich,
wie ich es gelernt hatte:
ich pißte ohne Unterlaß
den vorzüglich Vorzüglichen
in die Hosenstulpen
und sonst wohin ?
mir selber auch?
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Moderation: Sie waren früher Leistungssportler?
Ernst Kostal: Ja, das ist schon recht lange her. Das war in der ersten Hälfte der 60er Jahre.
Moderation: Wie war das damals? Sie sprechen in dem Gedicht das Vorzügliche an?und ich lese hier auch so ein bisschen den Leistungsbegriff heraus. Hat die Leistung irgendwann überfordert?
Ernst Kostal: Damals war mein Motto ? obwohl ich in die Mittelschule gegangen bin, war mein Blickwinkel doch etwas verengt ? also, ich bin so ein extremer Typ, wenn mich etwas freut und ich kann es machen, dann mache ich fast nur mehr das. Und meine Gedanken waren dann nur mehr bei der Leichtathletik und mein damaliges Motto war eben (was ich heute äußerst dumm finde): Essen, schlafen und trainieren. Das passt natürlich in das Leistungsprinzip der Gesellschaft, also?ich bin nicht sehr aufgefallen, das war schon okay. Verschiedene Trainer haben mich trainiert und so. Also ich habe es nicht allzu weit gebracht, gerade so bis ins Nationalteam aber so wirklich in europäischer Klasse bin ich nie gewesen. Trotzdem, auch das war eine schöne Zeit, die dann aber abrupt abgebrochen wurde: Erstens war ich damals verletzt, ich habe eine chronische Sehnenscheidenentzündung bekommen, wahrscheinlich durchs Training. Und zweitens haben die Studentenjahre mit dem Alkohol begonnen.
Moderation: Wie intensiv oder exzessiv war das damals?
Ernst Kostal: Die Alkoholgeschichte? Naja, das hat relativ langsam begonnen aber wie ich gemerkt habe, ich sollte es nicht, war es schon zu spät. Ich wollte/ konnte dann nicht mehr aufhören und dann hat sich die Menge, die ich gebraucht habe, im Lauf von wenigen Jahren ungeheuerlich gesteigert. Und dann war ich eben schwer süchtig. Da beginnt dann eben so eine Zeit mit Entzugsphasen. Irgendwie habe ich dann doch versucht aufzuhören und das ist mir nie so richtig gelungen. Viereinhalb Jahre war ich trocken, aber da war ich noch nicht unterrichtet über den Suchtmechanismus, habe ein paar Krügerl getrunken ? zwei, drei Tage ein paar Krügerl, und dann wieder nichts, bin aber dann komplett schnell hinein gekippt auf einen Liter Schnaps am Tag und wieder mehr. Und irgendwann im Laufe dieser Entzugsphasen hat mich dann eben der Wahnsinn ereilt. Psychiatrisch gesagt ist das wahrscheinlich eine Alkoholentzugspsychose gewesen.