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.Barrierefreier Arztbesuch?
Nothburga Karnutsch: Das fängt schon damit an, dass man die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen muss. Man muss sich auf den Weg konzentrieren, schauen, wo ist der Arzt, wie komme ich hin. Dann ist es schwierig, die Praxis zu finden, weil man die Hausnummer nicht lesen kann. Dann fragt man, wird in diese oder in die andere Richtung geschickt. Man muss sich also wirklich zuerst selbst Informationen verschaffen. Die nächsten Schwierigkeiten sind dann im Haus, die Lichtverhältnisse, wenn man den Lift nicht findet, und in der Arztpraxis selbst, dass man die Sprechstundenhilfe findet. Wenn sie sagt: "Nehmen Sie im Warteraum Platz", muss man sich orientieren, wo er ist und wo muss ich dann rein zum Arzt.
Freak-Radio: Haben Sie in diesem Zusammenhang schon negative Erfahrungen gemacht oder gibt es eher Positives zu berichten?
Nothburga Karnutsch: Wenn ich negative Erfahrungen gemacht habe, dann habe ich den Arzt gewechselt. Bei mir muss es auf jeden Fall öffentlich gut zugänglich sein. Es soll hell in der Praxis sein und ich muss mich dort gut orientieren können.
Freak-Radio: Frau Tschutschek: Die Arzthelferin ist mehr oder weniger angesprochen worden. Wie reagieren Sie, wenn Sie bemerken, dass ein behinderter Mensch die Praxis aufsucht?
Gundi Tschutschek: Wir sind im ersten Stock. Wenn ein Rollstuhlfahrer kommt, bringen der Hausmeister und ich ihn gemeinsam in die Ordination. Ich sitze visavis der Eingangstüre. Wenn der Patient herein kommt, bin ich ihm sofort behilflich, führe ihn zu dem Sessel im Wartezimmer und helfe, so gut ich kann.
Freak-Radio: Ist die Glocke zu Ihrer Praxis, wo man sich ja zunächst Einlass verschaffen muss, für einen sehbehinderten menschen leicht zu finden?
Gundi Tschutschek: Nein, das glaube ich nicht. Es ist eine ganz normale Glocke. Sie sprechen mich so konkret an. Ich habe noch gar nicht darauf geachtet. Es wäre allerdings sehr einfach, sie mit einem Punkt zu spezialisieren, damit der blinde bzw. anders behinderte Mensch leicht hinkommen könnte.
Freak-Radio: Herr Dr. Paukner: Gibt es von seiten der Ärzteschaft Möglichkeiten, dass man behinderten Menschen den Zugang zu Arztpraxen erleichtern könnte?
Dr. Paukner: Nachdem uns das Problem durch die stärker werdende Diskussion auch wieder bewusster wird - und ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt, dass es auch uns Ärztinnen und Ärzten wieder bewusst wird, dass hier ein Nachholbedarf da ist - werden wir natürlich auch von seiten der Ärzteschaft darauf achten, dass verstärkt Informationen hinaus gehen. Es ist zum Teil im Internet auf der Homepage der Kammer nachlesbar. Das hilft allerdings Jemandem, der nicht oder schlecht sehen und den Computer benützen kann, sehr wenig. Wir haben aber auch die Möglichkeit, im Patientenservice über die Ärztekammer Ratschläge zu geben.