Inhalt:
.Aktuelles:
Halloween: Freakige Friedhofsgeschichten
Zu Allerheiligen und Allerseelen, neudeutsch Helloween, gedenken wir unserer Verstorbenen....
Freak-Classic: Phönix aus dem Gips?
Anlässlich des 80. Geburtstags von Gerlinde Zickler wiederholen wir am 22. Oktober 2024 einen...
Barrierefreies Internet für alle?
Computer und Internet machen heute vieles möglich: Blinde Menschen können Zeitung lesen. Bewegungsbehinderte Menschen können Texte schreiben und verschicken – ohne zum Briefkasten gehen zu müssen. Gehörlose Menschen können sich über das Internet weltweit mit einer Kamera in Gebärdensprache unterhalten. Gehörlose sprechen mit den Händen: Das ist die Gebärdensprache.
Aber ist das Internet wirklich für alle verwendbar? Werden alle technischen Möglichkeiten ausgenützt? Darüber haben mehrere Fachleute in einer Freak-Radio Sendung im ORFKulturCafe gesprochen:
Shadi Abu-Zhara ist Rollstuhlfahrer und Computer-Fachmann. Er ist gebürtiger Ägypter, der in Wien an der Technischen Universität studiert hat.
Für ihn als Mensch mit Behinderung ist es wichtig, dass es keine Barrieren gibt: Als Rollstuhlfahrer braucht er barrierefreie Straßen und Gebäude, die er rollend benutzen kann. So ähnlich ist das auch im Internet: Auch hier gibt es Barrieren, auch hier können diese Barrieren beseitigt werden. So wie ein Rollstuhlfahrer eine Rampe statt einer Stufe oder einen Lift statt Stiegen benutzen kann, gibt es auch im Internet Mittel und Wege, damit es alle verwenden können.
Edith Vosta ist Mitarbeiterin im Bundeskanzleramt. Sie sagt: »Wir sind alle Gewinner, wenn das Internet keine Barrieren hat. Wir müssen dabei gar nicht behindert sein: Denn es nützt jedem, wenn man zum Beispiel die Schriften im Internet größer oder kleiner machen kann. Im Bundeskanzleramt bemühen wir uns daher, die Internet-Seiten so gut nutzbar wie möglich zu machen. Dazu sind wir auch verpflichtet!«
Wichtig für Arbeitsplätze
Michael Stenitzer organisiert einen Stammtisch für barrierefreie Medien. Beruflich ist er für dafür zuständig, dass die Angebote im Internet für alle brauchbar sind.
Für ihn ist das Internet deshalb so nützlich, weil behinderte Menschen selbstbestimmt sein können. Sie haben dann einen leichten und schnellen Zugang zum Wissen - aber auch zu Unterhaltung.
Außerdem sind Computer heute am Arbeitsplatz kaum wegzudenken. Wenn die Informationen für behinderte Angestellte nicht zu erreichen sind, dann haben sie einen massiven Nachteil. Das widerspricht jetzt aber einem Gesetz. Dieses schreibt vor, dass behinderte Menschen gleich behandelt werden wie alle anderen Menschen.
Deshalb ist es wichtig, dass die Informationen im Internet so übersichtlich sind, dass man sie auch leicht findet.
Für wen soll es ein barrierefreies Internet geben?
Shadi Abu-Zhara erklärt, dass blinde Menschen besonders betroffen sind, das ist schon vielen bekannt. Aber weil es immer mehr Musik und gesprochene Sprache im Internet gibt, muss man sich auch für gehörlose Nutzer etwas einfallen lassen.
Wenn es Bilder im Internet gibt, dann können die Sprachprogramme das nicht verstehen. Sprachprogramme lesen blinden Menschen vor, was im Internet steht: Daher braucht man zum Bild nur einen kurzen Text, der erklärt, was darauf zu sehen ist. Davon haben dann auch Handybenutzer etwas, wenn sie nur mit Textseiten ohne Bilder im Internet blättern. »Damit können alle, auch ohne die Bilder zu sehen, die Inhalte verstehen,« weiß Abu Zhara.
Das ist ganz leicht zu machen. Trotzdem gibt es diese einfachen Erklärungen zu Bildern auf vielen Webseiten noch nicht. Hier kann also noch vieles leicht und schnell verbessert werden.
Abu Zhara sagt: »Es nutzt nichts, wenn ein Gebäude schön ist, es kann aber niemand verwenden. Genauso ist es bei Internetseiten. Die sollen schön und ansprechend sein. Aber jeder sollte sie benutzen können!« Man kann das kombinieren, manchmal ist es nur eine Frage des Könnens, gute Seiten zu machen.
Wer Internet Seiten macht, sagt Abu Zhara, sollte auch wissen, was man es machen muss, dass die Seiten für alle verwendbar sind und wie man Barrieren vermeidet.
Gehörlose Menschen
Weil die Gebärdensprache die Muttersprache der gehörlosen Menschen ist, ist es für Edith Vosta wichtig, dass es auch Internetseiten mit Gebärdensprache gibt. Und weil der Staat Österreich die Gebärdensprache anerkannt hat, muss es Informationen in Gebärdensprache geben. Denn die Schriftsprache ist für viele gehörlose Menschen eine Fremdsprache und daher nicht so gut verständlich. Deshalb werden jetzt neue Gesetze in Gebärdensprache
erklärt.
Immer öfter werden auch Videos im Internet angeboten: Diese sind dann für viele barrierefrei, wenn das Gesprochene auch als Untertitel zu lesen ist.
Dann gibt es eine breite Zielgruppe: Auch Menschen, die noch nicht so gut Deutsch können, schwer hörende Benutzer oder auch Menschen mit Lernbehinderungen, können dann die Videos leicht verstehen.
Freak-Radio hat eine weitere Möglichkeit entwickelt: Es gibt eine eigene Internetseite: Dort kann man Sendungen nicht nur hören, sondern auch mit Untertiteln mitlesen, was die Sprecher gerade sagen.
(Zu Hören mit Untertiteln bei Freak-Radio)
Was wird im Internet für Menschen mit Lernbehinderungen getan?
Für Michael Stenitzer sind Seiten für lernbehinderte Menschen ein gutes Beispiel dafür, dass man keine komplizierte Technik braucht.
Da geht es wirklich nur darum, sich auf die Leser der Seite einzustellen. Das nutzt dann allen, wenn Texte einfacher sind. Damit sind Internet-Seiten benutzerfreundlich für alle.
Die verständliche Sprache ist ganz wichtig. Meistens werden zu komplizierte Texte verwendet. Oft wird auf die Leser vergessen. Dabei gibt es einfache Regeln, wie ein Text leichter verständlich ist.
Diese Seiten in der Rubrik »Leichter Lesen« von Freak-Radio werden ganz bewusst in einfacher Sprache geschrieben.
Gute Beispiele
Für Michael Stenitzer sind vor allem öffentliche Seiten, etwa von der österreichischen Regierung auf help.gv.at gut nutzbar. Auch die Seiten der Stadt Wien sind ein gutes Beispiel. Weniger gut läuft es noch bei den Internetseiten von Firmen und Privaten.
Was regeln die Gesetze?
Es gibt mehrere Gesetze, die bestimmen, dass das Internet gut zugänglich sein soll.
Alle öffentlichen Seiten der österreichischen Regierung, der Bundesländer und auch der Städten müssen gut zugänglich sein. Dafür gibt es genaue Vorschriften.
Auch Unternehmen müssen ihre Leistungen im Internet so anbieten, dass sie auch für behinderte Menschen ohne zusätzlichen Aufwand leicht nutzbar sind.
Weltweit werden die Regelungen zur Barrierefreiheit immer wieder verbessert, ein Experte dafür ist Shadi Abu Zhara: »Es werden immer wieder aktuelle Richtlinien erarbeitet.« Damit ist auch die Barrierefreiheit immer auf dem aktuellen Stand. Abu Zhara ist überzeugt, dass »die Internetseiten mit der Zeit immer besser nutzbar sein werden. Das glaubt auch Michael Stenitzer. »Neue barrierefreie Möglichkeiten im Internet sind für alle eine Chance, aber auch eine Herausforderung.«