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Barrierefreiheit - zu teuer?
Ein schönes Gründerzeithaus in Wien. Der Orthopäde hat seine Ordination im 2. Stock. Es gibt einen Lift. Doch um den Lift zu erreichen, muss man zuerst zwölf Stufen bewältigen. „Wenn Sie Rollstuhlfahrerin sind, müssen Sie halt einen anderen Orthopäden suchen“, sagt die Ordinationshilfe am Telefon, verabschiedet sich höflich und legt auf.
Österreich hat sich durch die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, die Barrieren bei öffentlichen Einrichtungen zu eliminieren. Dazu zählen auch Arztpraxen.
Nach Art 9 Abs. 1 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist Österreich verpflichtet, geeignete Maßnahmen dafür zu treffen, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigten Zugang zur physischen Umwelt, zu Transportmitteln, Information und Kommunikation und anderen Einrichtungen haben.
Dies betrifft die Beseitigung von Zugangshindernissen und -barrieren zu Gebäuden, Straßen, Transportmitteln sowie anderen Einrichtungen einschließlich Schulen, Wohnhäuser, medizinische Einrichtungen und Arbeitsstätten; des Weiteren zu Informations- und Kommunikationsdiensten.
Per Behindertengleichstellungsgesetz muss bis spätestens 1. Jänner 2016 Barrierefreiheit für Patienten hergestellt werden. Doch es gibt Ausnahmen: wenn der Denkmalschutz den Abbau der Barrieren verhindert und wenn die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der betreffenden Arztpraxis nicht gegeben ist. Im Wesentlichen müssen nur neue Arztpraxen bzw. neu gewählte Standorte in barrierefreien bzw. barrierefrei adaptierten Räumlichkeiten sein. (Information der Ärztekammer Wien an ihre Mitglieder.) Somit kann es viele Jahrzehnte dauern, bis alle Arztpraxen barrierefrei sind. Entspricht dies dem Geiste und den Paragraphen der Behindertenrechtskonvention?
„Barrierefreiheit macht das Wohnen teurer“
Zwei Menschen suchen eine Wohnung. Beide sind Rollstuhlbenutzer. Sie haben Geld. Sie beauftragen Makler. Doch die Suche wird zunehmend nervig. Es stellt sich heraus, dass Makler oft nicht wissen, wie groß der Lift ist und ob es irgendwelche anderen Barrieren gibt. Bei Altbauwohnungen beschränkt sich das reale Wohnungsangebot für behinderte Menschen oft auf Wohnungen im Erdgeschoß. Unbefriedigend. Das sollte sich ändern. Stattdessen dreht sich die Diskussion um: Barrierefreiheit mache das Wohnen zu teuer.
Fakt ist, dass die Wohnungskosten in die Höhe schießen. Die Statistik sagt, um 3,6 Prozent im Schnitt, die Beobachtung sagt anderes. Die Baukosten für neue Wohngebäude stiegen zuletzt um vier Prozent jährlich. Die Leistbarkeit von Wohnungen war ein brisantes Thema im letzten Wahlkampf. Einige Politiker und Wohnbauvertreter sagen, überzogene Bauvorschriften seien schuld daran, dass das Wohnen unnötig teuer wird. Schuld seien das Passivhaus und die Barrierefreiheit. Wie viel Barrierefreiheit können wir uns also leisten?
Freak Radio lädt zu einer Diskussion ins ORF-Radiocafé.
Zeit: 16. Dezember 2013, 19 bis 21 Uhr
Ort: ORF-Radiocafé, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien. Barrierefreier Zugang durch ORF-Shop.
19-20 Uhr: Panel 1: Wieviel barrierefreies Wohnen können wir uns leisten?
Es diskutieren die Studienautorin Eva Bauer (Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen), die Architektin Barbara Sima-Ruml (Abteilung Energie und Wohnbau des Landes Steiermark) und die Freak Radio-Redakteurin Katharina Zabransky.
20-21 Uhr: Panel 2: Stolpersteine im öffentlichen Raum
Es diskutieren die Informationsdesignerin Veronika Egger (Geschäftsführerin von is-design), der Journalist Manfred Fischer und die Behindertenaktivistin Kornelia Götzinger.
Moderation: Margarete Endl