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.Behindernde Bilder
Ich bin mit dem Herrn Riess einer Meinung und wir versuchen das auch abzuwehren, dass die Öffentlichkeit es sich sehr leicht macht, Dinge auf Private Initiativen zu verlagern. Dass zu viel in die Institutionen gehen, das ist mir als ich es vor einigen Jahren wieder übernommen habe, ebenso auf die Nerven gegangen. Da ist es so gewesen, dass die Mitglieder des Vereins "Licht ins Dunkel" mehr oder minder nach einem bestimmte ausgehandelten Prozentsatz sich die Gelder aufgeteilt haben. Das ist jetzt vorbei. Denn wir legen immer mehr Wert darauf, dass Spendengelder nicht für Verwaltungstätigkeiten aufgewendet werden, sondern dass der einzelne sich darum sorgen muss, dass er die Gelder für die Verwaltung möglichst von den öffentlichen Händen bekommt, und möglichst wenig bis gar nichts von den Spendengeldern. Dass es Durchführungskosten gibt, das ist aber im Grunde völlig klar!
Wir sind in den letzten dazu über gegangen, nicht mehr Institutionen zu fördern, sondern Projekte. Das läuft sehr konkret, da kam in den letzten Jahren die ARGE Rehabilitation dazu, da kam auch ein Nothilfefonds dazu, der Personen, die plötzlich in Not geraten sind, fördert. Und jeder einzelne, der nicht in diesen Organisationen ist, aber auch kleinere Vereine haben auch die Möglichkeit, sich dort anzumelden.
Glücklicherweise ist in den letzten Jahren immer mehr Geld hereingekommen. Mit den 50-60 Millionen von vor fünf Jahren wären die Bedürfnisse, die heute herangetragen werden, mit Sicherheit nicht mehr zu bewältigen, und immer noch ist es überall und weit zu wenig.
Aber ihr Thema sind die falschen Bilder. Und bei diesem Thema habe ich ein offenes Ohr zum Zuhören und um auch zu fühlen, wie sie denken, handeln und das empfinden. Denn das äre +überhaupt das Letzte, was uns einfällt, dass man eine Riesengeschichte macht, dass alle, die dabei mittun, begeistert sind und die, die damit am unmittelbarsten angesprochen sind, fühlen sich dabei nicht wohl. Das ist nicht die Intention, das ist nicht die Absicht, darüber zu reden, ist jederzeit möglich.
Aber ich kann auch garstig sein: so wie wir keine Politiker, keine Sozialministerien, Sozialämter in diese Institution "hineinlassen", lassen wir auch keine Funktionäre, die Vertreter von innen sind, "hinein", einfach aus dem Selbstschutzgrund, dass das eine Aktion ist, die nicht politisch ist.
Gerhard Wagner: Ich möchte jetzt gerne zur Diskussion über die Sprachbilder kommen und mit einer Anekdote beginnen, ich glaube, die Frau Mag. Brozek war damals sogar dabei:
In den späten 80er-Jahren auf der Universität Wien, als bei einer Promotion sub auspiciis Rollstuhlfahrer in der Aula der Universität gesessen sind, weil da gerade eine Veranstaltung gewesen ist, kam der damalige Rektor, den ich sehr geschätzt habe. Aber dann hat er etwas gesagt, das mich sehr verwundert hat und wahrscheinlich nur aus der Zeit verständlich war: "Ja ist es wirklich notwendig, wenn der Herr Bundespräsident kommt, dass die Krüpperl in der Aula herumsitzen."
Eine ganz junge Begebenheit, die sich letzte Woche abgespielt hat: Es hat eine Frau mit einem seltsamen Anliegen zwei junge Männer angesprochen hat und die haben sich unterhalten. Und dann habe ich von den zweien nur noch gehört: "ich sag nur eins: behindert!" Hier also die Näherung zu den Begriffen und zu den Bildern, die dahinter stehen. Vielleicht noch eines: Es gibt ja den Begriff "invalide", wenn man das übersetzt, dann heißt das "ungesund".