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Rubrik: Lesen statt Hören
19. Mai 2002

Behindernde Bilder

von Irmgard Kampas, Gerhard Wagner

Es war je so, dass in den 70er und80er-Jahren ein Teil der Behindertenbewegung sich "Krüppelbewegung" genannt hat, weil man gesagt hat: Ihr lasst uns wie Krüppel leben, also tun wir Euch nicht die Freude, uns "behindert" zu nennen, sondern wir bezeichnen uns selbst als "Krüppel". Das ist nur aus der Nachzeit der 68er-Bewegung zu verstehen. Das ist jetzt vorbei. Der Ausdruck "behinderter Mensch": Ich würde das, wenn es irgendwie möglich ist, immer dazu sagen. "der behinderte Mensch" oder "ein Mensch mit Behinderungen" und nicht nur "der Behinderte", "die Behinderte". Das hat sich eigentlich durchgesetzt und es gibt im Deutschen eigentlich keine andere Möglichkeit, ohne diskriminierend zu sein.

Moderation: Sie hören Freak-Radio auf MW 1476 zum Thema: Behindernde Bilder. Zur Darstellung behinderter Menschen in den Medien.
Die erste Stellungnahme aus dem Publikum kommt von Dr. Heinz Barazon, der am 28. Feber eines seiner letzten öffentlichen Statements vor seinem Tod im Frühjahr abgegeben hat:

Dr. Heinz Barazon: Mein Name ist Dr. Barazon. Ich bin Rechtsanwalt gewesen und jetzt in Pension. Einige kennen mich hier sehr gut. Ich bin als Legist tätig seit 1968 und ich muss öffentlich gestehen, dass ich dem Herrn Riess, den ich persönlich sehr schätze, dass weder ein österreichisches noch ein Europäisches Antidiskriminierungsgesetz Wunder wirken wird!

Das Problem liegt nämlich meines Erachtens nicht bei dem Inhalt des jeweiligen Bundesgesetzblattes oder des Amtsblattes der Europäischen Union, sondern es liegt darin, dass die Mentalität und zwar sowohl auf quasi nicht behinderten Seite als auch auf Behindertenseite keine Kommunikation zulässt. Und dass ist meines Erachtens ein öffentliches Erziehungsproblem, bei dem sicherlich die falschen Bilder, die Mag Brozek vorhin angesprochen hat, eine Belastung darstellen. Aber auch die falschen Bilder sind nicht ausschließlich der Grund für das Nichtfunktionieren der Kommunikation, sondern der Grund liegt im menschlichen Bereich relativ tief verankert. Dass die anglosächsische Mentalität Fremdheit gegenüber anders eingestellt ist als die unserige, ist zwar richtig, war aber nicht immer so. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass wir bis 1918 in einem Reich inkorporiert waren, woe die Fremdheit geradezu die Normalität war! Ich danke!

Gerhard Wagner: Danke schön!

ehemalige Standard-Mitarbeiterin: Wieso bauen wir Büroräume nicht so, dass auch die Menschen dort, ungehindert ihre Arbeit verrichten können! Warum müssen sie in geschützten Werkstätten arbeiten. Warum können sie nicht ganz normal als Journalisten arbeiten?


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