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Rubrik: Lesen statt Hören
19. Mai 2002

Behindernde Bilder

von Irmgard Kampas, Gerhard Wagner

Ich habe selbst beim Standard gearbeitet. Der Herr Huainigg war bei uns, um über eine Verlagsbeilage über das Thema zu gestalten und ich konnte keinen Termin dort ausmachen, weil einfach das alte Gebäude in der Herrengasse, ein Palais, nicht rollstuhlgerecht gebaut war. Der Redaktionsraum, in dem ich gearbeitet habe, ist für einen Rollstuhlfahrer nicht erreichbar, warum muss das so sein, warum arbeitet man nicht daran, dass der Alltag von behinderten Menschen ganz normal auch erlebbar und machbar ist? (Applaus)

Gerhard Wagner: Danke vielmals.

Andreas Oechsner: Ich komme vom Zentrum für Kompetenzen, Beratungsstelle für behinderte Menschen. Erstens einmal finde ich das ganz toll, dass der Herr Dr. Bergmann hier ist und sich der Diskussion stellt.
Ich denke, wir kennen das aus vielen tausenden von Rückmeldungen von behinderten Menschen, die stöhnen über "Licht ins Dunkel". Warum ist das so?
Weil sie sagen, da ist ein Bild, das transportiert wird, so sehe ich mich nicht, so sehe ich mich überhaupt nicht! Denn das Bild des hilflosen Menschen wäre noch halbwegs ok, wenn dahinter nicht eine ganz klare gesellschaftliche Hierarchie '"Wir da oben, ihr da unten" transportiert wird. Jetzt gibt es in Deutschland die Aktion Sorgenkind. Und da war genau das gleiche Dilemma, dass im Lauf der zeit die behinderten Interessensvertreter sagen: Dieses Bild, das ihr transportiert, stimmt nicht mehr!
Da ist etwas sehr Konstruktives passiert, dass man sich zusammengesetzt hat und man hat sich gefragt: Welche Bilder denn transportiert werden sollen, von Menschen mit Behinderungen, die gleichgestellt sind, die ebenbürtig sind, die Respekt verdienen, die Achtung verdienen. Und diesen Prozess hat man gemeinsam bewältigt! Nicht umsonst hat die Aktion Sorgenkind plötzlich den Namen in Aktion Mensch geändert!
Jetzt weiß jeder, der im Marketing unterwegs ist, dass es sehr risikoreich ist, einen guten Namen zu ändern. Trotzdem hat man es gemacht.
Man hat gesagt, wir brauchen das Geld. Dazu haben auch die behinderten Menschen ja gesagt: Wir können nicht so tun, als ob wird das Geld nicht brauchen. Das wäre zwar schön. Aber so weit sind wir noch lange nicht! Aber wir wollen damit auch richtige Bilder transportieren. Nicht umsonst arbeiten in den Gremien auch behinderten Menschen mit, die das Bild von der Aktion Mensch geprägt haben.
Die Aktion Mensch hat eine Kampagne zur Verfassungsänderung gefahren, sie hat eine Kampagne zur Bioethik gefahren. Und all das ist ganz wichtig, nämlich dass man zusammen arbeitet!

Es ist ja nicht so, Herr Bergmann, da muss ich Ihnen in einem kleinen Punkt widersprechen. Die Interessensvertretung sitzt sehr wohl in diesem Verein. Die Lebenshilfe ist eine Interessensvertretung. Das finde ich auch gut. Man soll aber nicht so tun, als sitzen sie nicht da drin. Vielleicht, und das wäre mein Appell, könnte man sich auch anschauen, was woanders passieren, was in Deutschland passiert. Lasst uns doch einmal gemeinsam unter Ihrer Führung, das würde ich mir wünschen, ein Symposion gestalten, wo wir nicht aufeinander losgehen, sondern uns fragen, wie können wir den allmählich einen Reformprozess zustande bekommen? Es ist klar, dass das Geld nicht weniger werden kann. Das war auch die Prämisse von der Aktion Mensch. Und das hat funktioniert. Die haben keine Spendeneinbußen hinnehmen müssen! Die zweite Prämisse ist, lasst uns doch gemeinsam ein Bild entwickeln, das von vielen Menschen getragen wird, vor allem auch von den Betroffenen! Danke! (Applaus)


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