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.Behindert sein gestern, heute, morgen
Walter Lindner (Moderation): Herr Weissenbacher, Sie wollten dazu etwas sagen.
Thomas Weissenbacher: Herr Dr. Günther Schuster, es ist mir klar geworden, warum es persönliche Assistenz heißt. Was mir nicht klar ist, warum wir Menschen wie ich, ich bin psychisch krank ich bin anfallskrank, ich höre sehr schlecht, keine persönliche Assistenz bekommen.
Wenn ich zum Beispiel Vorträge in irgend einer Heilpädagogischen mache, dann habe ich erhebliche Schwierigkeiten. Hätte ich nicht dann und wann meine Unterstützerin zur Hand, die mir aber nur auf good will zur Verfügung gestellt wird.
Dr.Günther Schuster: Ich kann Ihnen nur Recht geben. Auch hier denke ich, es ist im Bereich der begleitenden Hilfen sicher so, dass es Unterschiede im Angebot in den verschiedenen Gruppen gibt. Wir haben die Arbeitsassistenz für Menschen mit Lernbehinderungen bis jetzt nur als fachliche Arbeitsassistenz organisiert und nur für jene Menschen als Angebot, die tatsächlich am ersten Arbeitsmarkt oder in der freien Wirtschaft tätig sind.
Hier wissen wir, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen dem bestehenden Angebot und der möglichen Nachfrage gibt,.
Thomas Weissenbacher: Da denke ich schon, da erwarte ich mir schon ein bisschen ein schwarz-weiss-Denken.
Walter Lindner (Moderation): Herr Dr. Günther Schuster: gibt es einen Anspruch für behinderte Menschen auf Arbeitsassistenz?
Dr.Günther Schuster: Es gibt keinen Rechtsanspruch im engeren Sinn. Das ist eine Leistung der Privatwirtschaftsverwaltung und es ist natürlich eine Frage des Ausmaßes der bestehenden Strukturen. Dem Grunde nach gibt es Arbeitsassistenzeinrichtungen in allen Bundesländern für verschiedenste Formen von Behinderungen aber ich bin der letzte der sagen würde, dass wir am Ende der Entwicklung sind oder dass hier alle bestehenden Notwendigkeiten bereits abgedeckt sind. Eine wesentliche Rahmenbedingung ist natürlich die allgemeine Situation am Arbeitsmarkt. Auch das wurde bereits angesprochen, die derzeit nicht so einfach ist, weil die Konkurrenzsituation für Menschen mit Behinderungen auf Grund der
allgemeinen Arbeitslosigkeit natürlich nicht einfach ist.
Walter Lindner (Moderation): Bevor wir uns nun von der Gegenwart in die Zukunft begeben, wieder ein paar Takte Musik.
+MUSIK
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Walter Lindner (Moderation): Während der Diskussion kam noch eine weitere E Mail hereingeflattert, die uns nun wieder von Frau Katharina Zabransky zu Gehör gebracht wird.
:Katharina Zabransky: Also es gibt hier ein Mail, wo der Schreiber auf den einen Satz vom Erwin Riess Stellung bezieht. Erwin Riess bezeichnet behinderte Menschen als eine
Bevölkerungsgruppe, die sich selbst schon lange nicht mehr als andersartig empfindet. Nur - Handeln sie auch immer so? Ich bin der Ansicht, dass Behinderung anders gedacht werden muss als bisher und zwar situationsspezifischer. Es sollte z.B. Ermäßigungen rein aufgrund eines Behindertenausweises nicht mehr automatisch geben, sondern nur mehr aufgrund der sozialen Lage (positiv gesehen als Loswerden des Almosen Status). Und oder bei einschränkenden Bedingungen. Gleiches gilt analog auch bei PensionistInnen, also diejenigen, die nicht sozial bedürftig sind und eine Einrichtung benützen können, genauso wie Otto und Anna Normalverbraucher sollten von sich sagen: Ich bezahle den vollen
Preis, obwohl ich aufgrund eines Pensionisten-, Behinderten-, Studenten- und so weiter Ausweises die Berechtigung auf eine Ermässigung hätte. Nur tun sie das auch? Nahezu keiner tut es. Kann aber so der Behindertenalmosen-Status aufgelöst werden? Nein. Es bedarf also eines situationsspezifischen Umdenkens, von Menschen mit einer und mit keiner Behinderung.