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Rubrik: Lesen statt Hören
09. November 2004

Behindert sein gestern, heute, morgen

von Walter Lindner

Walter Lindner (Moderation):Last but not least begrüße ich recht herzlich Herrn Thomas Weissenbacher, guten Abend.

Thomas Weissenbacher: Guten Abend, mein Name ist Thomas Weissenbacher, ich komme von der Selbstvertretergruppe, die Vienna People First heißt. Selbstvertretung deshalb so herausgestrichen, weil noch immer nicht klar ist, dass Selbstvertretung etwas selbstverständliches sein sollte. Sonst bin ich Werkstättenbesucher von Jugend am Werk, mache dort Kreativarbeiten. Ich bin auch Werkstättenratsmitglied. Werkstättenräte gibt es in Jugend am Werk noch nicht sehr lange, erst seit etwa einenhalb Jahren. Muss sich erst weiter ausbilden. Wir streben jetzt eine gesetzliche Verankerung an, damit es hier eine Rechtssicherheit gibt.

Walter Lindner (Moderation):Unsere Gäste haben sie kennen gelernt, nach ein paar Takten
Musik steigen wir in die Diskussion ein.

MUSIK

Walter Lindner (Moderation):Zum Thema Behindert sein gestern, heute, morgen wollen wir während der nächsten knapp 50 Minuten noch diskutieren. Wenn Sie ihre Statements dazu abgeben möchten, können sie das tun, schicken Sie uns eine Mail unter der Adresse info@qsi.at . Und unsere Gäste werden dann im Laufe der Sendung die eine oder andere beantworten. Gehen wir einige Jahrzehnte zurück. Behindert sein in der Vergangenheit. Was war das, was hat das für Folgen für die behinderten Menschen gehabt? Frau Annemarie SRB-Rössler, sie können wahrscheinlich das eine oder andere dazu erklären und erzählen?

Annemarie Srb-Rössler: Ich denke, dass man früher behinderte Menschen ermordet, über unser Lebensrecht diskutiert hat. Als ich geboren wurde, war ich sehr oft mit meinen Eltern bei meinen Großeltern im Burgenland, das war ein ganz kleines, kroatisches Dorf. Damals hat man sich noch sehr für behinderte Menschen geschämt. Meine Eltern haben das damals Gott sei Dank nicht getan. Sie haben mich überall hin mitgenommen und haben so dadurch auch die anderen im Dorf ermutigt, dass sie ihre behinderten Kinder auch nicht mehr
verstecken, sondern es war so üblich, dass man sich vor das Haus gesetzt hat, auf Sesseln und siehe da, wenn ich da war, durften dann auch die anderen behinderten Kinder vor das Haus sich auf den Sessel setzen und ich denk, das war ein kleiner Schritt, so zur Bewusstseinsveränderung. Ich denke heute ist es Behinderten durch die Unterstützung, die gewährt wird, durch persönliche Assistenz z.B. am Arbeitsplatz ist es für behinderte Menschen, die auch schwer behindert sind mehr und mehr möglich, am Berufsleben teilzunehmen aber auch in Form von persönlicher Assistenz am Leben teilzunehmen. Also es hat sich schon sehr, sehr viel geändert, obwohl es noch immer viele Wünsche und
Forderungen gibt.


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