Inhalt:
.Berufliche Aus- und Fortbildung für Menschen mit Lernschwierigkeiten in Österreich – Angebote und Erfahrungen.
Mein Resümee zum Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten für Menschen mit Lernschwierigkeiten in Österreich ist daher: Das Angebot an Ausbildung im klassischen Sinne scheint sehr überschaubar zu sein und es existiert ein sehr großer Druck für die Personen mit Lernschwierigkeiten, die diese Programme in Anspruch nehmen. Wenn man in diese Ausbildungsangebote hineinkommt, sind sie nicht in der Lage, auf das Lernprofil der TeilnehmerInnen mit Lernschwierigkeiten adäquat einzugehen beziehungsweise eine für alle Lerngruppen passende Lernumgebung anzubieten.
Zudem lässt sich bilanzieren, dass nach wie vor sehr große Barrieren in Bezug auf Integration am ersten Arbeitsmarkt vorhanden sind. Daher besteht nach wie vor eine hohe Tendenz zu »Exklusionskarrieren« in Beschäftigungstherapien und Werkstätten. Durch diese wird eine Integration am ersten Arbeitsmarkt äußerst schwierig oder erst gar nicht möglich. So viel zu den allgemeinen Beschreibungen und den Befunden. Nun wird Herr Orehounig ihnen etwas über seine berufliche Laufbahn berichten.
Wolfgang Orehounig: Danke, Herr Buchner. Ich werde Ihnen nun über meine berufliche Laufbahn berichten. Ich möchte dabei fünf Punkte herausgreifen. Der erste ist die Schule. Ich habe den Hauptschulabschluss mit ganz viel Unterstützung und sehr, sehr viel Lernen geschafft. Ich bin dafür von der Sonderschule in die Hauptschule gewechselt. Von der Sonderschule wurde ich in die dritte Klasse Hauptschule zurückgestuft, da mir so der Übergang leichter gefallen ist. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich den Hauptschulabschluss geschafft habe. Ich habe in der Schule Fächer gehabt, die ich als sehr wichtig für mein Leben empfunden habe: Mathematik, Deutsch, Englisch und Informatik. Informatik ist zum Beispiel sehr wichtig für eine Tätigkeit in einem Büro. Teilweise war das Lernen in der Schule sehr stressig. Das kam wegen der vielen Tests und Schularbeiten, die wir in der Klasse hatten. Aber die Schularbeiten und Tests sind auch teilweise gut ausgefallen. Ich habe gelernt, vor der Klasse Referate halten. Das ist für meine jetzige Tätigkeit als Referent für Fortbildungen oder auf Kongressen sehr wichtig gewesen.
Der zweite Punkt meiner beruflichen Laufbahn, von dem ich Ihnen berichten möchte, ist die Ausbildung zum Gebäudereiniger. Das war keine richtige Teilqualifizierung im heutigen Sinne, sondern eine spezielle Art von Ausbildung. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich nicht in einer richtigen Ausbildung bin, wie zum Beispiel einer Lehre. Das Gefühl entstand wohl auch dadurch, dass ich nie in einer Berufsschule war. Obwohl ich immer in die Berufsschule gehen wollte, weil ich es einfach sehr interessant fand. Bei der Ausbildung waren nur Menschen mit Lernschwierigkeiten, aber keine Menschen ohne Lernschwierigkeiten. Das fand ich nicht gut! Während meiner Zeit in dieser Ausbildung empfand ich sehr viel Druck. Dieser hohe Druck kam daher, dass wir sehr viel lernen mussten. Ich habe dann abbrechen müssen, da ich eine Putzmittelallergie bekam. Das heißt, wenn ich Putzmittel angreife, reißt es mir die Haut auf oder ich bekomme einen Ausschlag. Das war nicht gerade das, was ich mir vorstellte!