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Rubrik: Lesen statt Hören
02. März 2003

Blinde Menschen fahren mit dem Auto?

von Walter Lindner

Wolfgang Kremser: Die Sehbehinderten- und Blindenorganisationen bemühen sich, mit den Unternehmungen und Verkehrsbetrieben Verbesserungen durchzuführen. Bei neuen Busbahnhöfen wird auf verschiedene Rahmenbedingungen schon Rücksicht genommen. Es müsste aber einmal eine einheitliche Regelung getroffen werden, dass die Unternehmen auch die Stationsansagen in den Autobussen verbindlich vorsehen müssen. Das wäre eine große Hilfe für viele Fahrgäste.

Freak-Radio, Hubert Wallner: Das war Wolfgang Kremser. Vielen dank. Er spricht über Erfahrungen am flachen Land. Über ihre Erlebnisse in der Stadt könnte uns vielleicht Katharina Zabransky erzählen.

Katharina Zabransky: Ich bin Rollstuhlbenützerin. Als ich ihn neu bekommen habe, war der Bus das erste Verkehrsmittel, noch vor der U-Bahn. In den meisten Bussen ist es so, dass eine Klapprampe bei der mittleren Türe vom Fahrer herausgeklappt wird. Er hat einen Haken, den er an der Rückseite der Wand einhakt, um die Rampe auszuklappen. Er lässt sie dann meist mit einem lauten Rumps auf den Boden fallen. Ich habe mir angewöhnt, mich vorne hin zu stellen, um dem Fahrer ein Zeichen zu geben. Dann kommt er raus, klappt die Rampe runter, ich steige ein, wenn ich drin bin, klappt er die Rampe wieder hoch. Für mich ist eine witzige Tatsache, dass die Leute immer schauen, wenn ich in den Bus rein fahre, als hätten sie das noch nie gesehen. Scheinbar dürften nicht genug Rollstuhlfahrer Busse benutzen, weil sie sonst irgendwelche Bedenken oder Ängste haben.

Freak-Radio: Es ist mir gestattet, Sie manchmal von den gemeinsamen Redaktionskonferenzen zum Autobus zu begleiten. Daher sehe ich, wie das funktioniert. Ich muss wieder einmal feststellen: Es ist erneut der Faktor Mensch, der hier entscheidet. Da gibt es freundliche Busfahrer und grantige.

Katharina Zabransky: Ja, das stimmt. Es kann sehrwohl passieren, dass man, wenn man an den Falschen gerädt, übersehen wird. Da wird die Türe einfach nicht geöffnet, der Bus fährt weg. Deshalb muss man ein gewisses Selbstbewusstsein haben und wissen, dass man in den Bus rein will. Bin ich unsicher, fährt er möglicherweise ohne mich ab.

Freak-Radio: Der Mensch ist auch ein Gewohnheitstier. Es ist mir aufgefallen, dass Sie immer die gleichen Haltestellen benützen. Das hilft dem Busfahrer, denn er weiß, auf meiner Strecke ist ein Behinderter.

Katharina Zabransky: Das kann schon sein, dass das mitspielt. Wenn ich immer die gleichen Strecken benutze, kennen mich die Fahrer vielleicht.

Freak-Radio: Ich glaube, man sollte es den Busfahrern erleichtern. Man sollte ihnen die Gewohnheit anerziehen.

Katharina Zabransky: Da möchte ich widersprechen.


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