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.Bus, Bahn und Barrieren ...
Während der Individualverkehr für Menschen mit motorischen Einschränkungen nur bedingt und für Menschen mit Sehbehinderung gar nicht bewältigbar ist, sind öffentliche Verkehrsmittel theoretisch der Schlüssel zum persönlichen Bewegungsradius. Doch die Praxis zeigt: Es ist noch längst nicht "alles" barrierefrei. Hören Sie eine aktuelle Diskussion aus dem Radio Kulturcafé.
RollstuhlfahrerInnen verbringen oft viel Zeit am Straßenrand, weil sie auf Niederflurstraßenbahnen warten müssen. Menschen mit Sehbehinderung haben häufig Probleme, das richtige Verkehrsmittel zu identifizieren (Stichwort: Doppelhaltestellen). Gerade in ländlichen Gebieten fehlt regelmäßig auch eine Ansage der Haltestellen, wie Petra Etzenberger, selbst seit ihrem 20. Lebensjahr blind, zu berichten weiß. Bittet sie den jeweiligen Fahrer, ihr zu sagen, wann ihre Haltestelle erreicht wurde, trifft sie manchmal auf Hilfsbereitschaft – in anderen Fällen aber auch auf den "Waun-i-ned-vergiss"-Typus. Der dann prompt vergisst.
Barrierefreiheit als Standard?
An Verbesserungen wird gearbeitet. Aus Sicht von Betroffenen natürlich zu langsam. Kostprobe gefällig? Bis 2014 sollen auch erst 50 bis 60 Prozent der Straßenbahngarnituren der Wiener Linien barrierefrei sein (gegenwärtig sind es 30 Prozent).
Doch man gibt sich Mühe, gerade bei den Wiener Linien, die, anders als Postbus AG und ÖBB, unserer Einladung zur Diskussion gefolgt sind.
"Die Tonbandansage der Haltestellen ist auf allen Routen der Wiener Linien Standard", weiß Planungsingenieur Roland Krpata zu berichten. Sämtliche Busse seien mittlerweile auch für Rollstuhlfahrer benutzbar.
Praxisproblem: Es werden immer wieder Busfahrer angetroffen, die schlicht keine Lust haben, die Rollstuhlrampe auszufahren, respektive für einen Fahrgast im Rollstuhl anzuhalten. Wem das passiert, der kann und soll sich am Kundentelefon der Wiener Linien (Tel.: (01) 7909 – 100) beschweren. Wichtig für die Verfolgbarkeit des Fahrer–Fehlverhaltens: Die Uhrzeit, die Haltestelle und am besten die Wagennummer notieren.
Engagement schafft Verbesserungen
Erfahren Sie weiters, wie engagiert sich Wolfgang Kremser für die Vertretung der Interessen von Menschen mit Sehbehinderung im öffentlichen Verkehr einsetzt. Zudem hören Sie, mit welchen äußeren Schwierigkeiten die Wiener Linien beim Bau von Aufzügen in allen U-Bahnstationen zu kämpfen hatten. Extratipp: Qando – das mobile Tool, das Ihnen genau vorhersagt, wann welches öffentliche Verkehrsmittel fährt und ob es barrierefrei ist.
Gäste:
Petra Etzenberger, blinde Postbusbenützerin
Wolfgang Kremser, Verkehrsgremium der Blinden- und Sehbehinderten organisationen der Ostregion
Roland Krpata, Planungsingenieur der Wiener Linien
Moderation: Christoph Dirnbacher