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.Claudia Lösch: Die Skifahrerin mit dem Mikrofon
„Drei Medaillen sind mein Ziel, eine davon in Gold.“ Claudia Lösch hat bei den paralympischen Spielen in Vancouver von 12. bis 21. März ihre Erwartungen übertroffen: In fünf Bewerben holte sie 2x Gold, 1x Silber und 1x Bronze.
Sie sieht sich selbst als die große Favoritin – unter einer Bedingung: „Es muss halt alles so hinhauen, wie ich es mir vorstelle.“
Die 21-jährige Niederösterreicherin hat bereits im vergangenen Winter den Gesamtweltcup und bei der WM in Korea zwei Silbermedaillen gewonnen. Für die heurige Saison hatte sie besonders gute Trainingsbedingungen. Sie konnte mit dem ÖSV-Damenteam im vergangenen August zwei Wochen in Chile trainieren.
Vor zweieinhalb Jahren ist Claudia Lösch vom Waldviertel nach Innsbruck gezogen. Aus zwei Gründen: In Tirol hat sie exzellente Trainingsmöglichkeiten, und sie studiert Politikwissenschaft und Italienisch in Innsbruck – das dortige Politikwissenschaftsinstitut hat einen guten Ruf. Nebenbei lernt sie noch Arabisch. Nach ihrer sportlichen Karriere möchte sie Journalistin werden. „Jetzt lebe ich aber für den Sport“, sagt sie. Sie hat einen Sponsor gefunden und kann sich ganz auf das Skifahren konzentrieren.
Ungestoppter Bewegungsdrang
Sie sieht sich selbst als die große Favoritin – unter einer Bedingung: „Es muss halt alles so hinhauen, wie ich es mir vorstelle.“ Als sie fünf Jahre alt war, erlitt sie bei einem Autounfall eine Querschnittlähmung und ist seither auf den Rollstuhl angewiesen. Doch das hat ihren Bewegungsdrang nicht gestoppt. Sie war Torfrau beim Fußballspielen und kletterte mit Gleichaltrigen auf Klettergestelle. Als sie acht Jahre alt war, sah sie im Fernsehen einen Bericht über die Ski-WM für Behinderte in Lech am Arlberg. „Ich habe sofort geschrien: ‚Papa, das will ich auch machen’“, erzählt sie. Diesen Wunsch erfüllte er ihr.
Er ermöglichte ihr Skikurse beim behinderten Profisportler Andreas Schiestl. Der sagte zu ihr nach dem dritten Skikurs: „Claudia, du hast Talent, magst du nicht bei einem Rennen mitfahren?“ Die Premiere war bei den niederösterreichischen Landesmeisterschaften. „Danach habe ich gewusst, dass Rennfahren meins ist“, sagt Claudia Lösch. Mit 14 Jahren stieg sie in den Weltcup ein.
In zwei Welten leben
Das bedeutet auch, ein Leben aus dem Koffer zu leben, und die Gelegenheit, ferne Länder wie Japan und Korea zu besuchen. Sie reist sehr gerne, und das Skifahren gibt ihr die Gelegenheit dazu. „Ich lebe in zwei Welten“, sagt sie. „Einerseits bin ich Tochter, Freundin und Kommilitonin, und andererseits Spitzensportlerin. Aber meine Familie passt schon auf, dass ich am Boden bleibe“.
Ihre größten Medaillenchancen in Vancouver sieht sie in Slalom, in der Superkombination und im Riesentorlauf. Aber ihre Lieblingsdisziplin ist die Abfahrt, bei den paralympischen Spielen in Turin 2006 hat sie dort eine Bronzemedaille gewonnen. Was reizt sie an der Abfahrt am meisten? „Die Geschwindigkeit. Das ist ein bisschen wie Achterbahnfahren. Das gibt mir einen Kick und Adrenalin und macht so richtig Spaß.“
Aktuell: Claudia Lösch ist die erfolgreichste österreichische Athletin bei den paralympischen Winterspielen in Vancouver
Claudia Lösch konnte ihre Erwartungen noch übertreffen und fliegt mit fünf Mediallen nach Hause. Schon bei ihrem ersten Antreten eroberte sie Gold: beim Slalom am 14. März. In ihrer Lieblingsdiziplin der Abfahrt gewann die 21-jährige Niederösterreicherin die Bronze Medaille und im Super-G ihre zweite Goldene. Beim alpinen Schlussbewerb der Super-Kombi am 20. März holte Claudia Lösch eine Silbermedaille.
Dieser Beitrag ist im Rahmen des Projektes "Lebens- und Arbeitswelten" erschienen.