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Rubrik: Lesen statt Hören
27. Juli 2003

Claudia Schinnerer:

von Gerhard Wagner

Mag. Claudia Schinnerer: Ich bin in Deutschland geboren und bin dort in einen Schwerhörigen-Kindergarten gekommen. Und wie ich nach Wien gekommen bin, bin ich in Speising in den Kindergarten gegangen, um die Sprache zu erlernen. Dort war eine Kindergärtnerin, dass ich mit meiner Sprache und meiner Stimme viel machen kann: Auch wollten mir meine Eltern die Sprache beibringen, und nicht die Gebärdensprache.
Darum bin ich dort von der Sprache gefördert worden und bin dann in Döbling mit normal hörenden Kindern zusammen im Kindergarten gewesen. Dort habe ich eine sehr nette Kindergärtnerin gehabt, die mir auch außerhalb der normalen Betriebszeit mir Förderstunden im Sinne von Sprache gegeben hat: Silben bilden, Wörter bilden und auch Sprache. Auch war die Sprachmelodie dabei, oder wie man Sätze bildet, gleichzeitig haben wir auch Geräusche trainiert, auch mit Musik.
Dann bin ich in die Volksschule gegangen, auch eine Volksschule für normal Hörende in Döbling. Das war eine schöne Zeit. Ich habe so wie alle Hörenden am Unterricht teilgenommen. Ich habe natürlich am Nachmittag zusätzliche Nachhilfe bekommen, um eben das erlernte Programm nochmals durchzugehen, mich mit dem Stoff nochmals auseinander zu setzen. Natürlich habe ich mich auch viele Fremdwörter lernen müssen und da musste man genau formulieren, damit ich neue Wörter lernen kann.

Nachher war dann die Freizeit mit Pfadfindern, Turnen und so weiter, damit ich auch nach dieser Anspannung auch eine Entspannung habe. Dadurch war es auch sehr angenehm.

Nach der Volksschule war dann das große Thema: Wie geht es weiter? Soll man mich ins Gymnasium schicken oder in die Hauptschule? Hier gab es natürlich viele Möglichkeiten: Dann haben wir entschieden, mich ins normale Gymnasium, auch in Döbling, zu schicken. Es war ein neusprachliches Gymnasium. Denn man hat erkannt, dass ich sprachlich gut dran bin und auch die Chance habe, neue Sprachen zu erlernen. Ich hab mir gedacht: Probieren kann man´s immer! Und die Direktorin dort war in ganz Döbling die einzige, die bereit war, mcih als Behinderte, sprich Schwerhörige, aufzunehmen und es einmal ein Jahr zu probieren.
Das werde ich nie vergessen, denn meine Eltern waren schon ziemlich verzweifelt, weil es sehr schwierig war, das Tabuthema Schwerhörigkeit da zu durchbrechen.

Freak-Radio, Gerhard Wagner: Was ich noch den Hörern erzählen möchte: Also die Fragen, die ich stelle, die lesen Sie mir von den Lippen ab, und was mich noch interessiert: Sie haben ja vorhin gesagt, Sie hören, ob es eine männliche oder eine weibliche Stimme ist: Hören Sie auch die Sprachmelodie?
Hören Sie, dass die Stimme hinaufgeht, wenn es eine Frage ist, oder nach unten, wenn es ein Satzende ist - hören Sie das auch?


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