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Rubrik: Lesen statt Hören
06. Januar 2008

Das neue Jahr gehörig feiern!

von Christoph Dirnbacher

Der Hintergrund war auch, dass ich eine tolle Veranstaltung machen wollte, eine Tanzveranstaltung, wo auch Gesang vorgeführt wird. Aber das ist oft ein Problem für Gehörlose, wenn gesungen wird, gibt es keine Dolmetscher. Ich musste dann auch schauen, dass sehr viel visualisiert wurde. Für Gehörlose ist es wichtig, alles zu sehen. Bei einem Konzert zum Beispiel, wenn jemand singt, dann sehen ja die Gehörlosen auch nichts. Sie hören nichts, das heißt sie müssen visuelle Eindrücke bekommen und vor diesem Hintergrund habe ich das Gebärdensprachfestival eben geplant und organisiert.

Ich weiß nicht genau, ob das jetzt genau das war, was Sie von mir wissen wollten?

Freak-Moderator: Im Grund ja, ich muss nur noch einmal kurz nachfragen: Wenn ich Sie jetzt richtig verstanden habe, stimmt eines der landläufigen Vorurteile nicht, nämlich dass die Gebärdensprache international sei?

Georg Marsh: Ja, das stimmt. Es gibt keine internationale Gebärdensprache. Ich kann nicht sagen, dass ich internationale Gebärdensprach kann. Ich kann natürlich die Sprache verstehen. Wenn ich Sie zum Beispiel zum ersten Mal treffe, wenn Sie aus Russland kommen, als Gehörloser, ich verstehe Sie schwer, aber es gibt doch eine gemeinsame Grundlage unter den Gehörlosen. Das heißt, wenn ich einen russischen Gehörlosen treffe, dann kann ich schon mit ihm kommunizieren, ich kann mich schon mit ihm verständigen, auch wenn ich selbst nicht russische Gebärdensprache spreche. So ist es auch auf internationalem Niveau.

In unserer Gesellschaft kann man schon sagen, dass es so etwas wie "international Signing" gibt, weil man sich verständigen kann, weil Inhalte klar transportiert werden können. Aber die österreichische Gebärdensprache zum Beispiel hilft nicht, um die internationale Gebärdensprache zu verstehen. Die österreichische Gebärdensprache, die ich spreche wenn ich jemanden auf internationalem Niveau treffe, damit kann ich mich nicht mit ihm verständigen, weil ich einfach nur österreichische Gebärdensprache spreche.

Ich muss mich weiterbilden, indem ich selbst sehr viele Reisen unternehme, nach Schweden zum Beispiel, nach Finnland und dort Erfahrungen sammle, andere Gebärdensprachen kennenlerne, meine Gebärdensprachkompetenz erweitere. Dann kann ich mich auch auf internationalem Niveau mit international Signing verständigen. Gleich wie ein Hörender, der den Englischunterricht besucht. Jemand der eine Fremdsprache lernt, der muss sich ja auch immer weiterbilden, der muss Bücher lesen. Das amerikanische Englisch und das britische Englisch sind ja auch nicht wirklich 100 prozentig identisch. Da gibt es ja auch ziemlich große Unterschiede.

Freak-Moderator: Also vergleichbar mit einer Sprache, in der zwar einige Grundvokabeln gleich sind, die sich aber im Detail doch unterscheidet.


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