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Rubrik: Lesen statt Hören
31. August 2003

Das politische Freak-Sommergespräch
mit Dr. Franz-Joseph Huainigg

von Gerhard Wagner

Um die Rundfunkgebühren gab es eine große Diskussion: Diese werden nur einkommensabhängig befreit. Wer ein niedriges Einkommen hat, bleibt befreit, wer ein hohes Einkommen hat und behindert ist, muss eben die Rundfunkgebühr zahlen. Ich bin der Meinung, dass das gerechtfertigt ist. Aber nur dann, wenn der ORF auch mehr für behinderte Menschen tut. Wenn also behinderte Menschen Rundfunkgebühr zahlen müssen, dann muss auch das Programm wirklich zugänglich sein. Wenn also ein Gehörloser Mensch Rundfunkgebühren zahlen muss, aber die Programme nicht verfolgen kann, ist das nicht gerechtfertigt. Es muss also mehr Gebärdensprache, mehr Untertitelung, Audiodeskriptionsverfahren für blinde Menschen gebracht werden. Und es muss auch das Bild der behinderten Menschen realistischer werden, weil derzeit noch immer sehr klischeehafte Bilder vermittelt werden.
Der ORF bemüht, sich das muss man auch sagen: Es gibt jetzt diesen Schwerpunkt, wo mehr zum Thema Behinderung berichtet wird, allerdings ist meine Kritik, dass mehr von allem gesendet wird. Es gibt zwar mehr gute Beiträge, aber das Musikantenstadl mit dem "No problem-Orchester" rechne ich nicht dazu. Das ist schenkelklopfend, lieb und nett und entspricht einem Klischee, das man ohnehin von behinderten Menschen hat.

Freak-Radio: Sollte nicht auch das Prinzip gelten, das die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung kreiert hat, nämlich »Nothing about us without us«?

Hier gibt es ein großes Manko. Ö1 schert hier mit dem EU-Projekt »Sensitec« aus, wo wirklich Betroffene das Programm gestalten. Hier gibt es viele Absolventen des Lehrgangs. Hier bringen sie Themen ein, die sie interessieren und die sie für interessant halten. Hier werden Anliegen gebracht, die behinderte Menschen berühren oder bedrücken. Hier gestalten die behinderten Menschen mit ORF-JournalistInnen auch diese Beiträge. Das ist etwas, was sehr gut und wichtig ist. Man hört das auch: Diese Beiträge klingen ganz anders und vermitteln ein ganz anderes Bild, als sonstige Sendungen. So wie es sein soll. Aber im Fernsehen gibt es große Defizite.
Die Rundfunkgebühr wie sie bisher war, sehe ich auch als Zeichen einer gewissen »Almosenpolitik«, wo gesagt wurde, die haben ja nichts mehr vom Leben, geben wir ihnen halt ein bisserl Fernsehen. Das können´s jetzt halt gratis. Das ist überholt: Als behinderter Mensch kann ich jetzt sagen, ich zahle diese Gebühr, wenn ich den gleichen Anspruch und Zugang habe wie alle anderen.
Deshalb ist meine Forderung an den ORF, dass diese Einnahmen wirklich ausschließlich auch für behinderte Menschen verwendet werden.
Es hat ein Gespräch mit mir, dem Gehörlosenbund und der Generaldirektorin Lindner gegeben. Sie war recht offen und hat versprochen, ein Aktionsprogramm des ORF auszuweiten.
Wir werden uns dann anschauen, ob das dann ausreichend ist. Man könnte auch dem ORF im Gesetz vorschreiben, was in dieser Hinsicht zu tun ist.


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