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."Das Trotzige und Revolutionäre ist mir näher"
Integrationsklasse an der AHS Schmelz - eine 20jährige Erfolgsgeschichte
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Am Anfang der Geschichte stand der "unerhörte" Wunsch einer Mutter, dass ihr behindertes Kind gemeinsam mit anderen Kindern unterrichtet werden sollte, und zwar im Gymnasium. Es was nicht nur der Wunsch einer Mutter, sondern einer gesamten Volksschulklasse samt den Eltern - alle wollten, dass die Kinder weiterhin gemeinsam unterrichtet werden sollten.
Also sprach die Mutter des behinderten Kindes bei der damaligen Direktorin der AHS Schmelzgasse vor. Die war überrascht ob eines solchen bis dato noch nie gehörten Wunsches. Doch sie sagte zu, sich auf das Experiment einzulassen. Das war vor 21 Jahren. Nach einem Jahr Vorbereitung startete im Schuljahr 1992/93 die erste integrative AHS-Klasse Österreichs als Schulversuch - zeitgleich mit einer Klasse in der Steiermark. Seither startet im Gymnasium Schmelz alle vier Jahre eine neue Integrationsklasse. Die Plätze sind begehrt, es gibt doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze. Bis zu vier Kinder mit einer Behinderung werden pro Klasse unterrichtet. Dabei geht es nicht um Kinder mit einer Sinnesbeeinträchtigung oder Kinder, die im Rollstuhl sind - die konnten immer schon in eine AHS gehen -, sondern um Kinder, die nach dem Lehrplan der Schwerstbehindertenschule oder der Allgemeinen Sonderschule unterrichtet werden, gemeinsam mit den Kindern, die nach dem AHS-Lehrplan lernen.
Sylvia Nösterer-Scheiner unterrichtete beinahe die ganze Zeit über - 18 von 20 Jahre - als Integrationslehrerin auf der Schmelz, gemeinsam mit den jeweiligen Fachlehrern und Fachlehrerinnen. Im Gespräch mit Freak Radio erzählt sie von den anfänglichen schulinternen Widerständen bis zur allmählichen Etablierung und zur heutigen Erfolgsstory, auf die die gesamte Schule stolz ist.
Die eigene Motivation für die ausgebildete Sonderschulpädagogin, in der Integrationsklasse zu unterrichten: "Ich hatte vorher mit sechsjährigen Kindern gearbeitet und gemerkt: Diese Kleinen, das ist nicht meins, das kann ich nicht so gut. Auf der anderen Seite habe ich mir einen gewissen pubertären Hang im Herzen bewahrt. Ich verstehe Kinder in dieser Phase sehr gut. Das Trotzige und Revolutionäre ist mir näher als das Kleine, noch sehr Betreuungsbedürftige."