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Rubrik: Lesen statt Hören
29. Juni 2003

Der Kampf ums selbständige Leben!

von Gerhard Wagner

Franz Hoffmanns großer Traum war es eigentlich, Bademeister zu werden. Das hat er auch in den Ferien öfters ausprobiert und es ist gut gegangen. Aber die Arbeitgeber der Stadt Wien waren der Ansicht, dass er diesen Beruf wegen seiner angeblichen geistigen Behinderung nicht ausüben könne.. So kam er in eine Arbeitstherapie, für die er zwar ein Taschengeld bekam, aber weitaus mehr zahlen musste.
Franz Hoffmann ist ausgebrochen und verdient mittlerweile sein eigenes Geld.

Portraifoto Franz Hoffmann

Franz Hoffmann

Franz Hoffmann:
Ich bin zuerst in die Sonderschule in der Währinger Straße gegangen, nach 12 Jahren Schule habe ich dann im 17. Bezirk aufgehört. Ich habe zusätzlich zur
Schulpflicht noch drei Jahre gemacht, denn gerade in den letzten Jahren habe ich sehr gut gelernt.

Ich habe dann den Sonderschulabschluss gemacht. Nach der Schule wollte ich eigentlich einen Beruf ausüben: Mein Traum wäre gewesen, denn das habe ich in
den Sommerferien davor schon dort ausgeholfen, im Schwimmbad zu arbeiten. Ich habe dort bei der Kassa die Schlüssel ausgegeben und wieder eingesammelt.
Ich hatte damals auch sehr gute Kontakte mit dem Chef, der hätte mich auch ganz gerne genommen, weil ich zuverlässig war. In der Zentrale im Amalienbad hat es
aber dann geheißen: "Naja, das ist leider ein behinderter Mensch und da ist kein Platz für ihn." Und somit ist leider mein Wunschtraum in die Brüche gegangen.

Aber Sie haben es ja einige Zeit lang versucht und das hat ja ganz gut funktioniert?

Der Chef hat gemeint, wenn ich mir nichts Gröberes zu Schulden kommen lasse, dann kann ich das ruhig machen. Ich hatte damals auch guten Kontakt zu den
Bademeistern und mit verschiedenen Saisonarbeitern.
Ein Bademeister namens René hat mich das mit den Schlüsseln ausprobieren lassen und ich bin immer mehr hineingerutscht. Mir hat dieser Beruf großen Spaß
gemacht. Ich habe auch mitgeholfen, wenn der Bademeister Verletzte versorgt hat, indem ich Pflaster herausgenommen habe.

Es wurde damals auch ein Zeitungsartikel über mich geschrieben. Der hängt seit damals an der Kassa, und als ich das letzte Mal dort war, ist er noch immer dort
gehangen. Ich hatte sehr großes Glück, dass ich damals dort arbeiten konnte, auch wenn es nur freiwillig war. Ich habe dort also hauptsächlich Karten abgerissen
und Schlüssel ausgegeben. Wenn ich Fehler gemacht hätte, wäre ich damals sofort hinausgeworfen worden, das war aber zum Glück nicht der Fall.

Wie war denn der Kontakt zu den Badbesuchern?

Ich war immer ein Mensch, der Kontakt gesucht hat und ich habe immer die Fähigkeit gehabt, den Bademeister in Gespräche zu verwickeln. In dem Zeitungsartikel
damals hat es geheißen, ich hatte mich "herangepirscht". Das klingt sehr lustig, aber es hat funktioniert. Die Leute, die mich damals gekannt haben und die mich
noch immer kennen, einer davon ist mein Nachbar, mit denen rede ich heute noch gerne über diese schöne Zeit.


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