Inhalt:
.Der Kampf ums selbständige Leben!
Die Werkstätte war da nichts für mich. Ich brauchte eine Arbeit, wo ich etwas leisten konnte, wo ich was zu tun habe, und wenn es nur Botengänge waren.
Botengänge habe ich recht gern gemacht, das habe ich dann auch in der "L." eine Zeitlang machen.
Haben Sie eigentlich sehr lange gesucht, als sie erfahren haben, dass aus dem Schwimmbad nichts geworden ist? Wie lange hat es dann gedauert?
Das war so, dass mir das "aufgedrückt" worden ist, denn es hat ja nach der Schule eine Stelle gegeben, die einem bei der Suche geholfen hat. Obwohl die Dame
dort gewusst hat, dass ich nicht zu "J." gehen wollte, hat sie mir die "L." empfohlen, weil sie selbst dort gearbeitet hat. Es wäre ein guter Platz, denn da wäre kein
Druck, hat sie damals gemeint, da hätte ich meinen Spaß. Ich hatte damals immer schon meine Zweifel und habe mir gedacht, dass das nicht gut gehen kann, denn
das möchte ich eigentlich nicht. Mir blieb dann die Endstation L...
Ein anderer Job wurde dort nicht angeboten?
Nein, es hat sich nichts ergeben, außer dem.
Nein. Und dass es den Leuten dort so gut geht, wie es erzählt worden ist, das muss sich aber geändert haben.
Ich habe dann die Realität erfahren: Dass behinderte Menschen leider in diesen Werkstätten auch ausgenutzt werden, weil man auf der Basis des Taschengelds
kann nicht leben. Das war nicht das, was ich gewollt habe. Im ersten Monat habe ich damals 80 Schilling bekommen, später habe ich 220 Schilling bekommen. In
EURO sind das 5,81 EUR und 16 EUR.
Ich war in der L. von 1. August 1995 bis zum 25. September 2000. Dass ich es mehr als fünf Jahre ausgehalten habe, war sowieso ein Wunder: Denn ich wollte
eigentlich schon nach einem Jahr wieder gehen: Damals hat die Chefin versucht mich zu halten, indem ich was anderes gemacht habe. Das hat auch eine Zeitlang funktioniert, aber ich habe dann nach drei, vier Monaten gemerkt, dass wieder das alte Schema gekommen ist, das ich eigentlich nicht wollte.
Für diese Werkstätten war ich zu "gerissen" in dem Sinn, weil ich ein Mensch bin, der sich Sachen nicht gefallen lässt. Und wenn mir Sachen nicht passen, dann
sage ich das auch. In der Werkstätte ist es leider so gewesen, dass ich immer als Klient angesehen wurde. Das Wort Klient war mir immer auch sehr suspekt, weil
Klient heißt für mich eigentlich, dass ich nur ein Besucher war. Auch bei einem Rechtsanwalt bin ich sein Klient. Damals musste ich ja dafür, dass ich dort
hingegangen bin, auch bezahlen. Mein Taschengeld war für eine Arbeit, die eh keinen Spaß gemacht hat, lächerlich, ich war nämlich nicht für Industriearbeit.