Inhalt:
.Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen 25.3.2001
Also es gibt keine einheitliche Linie der Grünen zur Eugenischen Indikation. Es ist ein sehr sensibles Thema und da sollte man nicht irgendeine Antwort auf die Schnelle anbieten. Es gibt mehrere Bereiche, die man da überlegen sollte: Die Eugenische Indikation gehört in dieser Form sehr wohl aus dem Gesetz heraus, man muss aber da sehr aufpassen, dass man nicht nur das Wort einfach streicht und dann unter einem anderen Titel genau das Gleiche fortsetzt:
Darin sehe ich im Augenblick eine große Gefahr. Das ist das eine: Zur Befriedigung der Interessen aus der Behindertenszene. Auf der anderen Seite wird die ganze Situation natürlich dazu genützt, um die Abtreibungsdiskussion wieder auf den Tisch zu bringen und da verschiedene Verschlechterungen, die nicht zum Vorteil der Frauen sind, durchzusetzen, also zurück zu konservativen Standpunkten, zurück zu Abtreibungsbeschränkungen, zurück zu Abtreibungsverboten und Einschränkungen, die durch Männer gemacht werden.
Freak-Radio: Ja Tamara, ich möchte wieder zu dir zurückkommen: Diese Eugenische Indikation, noch einmal, was bedeutet das für dich als Frau mit Behinderung, wie siehst du das?
Tamara Grundstein: Also, ich fühle mich selst auch in Frage gestellt, als Frau mit Behinderung, als Mensch mit Behinderung. Denn wenn sich meine Mutter damals anders entschieden hätte beziehungsweise wenn sie von meiner Behinderung gewusst hätte, ja, dann würde es mich nicht geben und deshalb werde ich mit diesem Passus auch selber in Frage gestellt - so wie alle anderen Menschen mit Behinderung - und das ist etwas, das ich als »Rassismus« bezeichne: Dass man wirklich wertet, indem man sagt. Ja, es gibt die Behinderten und es gibt die Nichtbehinderten. Die einen sind diejenigen, die man eigentlich besser verhindern sollte, und die anderen sind die gewünschten Menschen.
