Inhalt:
.Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen 25.3.2001
Natürlich ist mir auch klar, dass man mit den genaueren medizinischen Techniken der praenatalen Diagnostik dahingehend genau forscht, immer früher behindertes Leben verhindern zu können. Und mir ist auch klar, dass, wenn man die Eugenische Indikation streicht, dass man dann bis zum dritten Monat immer besser und immer öfter behindertes Leben feststellen kann: Sodass es ohnehin obsolet wird, ob es diese Eugenische Indikation gibt oder nicht. Trotzdem bleibe ich dabei, dass es ein rassistischer Tatbestand und vor allem auch ein diskriminierender Tatbestand ist, der weggehört!
Eines möchte ich trotzdem erwähnen: Natürlich strebe ich die Zusammenarbeit mit der Frauenbewegung an, da ich mich ja auch in der Behindertenbewegung auch sehr stark als Frau mit Behinderung engagiere. Nur was mich bei der Diskussion damals entsetzt hat, war die Tatsache, dass man von durchaus auch eher linken Frauen gehört hat: »Jetzt will der Haupt die Frauen zwingen, nicht lebensfähiges Leben bis zum Schluss auszutragen!« Wie gesagt, es findet auch unter diesen Kreisen schon eine Wertung statt! Und damit tue ich mir sehr schwer!
Freak-Radio: Lisa, glaubst du, dass es möglich ist, dass Frauenvertreterinnen diese Diskussion wirklich getrennt führen können?
Also, wir haben ja jetzt herausgearbeitet, dass die Frauen von der Behindertenbewegung das Abtreibungsrecht in keiner Weise in Frage stellen wollen, aber sie wollen diesen einen Passus streichen, weil er diskriminierend und rassistisch ist. Und deshalb sind es zwei Diskussionen. Kannst du dir vorstellen, dass Frauen in Zukunft das so sehen und auch gemeinsam vertreten können?
»Lisa«: Das glaube ich ganz sicher! ich bin überzeugt, es ist richtig, dass du dich diskriminiert fühlst und dass du auch diskriminiert wirst! Für mich ist auch wichtig, dass wir der Bewertung von lebenswerten und nicht lebenswertem Leben radikal entgegen treten müssen! Das ist für mich ganz wesentlich!
Das andere ist allerdings, das wir radikale Forderungen stellen müssen, weil es klar ist, dass es auch um etwas anderes geht! Das Abtreibung überhaupt straffrei ist, ist eine lange Forderung, und ich finde es wichtig, dass wir diese miteinander erheben.
Andererseits müssen wir auch sehen, dass es genau das Gegenteil gibt, nämlich den Zwang zur Sterilisation. Es gibt da auch wieder eine Verknüpfung, die wieder Frauen mit Behinderungen betreffen oder auch arme Frauen:
Es muss auch miteinander verknüpft werden, dass es in anderen Kontinenten ein Gebärverbot der Frauen gibt. Dass eine Frau ein Recht haben muss, ein Kind zu bekommen, ist etwas, was auch bei behinderten Frauen in Frage gestellt wird. Deshalb sollten wir miteinander in Verbindung treten und auch über Zwangssterilisation und Gebärverbot diskutieren.