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Rubrik: Lesen statt Hören
07. Oktober 2001

Die neue Ethikkommission

von Gerhard Wagner

(Musik)

Wir haben jetzt am Telefon die Frau Magistra Patricia Egger zugeschaltet. Sie ist eine Expertin, die sich vor allem mit Fragen der Biotethik befasst hat. Grüß Gott, Frau Egger!

Patricia Egger: Danke für die Möglichkeit, in diesem Rahmen sprechen zu können. Die gegenwärtige Konvention zur Biomedizin stellt ganz eindeutig zu wenig Schutz für die einwilligungungsunfähigen Personen bei Forschungsvorhaben dar, zumal die Forschung an den Personen, die eben die Einwillung nicht geben können, dass die Untersuchung auch dann durchgeführt werden kann, wenn die Untersuchungen nicht zu ihrem unmittelbaren Nutzen sind und zudem steht in Artikel 17 auch, dass die Untersuchung durchgeführt werden kann, wenn nur ein miniales Risiko und eine minimale Belastung für die Leute beinhaltet. Ich stelle mir jetzt die Frage: Was bedeutet dieses minimale Risiko und diese minimale Belastung zum einen? Diese Konvention soll ja ganz klar den Schutz und die Würde der Menschen auf europäischer Ebene festlegen, und deshalb muss sie gerade aus Sicht der Behindertenbewegung, aber nicht nur, einen höheren Standard haben. Weiters ist jede medizinische Maßnahme, die zur Selektion führt oder diese beinhaltet, nicht zu rechtfertigen...

Freak-Radio: Danke, das war jetzt eine Fülle von Themen, die sie jetzt angesprochen haben, das Thema Selektion werden wir jetzt gleich angehen: Frau Zabransky, Sie haben sich ja ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt:

Katharina Zabransky: Ich finde vor allem bedenklich, dass wissenschaftliche Möglichkeiten und technische Möglichkeiten zur Selektion beitragen, weil die pränatale Diagnostik eben keine Therapie ist, sondern eben nur eine Diagnostik, und dadurch, dass sie immer genauer wird, wird auch mehr Druck auf die Frauen und die Gesellschaft ausgeübt, diese auch anzuwenden, weil es ja sozusagen immer besser und einfacher wird. Was mich am meisten stört: Die Möglichkeit der Diagnostik bringt dann den Zwang zur Diagnostik und damit auch zur Selektion von behindertem Leben und Kindern.


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