Inhalt:
.Die neue Ethikkommission
Aber, und das ist meine Kritik, dass diese Einschränkungen, die nun vorgenommen worden sind, zu unbestimmt sind und man verlangen müsste, dass Präzisierungen vorgenommen werden müssen. Da gibt es auch Forderungen, dass man dies über ein zusätzliches Abkommen präzisiert. Ich glaube, wahrscheinlich wird die Tendenz so zu sehen sein, dass man es im Prinzip akzeptiert, aber Präzisierungen aus Schutzgründen verlangt. Soweit ein Aspekt, es gibt noch hundert andere....
Freak-Radio: Ich wollte noch prinzipiell über diese Kommission sprechen. Welche Aufgaben sehen sie für diese Kommission? Sie haben jetzt ein Thema genannt, das sicher ein Teil für ein viel größeres Problem ist, nämlich in welchem Rahmen kann man forschen? Und, auch wenn das in dieser genannten Problemstellung nicht der Fall ist, so wird es in anderen doch so sein, dass man dann auch Gewinn erzielen möchte. Denn wissenschaftliche Forschung muss ja nicht immer nur gemeinnützig sein, es kann ja auch sehr viel Geld an solch einer Sache verdient werden. Meine Frage ist jetzt: Welche Funktion hat diese Kommission, ist es eher ein Organ, dass Gesetze beeinflussen soll, ist es ein Organ, dass in der Bevölkerung meinungsbildend wirken, soll oder auch nur bei der Regierung und in den unterschiedlichen Gremien meinungsbildend wirken soll?
Univ-Prof. Gerhard Luv: Das ist eine sehr komplexe Frage, ich möchte versuchen, mich kurz zu halten: Zunächst von der Zusammensetzung her, es ist eine gemischt besetzte Kommission: Es finden sich dort Medizinerinnen und Mediziner, Genetiker, Politikologen, Soziologen, Ethiker Moralthoeologen, Juristen: Das ist ein breites Feld. Und ich habe noch keine Erfahrungswerte, wie sich solch ein Diskurs entwickeln wird. Das ist etwas, was auf mich zukommen wird. Ich kann nur hoffen, dass es eine gute Gesprächssituation geben wird.
Von der Zwecksetzung: Zunächst einmal muss man die Erwartungen zurückschrauben. Eine Ethikkommission kann nicht die Entscheidung oder die Gewissensbildung in diesen Fragen ersetzen. Das wäre eine Neutralisierungsstrategie: Man schiebt etwas auf eine Kommission und die lässt man dann für sich arbeiten. Das bedeutet, dass es natürlich eine ethische Politikberatung darstellt, das scheint mir wichtig zu sein, dass es aber natürlich nichts von der Gewissensentscheidung etwa der Abgeordneten abnimmt oder von den beteiligten Regierungsvertretern. Die müssen das von ihrem Gewissen her letztlich entscheiden.
Zweitens glaube ich auch, dass es wichtig sein könnte, dass eine solche Kommission auch in der Bevölkerung eine bestimmte Publizität erlangt, was ja auch dadurch möglich ist, als die Zeitungen sich dafür interessieren, also dass es Medien gibt, die das transporieren. Wie weit das in die Öffentlichkeit wirkt, kann ich vorweg nicht abschätzen. Ich würde es nur deshalb hoffen, dass manche Irrationalitäten in diesem Diskurs, Irrationalitäten auch in den Vorstellungen, die in der Bevölkerung grassieren, ein wenig zurückgedrängt werden. Es wäre zu hoffen, dass ein ethischer Diskurs, der unterschiedlich sein mag - davon mus man ausgehen - wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft - aber doch gewissen Ansprüchen zu genügen vermag, die rational sind.