Inhalt:
.Die neue Ethikkommission
Ist es nicht allerdings doch ein wichtiges Argument, dass Behindertenvertreter als solche gesehen werden, die auch wirklich von diesen Fragen betroffen sind?
Univ-Prof. Gerhard Luv: Das kann ich ganz kurz beantworten: Auf die Zusammensetzung, das muss ich vorweg sagen, habe ich keinerlei Einfluss gehabt. Ich finde mich dort als ein Mitglied vor. Aber ich kann Ihnen eines versprechen: Ich werde sehr darauf dringen, dass in allen einschlägigen Fragestellungen, die in irgendeiner Weise behinderte Menschen betreffen könnten, dass das Gespräch mit Behindertenorganisationen auf eine sorgfältige Weise gesucht wird. Es mag sich sozusagen institutionell nicht zeigen, aber ich kann es von mir und auch von vielen meiner Kollegen sagen, dass hier das ernsthafte Bemühen gegeben sein wird, ein wirklich aufeinander zugehendes Gespräch zu führen.
Freak-Radio: Wir sind fast am Ende unserer Sendung: ich möchte die Gäste fragen: Was würden Sie sich wünschen, dass diese Kommission beeinflussen kann, Frau Zabransky?
Katharina Zabransky: Ich würde die Macht und Beteiligung der Ärzte in Frage stellen, weil sich das Problem mit behinderten Menschen nicht ein medizinisches, sondern ein gesellschaftliches ist. Wenn jetzt ein Arzt der Vorsitzende dieser Kommission ist, frage ich mich, wieso? Und dann frage ich mich, weil ja viele frauenspezifische Themen behandelt werden: Wie viele Frauen sind denn in dieser Kommission?
Freak-Radio: Derzeit sind es vier Mitglieder von 19.
Katharina Zabransky: Ja und ich würde mir wünschen, dass bei solchen Entscheidungen wie In-Vitro-Infertilisation, was sehr an die Menschenwürde herangeht, nicht nur Ärzte mitsprechen. - Außerdem möchte ich noch anfügen, dass ja jeder Arzt auch Teil der Gesellschaft ist und von ihr auch beeinflusst ist in seinen Entscheidungen: Etwa dem Stigma oder der Forderung der Leistungsfähigkeit heutzutage...und das wirkt ja auf den Arzt auch ein.
Freak-Radio: Danke, wir haben jetzt noch eine Minute, Herr Luv, wenn ich Sie noch um einen kurzen Schlusssatz bitten dürfte:
Univ-Prof. Gerhard Luv: Was ich mir persönlich erwarte: nicht erwarte ich mir, dass wir beschönigend sprechen und uns schnell mit Kompromissen abfinden. Das heißt, es wird auch notwendig sein, dort Differenzen und Konflikte auszutragen. Die Hoffnung, die dabei aber doch besteht ist die: Wenn man dabei mit entsprechender Sorgfalt und mit nötigem argumentativen Aufwand Konflikte austrägt, sind vielleicht die Konsensmöglichkeiten größer als man vorweg zu glauben scheint.
Freak-Radio: Ja, damit sind wir wieder am Ende unserer Sendung. Sie hören uns wieder nächsten Sonntag um 20.30. Am Mikrophon verabschiedet sich Gerhard Wagner.