Seitenanfang:

Link zum InhaltLink zum MenüLink zur Suche

Inhalt:

Rubrik: Lesen statt Hören
07. Oktober 2001

Die neue Ethikkommission

von Gerhard Wagner

Ich kann ganz kurz schildern, wie da die Entwicklung war: Es ging um die Frage, ob man an Kindern, an dementen Personen oder an Menschen im Koma fremdnützig forschen darf. Das bedeutet, dass man forscht, ohne dass der Nutzen mittelbar oder auch unmittelbar der Person zukommt, an der geforscht wird. Und da war der erste Entwurf zunächst einmal völlig mangelhaft, denn da hat man nur darauf Bezug genommen, es mögen »minimal burdens and minimal risks« beachtet werden, dh. es dürften also keine besonderen Belastungen und keine besonderen Risiken eingegangen werden, aber sonst war alles im Wesentlichen offen für diese Versuche.

Und dagegen haben natürlich viele protestiert und insbesondere auch die Behindertenorganisationen haben gesagt: Das ist gegen die Menschenwürde, denn da wird der nicht Zustimmungsfähige für Forschungszwecke instrumentiert.

Da gab es eben auch eine Fülle von Kontroversen, man hat es dann auch zu verbessern versucht, und in der jetzigen, endgültigen Version hat man das insoweit eingeschränkt, dass man zusätzlich zu dieser Bestimmung, dass es nur minimale Risken und Belastungen wie etwa Blutabnahme geben darf, hat man aber neben vielen anderen Caudelen, auf die ich allerdings nicht eingehen kann, denn das würde viel zu lange dauern, vorgesehen, dass nur dann geforscht werden darf, wenn es entweder einer bestimmten Gruppe, zu der man gehört (also etwa Alzheimerforschung an einer an Alzheimer erkrankten Patientin) oder etwa Forschung an Kindern, um Kinderkrankheiten zu bekämpfen, allerdings nur, soferne es nicht möglich ist, an zustimmungsfähigen Patienten zu forschen. Diese Caudelen hat man eingebaut und auch versucht, es noch durch andere Maßnahmen zu begrenzen, und in Diskussion ist noch immer die Frage: »Ja reicht das denn aus?« oder »Ist das wieder ein Einfallstor für eine doch mehr oder minder wenig beschränkte Forschung an nicht Einwilligungsfähigen?« Das ist die Situation. Und das wird unterschiedlich beurteilt: Die einen meinen, es hat sich eigentlich nichts gebessert, es ist nur schöner formuliert worden, und es sei immerhin ein gangbarer Weg gefunden worden, auf dem man weiter arbeiten könnte. Ich will mit meiner Meinung nicht hinter den Berg halten: Ich bin der Meinung, dass ein prinzipiell sinnvoller Weg beschritten wurde: Dass man gesagt hat, es darf nur einer bestimmten Altersgruppe, einer bestimmte Krankheit, einem bestimmten Zustand dienen. Also im Prinzip bin ich der Ansicht, dass ein gangbarer Weg wäre, weil soweit ich das in der Forschungslandschaft überblicke, man notwendiger Weise auf diese Art von Forschung verwiesen ist.


Link speichern auf:addthis.comFacebookYiggItMister Wongstumbleupon.comdel.icio.usMa.gnoliaask.comdigg.comTechnoratiYahooMyWeblive.com
Seitenanfang