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.Die Schokoladenseiten der Inklusion
Chocolatier Josef Zotter erklärt im Gespräch mit Sandra Knopp und Udo Seelhofer, warum Inklusion ein Mehrwert für Unternehmen ist, wieso er den Literaturwettbewerb "Ohrenschmaus" unterstützt und warum er Unternehmen, die nur "ein bisschen Bio" machen, kritisch sieht.
„Inklusiv zu denken kann für Unternehmen ein großer Gewinn sein.“, betont Josef Zotter. In seiner Schokofabrik mit 200 Beschäftigten arbeiten drei Menschen mit Behinderung. Eine ehemalige Mitarbeiterin, Helga Wagner, sie ist gehörlos, bietet heute als freie Mitarbeiterin Spezialführungen in Gebärdensprache an. „Die TeilnehmerInnen bezahlen den Eintritt und werden, wie alle anderen den ganzen Tag umsorgt.“, sagt Zotter. Der Service wurde vor der Pandemie gut angenommen und erschließt eine neue Besuchergruppe: „Wenn Helga bei einer ihrer Führungen 15 Menschen begeistert, dann werden das treue KundInnen, die regelmäßig bei uns bestellen. Das ist ein Benefit und wirtschaftlicher Faktor.“ Pandemiebedingt gab es monatelang keine Gehörlosenführungen. Die ersten solchen Touren finden ab 01. Juli 2021 statt: ohne Maske, aber unter Einhaltung der 3-G-Regeln: Getestet, Genesen oder Geimpfte können wieder wie gewohnt Schokolade verkosten.
Blick fürs Detail
Auch von einem anderen Mitarbeiter erzählt Josef Zotter gerne. Mario arbeitet schon seit mehr als zwölf Jahren im Betrieb. Zotter nennt ihn scherzhaft den „Deutschprofessor“ der Firma. Denn er habe einen Blick fürs Geschriebene und liest Aussendungen und andere Druckwerke vor der Veröffentlichung Korrektur. „Er ist für unseren Betrieb unglaublich wertvoll, ohne ihn müssten wir das auslagern“, sagt der Chocolatier. Begonnen hat der heute 35-jährige Steirer bei ihm als Lehrling in einer Art inklusiver Berufsausbildung. Unterstützt hat den Lehrling und das Unternehmen die Organisation „Chance B“ mit Sitz in Gleisdorf.
Drei der rund 200 MitarbeiterInnen haben besondere Bedürfnisse. Die Vorbehalte, die manche Unternehmen in Bezug auf Inklusion haben, versteht Zotter nicht: "Es hat sich gezeigt, dass das gar nicht so kompliziert ist." Wirtschaftlich gesehen hat das Unternehmen die Krise besser überstanden als so manch anderer, konnte sogar 20 zusätzliche MitarbeiterInnen einstellen: Der Grund liegt auf der Hand: Der Absatz verlagerte sich stark in Richtung Online-Shop.
Ohrenschmaus
Zotter setzt nicht nur in seinem Unternehmen auf Inklusion, sondern unterstützt auch Initiativen wie den Verein „Ohrenschmaus“. Dabei handelt es sich um einen Literaturpreis für Menschen mit Lernbehinderung, der 2007 von Franz-Joseph Huainigg initiiert wurde. Die Siegertexte werden jedes Jahr auf einer speziellen Banderole der Zotter Schokoladen gedruckt. 2021 wurden erstmals mehrere Texte veröffentlicht. Das Thema heuer war „Mut“. Mut brauche man auch als Unternehmer. „Ich bin leidenschaftlicher Unternehmer und Gott dankbar, dass ich mein Talent erkannt habe. Das ist auch ein Teil des Erfolges.“, sagt Zotter. Es komme aber auch auf die richtige Form von Mut an. Er erinnert daran, dass er mit seinem ersten Unternehmen Pleite ging. „Da habe ich in meinem zweiten Unternehmerleben gelernt, dass man nicht so viele Kredite aufnehmen soll. Da war ich auch mutig, aber diese Art Mut bringt nichts.“ Das heutige Unternehmen sei zu 100 Prozent eigenfinanziert und schuldenfrei. Vernünftiges Wirtschaften sei vor allem in der Krise essenziell.
Leidenschaft Landwirtschaft
Abseits der Schokoladenproduktion beschäftigt sich Zotter sehr gerne mit der Landwirtschaft, betreibt 90 Hektar Biolandwirtschaft. Dass er diese Form von Landwirtschaft nur aufgrund der Schokoladenherstellung betreiben könne, ist ihm bewusst. Unternehmen, die nur ein bisschen auf Bio setzen, sieht er skeptisch: „Entweder ich mache es ganz, oder gar nicht.“ Am Ende des Tages komme es darauf an, dass das Gesamtpaket stimmig ist, was auch die KundInnen bemerken. Das betreffe nicht nur die Produktion, sondern auch Mitarbeiterführung und Inklusion. Das Tolle daran sei, dass MitarbeiterInnen mit Behinderung eigene Perspektiven ins Unternehmen einbringen. Anfangs gab es durchaus Bedenken, doch diese hätten sich rasch aufgelöst. „Inklusion ist das Beste, was du haben kannst“, will Zotter anderen UnternehmerInnen mitgeben.
Service:
Bei Zotter gibt es auf Nachfrage (ab 10 Personen) geführte Schoko-Touren für gehörlose Menschen: Zu buchen unter: schokolade(at)zotter.at
Unregelmäßig, meist 1x im Monat, gibt es solche Führungen auch für EinzelbesucherInnen – Informationen gibt es via Facebook: https://www.facebook.com/watch/
Für Besucher mit Hörgeräten gibt es die Möglichkeit Audio Guides mit Umhänge-Induktionsschleife zu nutzen. (Infos für Schoko-Laden-Theater. Nächste Führungen im Juli 2021. Informationen zu mir finden Sie unter: https://udoseelhofer.at/
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