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Die Welt der Gehörlosen erleben bei HANDS UP
Wie ist das Leben, wenn man nicht hört? Wie funktioniert Gebärdensprache? Wie nehmen gehörlose Menschen Musik wahr? All das kann man jetzt bei „HANDS UP“, einer neuen Ausstellung im 1. Bezirk in Wien, erleben. Betrieben wird die Ausstellung vom Bildungsinstitut equalizent in den Räumlichkeiten von Dialog im Dunkeln im Schottenstift.
In der Ausstellung erlebt man Stille neu. Mit Ohrstöpseln und Kopfhörern abgeschirmt von der klanglichen Außenwelt geht es durch die Ausstellungsräume – alleine oder geführt von gehörlosen Guides. Schnell erlebt man wieviel man verstehen und erklären kann ohne die Stimme zu verwenden: Gesicht, Körper und Hände übernehmen die Kommunikation.
Mimik, Körper, Gebärdensprache, Alltag, Kultur & Musik
Humorvoll und erlebnisorientiert führen die Guides an das Thema Gehörlosigkeit heran. Besucher lernen dabei, dass es einfache Gebärden gibt, die man sofort versteht, wie z.B. Essen, Trinken oder Schwimmen. Sie lernen aber auch, dass Österreichische Gebärdensprache eine vollständige Sprache ist, und alles ausdrücken kann, was man z.B. auch in Deutsch oder Englisch ausdrücken kann. „Das können Fernsehnachrichten genauso sein wie auch Poesie,“ berichtet die gehörlose Guide Alicia Eliskases.
Danach erfahren die Besucher mehr über den Alltag ohne Gehör – z.B. wie ein Wecker oder eine Türklingel für Gehörlose funktioniert. „Als Höhepunkt der Ausstellung erlebt man beim Gebärdenkaraoke am eigenen Körper, wie Gehörlose Musik wahrnehmen und wie man in Gebärdensprache ‚singt‘,“ schwärmt Monika Haider, Geschäftsführerin von equalizent.
Idee vor Jahren, Umsetzung in Rekordzeit
„Die Ausstellung ist seit Jahren ein Traum von equalizent, und auch von mir persönlich,“ erklärt sie. „Ein knappes Jahrzehnt ist die Idee gereift. Wir haben immer wieder nach Wegen zur Finanzierung gesucht und haben schließlich im vergangenen Jahr Förderzusagen von der Wirtschaftsagentur der Stadt Wien und vom Wirtschaftsministerium bekommen. Mit einer gehörigen Eigeninvestition und viel, viel Einsatz von unserem tollen Team bei equalizent haben wir innerhalb kürzester Zeit, ja in Rekordzeit, die erste Dauerausstellung zum Thema Gehörlosigkeit in Österreich geschaffen. Die Ausstellung ist eine tolle Gelegenheit für alle Hörenden in die Welt der Gehörlosen einzutauchen. Und für die Gehörlosen-Community, für die und mit der equalizent seit Jahren aktiv ist, ist es ein ganz wichtiges Zeichen der Sichtbarkeit.“
Alicia Eliskases ergänzt: “Deshalb gibt es in der Ausstellung auch einen Bereich über berühmte Gehörlose, die Geschichte und die Kultur der Gehörlosen.” So zeige HANDS UP was Gehörlose alles erreicht haben – aber auch wo es die Gesellschaft ihnen noch schwer mache. Häufig geht es dabei einfach darum, sich zu trauen, weiß Eliskases: „Wenn Hörende merken, dass ich gehörlos bin, suchen sie meist ganz erschrocken das Weite. Ein Ausstellungsbesuch kann das ändern. Egal ob Kinder oder Erwachsene, alle sind immer ganz erstaunt und begeistert, wenn sie sehen, dass die Kommunikation mit ein bisschen Fantasie und gutem Willen funktioniert.“
Angenehm kühle Räume & Synergie mit Dialog im Dunkeln
HANDS UP Projektleiter Andreas Rothe erklärt, dass der Standort bei der Partnerausstellung Dialog im Dunkeln deshalb so gut geeignet sei, da zwei Ausstellungen zum Thema Sinnesbehinderung hier an einem Ort zusammenkommen. Die Mitarbeiter vom Dialog übernehmen auch die Buchungen für HANDS UP. „Außerdem sind die Räume im Kellergeschoss des Schottenstiftes immer angenehm temperiert und also eine gute Gelegenheit der Sommerhitze zu entfliehen,“ so Rothe.
Unternehmen, Schulen & internationale Besucher
„Die Ausstellung ist auch sehr gut für Schulklassen und Firmen geeignet,“ erklärt Rothe. „Die Erfahrung bei HANDS UP fördert Respekt für menschliche Vielfalt und für Individualität.“ Gruppen empfehle man explizit einen Besuch mit Führung zu buchen. Für Schulen und Universitäten gebe es besondere Ermäßigungen. Zukünftig sollen auch Workshops und Pakete für Betriebsausflüge angeboten werden.
Die Ausstellung sei auch gut für internationale Besucher geeignet, weil die Führung komplett gestisch-visuell gestaltet ist und Texte und Untertitel von Videoinhalten sowohl in Deutsch als auch in Englisch angeboten werden. „Es ist nicht notwendig vor der Führung irgendwelche Gebärdensprachkenntnisse zu haben“, erklärt er. „Aber wenn Sie hinaus gehen, werden Sie sicher eine Handvoll Wörter gelernt haben.“
Gebärdensprache lernen
Equalizent Geschäftsführerin Monika Haider schließt ab: „Und wenn Sie nachher auch nur halb so begeistert von der Schönheit der Gebärdensprache sind wie wir, dann gibt es bei equalizent auch die Möglichkeit einen Kurs in Österreichischer Gebärdensprache zu besuchen.“ Damit räumt sie mit einem gängigen Vorurteil auf: Gebärdensprache ist nicht international. Jedes Land hat seine eigenen Gebärdensprache(n) und sogar Dialekte. Genau wie bei den „Lautsprachen“ auch.
Das alles und vieles mehr kann man jetzt bei HANDS UP erfahren und lernen. Mehr Infos unter www.handsup.wien
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