Inhalt:
.Differenzierung von Behinderung und Behinderungsarten
Behinderung ist eine konkrete Sache, die einen Menschen immer nur in einzelnen Fähigkeitsentfaltungen hemmt bzw. sie verunmöglicht, ihn aber stets als Person im sozial- und geisteswissenschaftlichen Sinn niemals in Frage stellen darf. Dementsprechend sind bestimmte soziologische Thesen abzulehnen, die behinderte Menschen als Randgruppe bezeichnet und ihr negative Eigenschaften nachsagt. Daraus folgt, dass Behinderung stets in Bezug gesetzt werden soll zu dem, was von ihr im eigentlichen Sinn betroffen ist, und ansonsten der Mensch als solcher (d.h. im holistischen Sinn) unangetastet bleibt.
Guten Abend, geschätzte Hörerinnen und Hörer! Wer diesen Sender wählt, der weiß, was ihn erwartet: Beiträge zum Problemfeld des Behindertseins von Menschen!
Heute soll es aber einmal nicht um eine einzelne bestimmte Angelegenheit gehen. Vielmehr wird versucht, das Thema etwas allgemeiner zu fassen.
Da ich jedoch selbst von einer schweren Bewegungsstörung betroffen bin und dadurch ? wie man hören kann ? auch meine Sprache nicht immer ganz verständlich klingt, werden meine Kollegin Katharina Zabransky und mein Kollege Gerhard Wagner den folgenden Text anstatt meiner lesen.
Was ist Behinderung eigentlich?
Tut das weh?
Bedeutet das bloß ewiges Leid?
Ist es ein einziger Verzicht auf die vielen Annehmlichkeiten des Lebens?
Vegetieren Menschen mit Behinderung tatsächlich nur am Rande der Gesellschaft, so wie das ein Vertreter für Soziologie in seinem Beitrag "Randgruppe" formuliert hat, der in dem Buch "Grundbegriffe der Soziologie" nachzulesen ist?
Wer so denkt, vermischt nicht selten die einzelnen Aspekte der Realität!
Sicherlich ist es nicht lustig, wenn
- jemand mit einer Muskellähmung aufwächst und den Rumpf, die Arme bzw. die Beine nur höchst eingeschränkt oder überhaupt nicht bewegen kann,
- es im Mutterleib zu Entwicklungsschädigungen gekommen ist und nun verschiedene Körperteile fehlgebildet oder gar nicht vorhanden sind,
- Ärzte und Hebammen bei der Geburt eines Kindes falsch agiert haben und dadurch ein Gehirnschaden entstanden ist, der sich in Form von massiven Bewegungsstörung auswirkt, oder gar eine bestimmte geistige Fähigkeitseinschränkung zur Folge hat,
- aufgrund von Erkrankungen oder Spätschädigungen Invalidität entstanden ist, die jemanden ein Leben lang begleiten,
- Gehör oder visuelles Wahrnehmen nur teilweise oder gar nicht vorhanden ist, und das nachhaltigste Auswirkungen auf die gesamte Existenzgestaltung eines Menschen hat.
Aber jemanden wegen solcher oder ähnlicher Hemmnisse menschlich gleich total abzuqualifizieren und ihm damit jegliche Fähigkeit zur Teilnahme an der Gemeinschaft abzusprechen, ist das nicht wirklich die Verkennung der tatsächlichen Problematik?