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.Disko-Fieber
Im Sommer, wenn es heißt ist, geht es auch oft heiß her in Diskos. Im Juli 2007 hat Freak-Radio daher eine Sendung zu diesem Thema gemacht: Wie tanzen Leute im Rollstuhl? Oder wenn sie nichts sehen?
Es gibt auch Partys, wo gehörlose Diskobesucher tanzen, diese spüren die Musik und sehen Videofilme mit bewegten Farben.
Im ORF-KulturCafe haben Leute mit verschiedenen Behinderungen erzählt, wie sie sich in der Disko bewegen, was sie sonst noch machen: Zum Beispiel wie sie flirten (=wie sich zwei Menschen näher kommen). Manche arbeiten auch in der Disko.
Es gibt einen Verein, der sich besonders für die Integration in der Freizeit einsetzt: Dieser heißt: Ice-Live (das wird ausgesprochen wie Eis-Leif). Es gibt verschiedene Veranstaltungen (zum Beispiel Partys), in denen behinderte und nicht behinderte Menschen einander näher kommen sollen.
Franz Hoffmann, der Disko-Star
Zu Gast war auch ein DJ (ausgesprochen Didschej: das ist die Abkürzung für Disk-Jockey). Das ist jemand, der CDs oder Platten auflegt und für Musik zuständig ist.
Der DJ Franz Hoffmann berichtet, dass er schon seit sieben Jahren Platten und CDs auflegt. Auch er hat Platten für viele Leute mit Lernbehinderungen, ohne Behinderungen oder für Besucher im Rollstuhl aufgelegt. Als Disko-Star hat er viele weibliche Fans (Verehrerinnen), die ihn auf Getränke eingeladen haben. Manche haben ihn sogar nach Hause eingeladen und wollten mehr von ihm. Manchmal ist ihm das sogar zu viel geworden.
Aber sonst hat ihm das viel Spaß gemacht und er hat dabei auch Geld verdient.
Er ist auch dafür ausgebildet worden, dass er den Besuchern hilft, wenn sie bewusstlos werden oder zusammenfallen: Dann hat er die Musik abgebrochen, hat dafür gesorgt, dass sie gut liegen und hat Hilfe geholt. Öfters hat er sogar die Rettung anrufen müssen. In allen Fällen ist das gut ausgegangen.
Er hat auch darauf aufpassen müssen, dass es keine Streitereien oder gar Raufereien gibt. Die hat es auch ein paar Mal gegeben. Er hat immer wieder für Ruhe sorgen können. Wie bei anderen Diskos auch, hat er aber einmal die Polizei holen müssen: Denn ein Alkoholiker hat zu viel getrunken und andere belästigt. Ein Alkoholiker ist süchtig und trinkt zu viel Alkohol.
Deshalb hat es bei den Diskos auch fast keinen Alkohol gegeben - bis auf ein Bier pro Person, zusammen mit einem belegten Brot.
Was macht der Verein Ice Live?
Die Idee ist, dass Menschen mit und ohne Behinderungen sich bei Veranstaltungen kennen lernen. So können sie auch Erfahrungen austauschen. Es ist immer wieder so, dass Menschen, die keine Behinderung haben, ängstlich sind, mit behinderten Menschen zu reden. Bei diesen Veranstaltungen verschwinden die Ängste. Denn durch das Reden kommen die Leute zusammen.
Immer wieder entstehen auch Freundschaften von Besuchern mit verschiedenen Behinderungen und nicht behinderten Besuchern.
Die Veranstaltungen finden einmal im Monat statt: Es sind teilweise Disko-Abende mit Pop-Musik.
Mitmachen
Andreas Paukner ist von Ice-Live in der Sendung. Er berichtet, wie man im Rollstuhl tanzt: Er selbst tanzt mit zwei Personen, und steht aus dem Rollstuhl auf. Die zwei anderen halten ihn beim Tanzen. Er hat sich sehr gut bewegen können und möchte es bald wieder einmal selbst probieren. Denn er hat schon lange nicht mehr getanzt. Für ihn ist Tanzen besser als jede Therapie: Das Schöne ist für ihn, wenn er »shaken« kann (=sich mit der Musik bewegen). Sein Spitzname war Casanova und er hat auch gerne mit anderen Tänzerinnen geflirtet.
Es gibt auch Karaoke-Veranstaltungen von Ice-Live: Dort können die Gäste zu einer Musik bekannte Musikstücke nachsingen. Die Leute sind sehr mutig. Es gibt auch ein Lied, das wird jedes Mal am Anfang gespielt. Bei diesem Lied singen alle zusammen.
Das bricht das Eis (=nimmt die Angst) im Verein Ice-Live (EisLeif).
Was sind die Hits?
Der Disko-Star Franz Hoffmann legt besonders gerne CDs und Platten auf, die Tänzerinnen und Tänzer mögen: Das ist etwa Austro-Pop oder manchmal Pop aus Italien (Umberto Tozzi). Die Neue Deutsche Welle aus den 80er-Jahren hören die Gäste immer wieder gerne. Franz Hoffmann stellt die Platten selbst zusammen. Manchmal testet er aber auch, was gut ankommt.
Auch etwas Ruhigeres zum Tanzen, etwa Schmusesongs, aber auch Austria3 und Georg Danzer kommen sehr gut an. Gerne erfüllt er auch die Wünsche der Gäste.
Zu Franz Hoffmann kommen immer wieder sehr viele Leute. Es freut ihn, wenn sich die anderen bewegen: Vor allem, wenn sehr stark behinderte Besucher mitschwingen und sich bewegen. Zusätzlich legt er auch manchmal CDs und Platten an Geburtstagen auf.
So schön es ist, es ist auch ein Knochenjob. Er muss auch für das richtige Licht sorgen, hin und wieder auch für Disko-Rauch. Und er muss früher da sein und alles vorbereiten. Und am Ende tun ihm meistens schon die Füße weh.
Tanzen macht Spaß
Eine Frau aus dem Publikum erzählt von ihrer Arbeit beim Verein IceLive. Wenn sie tanzt, stellt sie sich selbst gerne zum Lautsprecher und bewegt Hände, Arme und Beine im Rollstuhl zur Musik.
Ein anderer Vertreter von IceLive erzählt von einem Webradio und auch von einem religiösen Radio. Er berichtet von einer großen Disko-Veranstaltung in der MilleniumsCity am Handelskai.
Franz Hoffmann, der DJ, tanzt nur selten, weil er ja immer Musik auflegen muss. Er weiß noch nicht, wie es weitergehen wird, im Oktober 2007 legt er noch einmal Musik auf - vielleicht zum letzten Mal. Denn immer mehr solcher Veranstaltungen werden eingespart.
Am Schluss erzählt eine Frau aus dem Publikum, dass sie auch mit ihrem Elektrorollstuhl tanzt. Sie bewegt ihren Rollstuhl mit der Musik, manchmal auch die Hände. Ihr macht das viel Spaß, sagt sie, sie braucht das. Sie scherzt dabei sehr gerne mit anderen und ist fröhlich dabei. Sie sagt, dass das eine gute Gelegenheit ist, zu sehen: Behinderte Menschen sind genauso fröhlich wie alle anderen auch. Denn die Menschen haben ja alle den gleichen Spaß beim Tanzen.
Sendungsverantwortlich: Gerhard Wagner