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.Diversity Ball 2010 - eine Audio-Reportage
Samstag, 24. April 2010, 19 Uhr: Im Kursalon Wien, nahe dem Stadtpark, laufen die letzten Vorbereitungen für den 3. Ball der Vielfalt. Freak-Radio war für Sie live dabei und hat Besucher und Prominente vors Mikrofon gebeten.
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Moderatorin: Die ersten Besucher finden sich im Foyer des altehrwürdigen Kursalons ein. Der Veranstaltungsort ist ein Glücksgriff: Denn nachdem das Jugendstiltheater am Steinhof wegen Renovierung nicht mehr zur Verfügung stand, gestaltete sich die Suche nach einem würdigen, barrierefreien Ersatz schwierig.
Eröffnet wird der Ball vom Diversity-Komitée unter der Leitung der Tanzschule Stanek. Zu den Klängen der Fächer-Polonaise tanzen gehörlose und hörende Paare sowie Tanzpartner unterschiedlichster Herkunft und Generationen. Unter den DebütantInnen ist erstmals auch eine blinde Frau.
Begrüßung durch Sprecher Günter Tolar...
Ansprache sowie musikalische Walzerklänge...
Moderatorin: Viele Prominente Gäste unterstützen den 3. Diversity-Ball. Durch den Abend führen Günter Tolar und Miss Candy alias Holger Thor.
Moderatorin: Nach der Eröffnung gilt es, möglichst viele Gäste vor's Mikrofon zu bekommen. Als eine der ersten befragen wir an diesem Abend Katharina Weesmüller. Die Rollstuhlfahrerin aus Hamburg ist extra für den Ball nach Wien gekommen.
Katharina Weesmüller, Berlin: Ja, eigentlich wollte ich hier ein paar Freunde treffen, die sind aber jetzt leider doch nicht dabei. Da dachte ich, ich komme trotzdem her und schaue mir an, was hier so los ist.
Christoph Dirnbacher: Und wie ist Ihr erster Eindruck von Wien und vom Ball?
Katharina Weesmüller, Berlin: Sehr schön! Ich war noch nie hier und es ist nett, so einen Abend erleben zu dürfen.
Christoph Dirnbacher: Wie würden Sie denn Vielfalt definieren?
Katharina Weesmüller, Berlin: Vielfalt? Ja, unterschiedlich zu sein, nicht immer das Gleiche, kein Einheitsbrei, sondern wie eine Salatschüssel, wo verschiedene Sachen drinnen sind.
Moderatorin: Eine Stunde nach der Eröffnung ist das Fest in vollem Gange. Zu den Highlights gehört die Performance von DanceAbility unter dem Motto "Wer atmen kann, kann tanzen".
Weil die Lautstärke im Saal ein Interview nicht zulässt, bitten wir Wirtschaftskammer-Wien-Präsidentin Brigitte Jank vor das Pressezelt, das hinter dem Kursalon aufgebaut wurde. Wie würde sie Vielfalt beschreiben?
Brigitte Jank: Also, am heutigen Abend bin ich so noch nicht gefragt worden. Ich definiere Vielfalt ganz einfach mit Chancen. Chancen zu nutzen im gegenseitigen Verständnis. Wir leben Diversity ja schon auch im Wissen, dass wir als Unternehmen nur so gut sind, wie unsere Mitarbeiter gut sind. Die Gesellschaft zeigt, dass Menschen sehr viele Talente haben, sehr viel können, unterschiedliche Dinge.
Ich sehe Diversity daher als wirtschaftlichen, wesentlichen Faktor. Ich beschäftige mich daher schon seit ein paar Jahren damit und habe das zu einem wichtigen Thema in unserem Haus, in der Wirtschaftskammer, gemacht.
Christoph Dirnbacher: Es hat ja bereits einen Diversity-Preis gegeben. Wie schauen die Planungen für das nächste Jahr aus? Ist etwas derartiges wieder geplant?
Brigitte Jank: Ja selbstverständlich. Für uns ist dieses Thema ja kein Thema, das man einmal beginnt und dann wieder ad acta legt. Es ist Teil unserer Gesellschaft und unseres Wirtschaftslebens und den Diversity-Preis wird es nächstes Jahr wieder geben.
Christoph Dirnbacher: Wie wichtig schätzen Sie das Potenzial von Menschen mit Behinderungen für die Wirtschaft ein?
Brigitte Jank: Ich glaube, genau so wichtig wie alle anderen Unterschiedlichkeiten in der Gesellschaft. Auch dieses Potenzial. Sie dürfen nicht vergessen, wir gehen ja auch auf die geburtenschwachen Jahrgänge zu. Das heißt, als kleine Volkswirtschaft sind für uns unsere Mitarbeiter das größte Kapital, das wir haben.
Dazu gehören alle Gesellschaftsschichten, egal woher sie kommen, mit ihren Fähigkeiten und ihren Talenten, die sehr unterschiedlich sind. Gerade in den kleinen Betrieben lebt man das oft sehr unbewusst, wir wollen es als Interessenvertretung durchaus bewusst machen, sodass man sich auch dessen völlig bewusst ist, dass man hier Möglichkeiten hat, die man nutzen und einsetzen soll.
Das nützt den Betrieben, das nützt natürlich auch den Menschen. Die Behinderung, die ja oft einmal eine körperliche ist, wird ja oft nur von den Nicht-Behinderten so wahrgenommen. Umgekehrt erlebe ich das oft ganz anders. Da gilt es oft nur, den Nicht-Behinderten die „behinderten“ Augen zu öffnen.
Christoph Dirnbacher: Das ist ein schönes Stichwort für den ersten Teil. Gehen wir ein Stück weit weg von den Fakten: Der Abend ist noch jung, wir haben schon die Eröffnung und einzelne Performances gesehen. Wie ist denn Ihr Eindruck von der Stimmung hier?
Brigitte Jank: Ja sensationell! Ich besuche ja sehr viele Bälle und ich muss sagen, es ist hier eine ganz besondere Stimmung, weil hier unheimlich viel „Leben“ da ist. Ich habe den Eindruck, es ist besondere Lebens- und Ballfreude, die hier zum Ausdruck kommt. Dass ich auch bereit war, einen Tanz zu tanzen, ist etwas Besonderes, weil ich sonst auf Bällen nie tanze, obwohl ich sehr viele Bälle in der Saison besuche. Es ist einfach wunderschön hier!
Christoph Dirnbacher: Last but not least: Auf welchen der Höhepunkte freuen Sie sich denn am allermeisten?
Brigitte Jank: Also für mich war das schon ein besonderer Höhepunkt, hier mit dem Herrn Steiner zu tanzen, mit dem ich ja noch nie getanzt habe. Weil tanzen ist ja auch so etwas, wo sich zwei Menschen in einem Rhythmus zusammenfinden müssen. Einen Tanz zum Thema Diversität zu tanzen, war auch für mich etwas ganz Besonderes.
Ich habe in der heurigen Saison, wenn ich mich richtig erinnere, überhaupt noch keinen Tanz getanzt, daher war das ein sehr schöner Höhepunkt des heutigen Abends. Aber wie Sie selbst gesagt haben, die Nacht ist noch jung und es werden noch viele Höhepunkte kommen und ich werde auch, obwohl ich das ursprünglich nicht vorgehabt habe, hier bleiben und werde Herrn Mag. Schäfer, der bei uns das Diversity-Referat leitet und dann als DJ fungieren wird, auch zuhören und schauen, ob er da genau so gut ist, wie er bei seiner Tätigkeit in der Kammer.
Christoph Dirnbacher: Würden Sie im nächsten Jahr wieder kommen, wenn es einen weiteren Ball der Vielfalt gibt?
Brigitte Jank: Ich gehe davon aus, dass es wieder einen Ball der Vielfalt gibt. Ich habe mir schon überlegt, ob man die Veranstaltung nächstes Jahr nicht irgendwo anders hin verlegen muss, wo es noch mehr Platz gibt.
Wie ich den Eindruck habe, gäbe es hier noch viel mehr Möglichkeiten, Karten zu verkaufen und Gäste hier her zu bringen. Also, wenn es den Ball gibt – und wir werden unseren Teil dazu beitragen, dass es ihn wieder gibt – bin ich auch nächstes Jahr wieder da.
Christoph Dirnbacher: Bevor Sie mir hier erfrieren, sage ich recht herzlichen Dank für Ihr kurzes Interview und wir gehen wieder hinein ins Warme.
Moderatorin: Zu den prominenten Gästen des Abends gehört auch Bundesbehindertenanwalt Erwin Buchinger. Der ehemalige Sozialminister gibt sich als Verehrer von Kaiser Robert Heinrich dem Ersten, alias Robert Palfrader, zu erkennen.
Erwin Buchinger: Ich freue mich ganz besonders auf die Mitternachtseinlage mit Palfrader, denn zumal diese Schiene im ORF angelbich ausgelaufen ist, ist das wahrscheinlich eine der letzten Möglichkeiten ist, dieses Format zu sehen.
Christoph Dirnbacher: Was wäre denn Ihr Lieblingsthema, wenn Sie die Möglichkeit hätten, IHN zu interviewen?
Erwin Buchinger: Also ich bin wahrscheinlich für dieses Format viel zu ernsthaft. Die Frage, die sich mir stellt, ist, warum man einer Demokratie, einer Republik der Nostalgie des Kaisers, soviel abgewinnt. Aber es muss was dran sein, denn es ist ein erfolgreiches Format und ich würde ihn fragen, was er meint, warum dieses Format so erfolgreich ist. Ich weiß ja, was er sagen wird. Er wird sagen, weil er [selbst] so gut ist!
Sandra Knopp: Waren Sie letztes Jahr auch schon am Ball oder ist das Ihr erster Besuch?
Erwin Buchinger: Nein, das ist mein erster Besuch, aber ich denke, es wird nicht der letzte sein.
Moderatorin: Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat gemeinsam mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer den Ehrenschutz für den Ballabend übernommen. Wie würde ein Sozialminister Vielfalt definieren?
Rudolf Hundstorfer: Vielfalt würde ein Sozialminister so definieren, dass wir in einer Gesellschaft viele Strömungen haben, Menschen mit Behinderung haben, aber genauso Menschen, die eine bestimmte Lebensweise bevorzugen. Es muss möglich sein, in einem Staat all das zusammenzufassen.
Christoph Dirnbacher: Auf welchen der Höhepunkte heute Abend freuen Sie sich denn am meisten?
Rudolf Hundstorfer: Freuen tue ich mich am meisten auf die Audienz beim Kaiser, die ich heute Abend noch habe, weil ich darf ja gemeinsam mit Robert Palfrader hier um Mitternacht auftreten. Aber das ist ja nicht das Thema. Das Tolle hier ist, dass wir die Möglichkeit haben, gemeinsam hier zu sein, miteinander zu sprechen, miteinander zu blödeln, miteinander ein Gläschen zu trinken, das ist das Tolle!
Christoph Dirnbacher: Ich wusste natürlich, dass Sie eine Audienz beim Kaiser haben würden. Ich werde den Spieß jetzt aber umdrehen und möchte Sie fragen, welche Frage Sie an den Kaiser stellen würden, so Sie in der Rolle des Audienz Gebenden wären.
Rudolf Hundstorfer: Also ich würde heute beginnen und nicht sagen, „Eure Majestät“, sondern „Eure Präsidentschaft“, weil wir leben in einer Republik, in einer Demokratie. Da ist der Kaiser ja nur mehr eine Kunstfigur und nicht mehr. Wir werden sehen, was der Abend danach bringt.
Christoph Dirnbacher: Was ist denn in nächster Zeit geplant, dass Menschen [mit Behinderungen] am Arbeitsmarkt weiterhin gute Chancen haben?
Rudolf Hundstorfer: In Zukunft wird es so sein, dass wir alle bestehenden Programme, die Menschen mit Behinderungen, die den Arbeitsmarkt betreffen, nicht kürzen werden. Diese werden nicht von Sparprogrammen erfasst werden.
Punkt zwei: Wir sind dabei, gemeinsam mit den Behindertenorganisationen über das Thema Kündigungsschutz entsprechend zu diskutieren und auch zu schauen, ob wir hier einen Kompromiss finden, um auch die Wirtschaft zu zwingen, dass sie mehr Menschen mit Behinderung wieder aufnimmt.
Christoph Dirnbacher: Ich war heute Vormittag schon in Krems. Dort habe ich den Herrn Voget vom ÖZIV getroffen. Der meinte, dass es ganz gut wäre, den Kündigungsschutz einmal aufzugreifen.
Rudolf Hundstorfer: Ja, das mache ich im Einvernehmen mit den Behindertenorganisationen. Ich habe es mit Herrn Voget und Herrn Swoboda, den Repräsentanten der Behindertenorganisationen, so vereinbart.
Wenn wir einen Weg finden, wie wir das gemeinsam machen können, dann wird es Verhandlungen mit der Wirtschaft geben. Seitens der Wirtschaft gibt es auch die entsprechenden Signale und ich glaube, dass wir da im Herbst schon eine neue Vorgangsweise haben werden.
Christoph Dirnbacher: Würden Sie im nächsten Jahr wieder kommen, wenn es einen Ball der Vielfalt gibt?
Rudolf Hundstorfer: Ja selbstverständlich! Ich habe heuer gerne den Ehrenschutz gemeinsam mit meinem Kollegen Reinhold Mitterlehner übernommen und würde das auch nächstes Jahr wieder machen.
Sandra Knopp: Auch am Tanzparkett?
Rudolf Hundstorfer: Na sicher, das ist ja nicht das Thema! Das ist mein geringstes Problem. Ich habe mich im Laufe meines Lebens ein paar mal bemüht, Tanzschulen zu besuchen. Ja, ich gehe relativ oft auf Bälle, ich kann ein paar Tänze, bin kein besonders guter Tänzer, der sieben, acht Tänze kann, soweit geht es nicht, aber es geht so weit, dass man eine Ballnacht überstehen kann.
Moderatorin: Noch während ein Interview läuft, mussten die folgenden vorbereitet werden. So ergibt es sich, dass die ehemalige Behindertensprecherin der Grünen, Teresia Heidlmayer, beim Interview mit Rudolf Hundstorfer anwesend ist. Was sie hört, gefällt ihr gar nicht.
Christoph Dirnbacher: Frau Heidlmayer, Sie waren ja schon in den vergangen Jahren am Ball der Vielfalt und haben uns immer wieder Wortspenden gegeben. Wenn Sie sich so im Vergleich die Jahre anschauen, was hat sich verändert?
Teresia Heidlmayer: Verändern tut sich immer was, aber ich möchte keine Rückschau halten und sage, das war anders und heuer ist der Ball so! Letztes Jahr war der Ball anders, heuer ist er so, nächstes Jahr wird er wieder anders sein. Ich bin eine Frau, die keine Vergleiche macht. Wenn es mir taugt, komme ich wieder und wenn es mir nicht taugt, komme ich nicht wieder. Darum bin ich wieder da!
Sandra Knopp: Was "taugt" Ihnen am Ball der Vielfalt?
Teresia Heidlmayer: Zuerst einmal gehe ich gerne auf Bälle, nicht auf alle, keine „gespitzten“. Gespitzte Bälle mag ich nicht. Gerade wo es ein unkompliziertes Publikum gibt, wo ein jeder einfach da ist, ohne dass er sich rechtfertigen muss, das ist für mich das, was mir taugt!
Christoph Dirnbacher: Sie haben dem Herrn Sozialminister Hundstorfer zugehört. Was sagen Sie denn zu dem, was er inhaltlich zum Thema Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderungen gesagt hat?
Teresia Heidlmayer: Also mich hat es nur so gerissen! Eigentlich hätte ich ihn ja anschreien müssen, aber das darf man ja hier nicht tun ... Ich denke mir, in einer Zeit, wo wir eine Wirtschaftskrise haben, wo es so wenige Arbeitsplätze gibt, darüber nur nachzudenken, dass man die Einstellungspflicht – diese ist ja an die begünstigte Behinderung gekoppelt – aufgibt, bedeutet, dass die Menschen, die jetzt noch einen Job haben, dann auch keinen mehr haben. Also für mich ist das echt ein Horror!
Wenn es das ist, was die sich vorstellen, dann sage ich „Nein, dankeschön“, das brauchen wir nicht! Erstens schafft man dadurch eine Diskriminierung innerhalb der behinderten Menschen, weil die, die noch keinen Job haben, die kriegen keinen mehr und die, die einen haben, haben vielleicht das Glück, nicht so leicht rauszufliegen. Das wäre schon eine Ungleichstellung innerhalb der behinderten Menschen. Da bekomme ich eine Gänsehaut! Ich denke mir, man muss, um die Behindertenarbeitslosigkeit wieder irgendwie in den Griff zu bekommen, andere Konzepte anwenden.
Ich bin nicht mehr in der Politik, aber wissen tue ich es trotzdem noch. Es geht darum, dass man Firmen motiviert und den Staat, also Bund, Länder und Gemeinden, verpflichtet, ihre Behinderteneinstellungspflicht zu erfüllen. Wenn nämlich Bund, Länder und Gemeinden ihre Einstellungspflicht erfüllt hätten, dann wäre die Behindertenarbeitslosigkeit heute sehr sehr gering. Wenn ich eine Unternehmerin wäre, würde ich mich auch wundern, wenn der Bund als Gesetzgeber seine eigenen Gesetze macht und dann bricht.
Sandra Knopp: Wie würden Sie die Unternehmer motivieren?
Teresia Heidlmayer: Indem ich die Ausgleichstaxe hinaufsetze. Dann würde jeder sagen, nein, das können wir uns nicht leisten, weil das sind wieder Lohnnebenkosten oder Betriebskosten. Dann würde ich ihnen sagen, die Rechnung ist falsch, denn wenn ihr wen einstellt, habt ihr keine Kosten. Das ist eine ganz klare Rechnung. Aber mit den paar hundert Euro, die die Unternehmen zahlen pro Person, das zahlen sie ja aus dem Hosensack.
Christoph Dirnbacher: Wenn es nächstes Jahr wieder einen Ball gibt, werden Sie wieder kommen?
Teresia Heidlmayer: Ja, wenn es wieder einen Ball gibt, wenn es passt und ich in Wien bin, komme ich sicher wieder! Ist ja kein Thema! Mir taugt es heuer, also komme ich auch nächstes Jahr wieder!
Sandra Knopp: Gibt es einen Programmpunkt, auf den Sie sich heuer besonders freuen?
Teresia Heidlmayer: Ich bin nicht der Typ, der sagt, jetzt freue ich mich auf genau das und wenn das in die Hose geht, dann wäre ich deprimiert. Ich genieße das, was ich heute am Ball komsumieren kann, ob jetzt Palfrader da ist oder nicht.
Das war nicht meine Motivation, hierher zu kommen, dann hätte ich wo anders hingehen müssen, wenn ich den sehen wollte. Ich bin jetzt hier am Ball und das Angebot gilt, das schaue ich mir an, aber ich komme jetzt nicht genau mit dem, da würde ich mir ja selber die Gesamtheit des Balles reduzieren auf irendeinen Höhepunkt. Ich hab ja keinen Vogel!
Christoph Dirnbacher: Ich danke für das Interview!
Moderatorin: Was wäre ein solcher Abend ohne Sponsoren? Auch IBM Österreich gehört zu jenen, die diese Veranstaltung finanziell unterstützen. Generaldirektor Leo Steiner präsentiert seine ganz persönliche Definition von Vielfalt:
Leo Steiner: Vielfalt heißt eigentlich, sowohl Meinungen als auch verschiedenste Hintergründe zuzulassen und sich damit auseinander zu setzen.
Christoph Dirnbacher: Auf welchen der vielen Programmpunkte freuen Sie sich heute am meisten?
Leo Steiner: Grundsätzlich eigentlich auf den ganzen Ball! Wie schon vorhin gesagt, geht es nicht darum, etwas Spezielles aus dem heraus nehmen, sondern gerade Vielfalt zuzulassen. Es überrascht einen immer wieder und man weiß dann vielleicht vorher gar nicht, wo das Beeindruckendste herkommt. Wenn man von Vornherein sagen würde, „ich will das oder das“, dann übersieht man vielleicht ganz andere Dinge, die sehr, sehr schön oder vielleicht noch überraschender sind.
Christoph Dirnbacher: Kommen wir vielleicht nochmals zurück auf die Diversity. IBM war eines der Unternehmen, die einen der ersten Diversity-Preise gewonnen haben. Was bedeutet denn eine solche Auszeichnung für einen Konzern, der das schon seit Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten, macht?
Leo Steiner: Ganz ehrlich, für mich bedeutet es Ansporn. Nämlich Ansporn, weiter zu machen. Natürlich ist es auch sehr angenehm, wenn man merkt, dass das eigene Bemühen auch extern wahrgenommen und anerkannt wird. Im Wesentlichen ist es aber noch wichtiger, dass es auch intern ankommt, dass es im eigenen Team gesehen wird. Für mich persönlich ist es Ansporn, dort weiter zu machen und einfach nicht nachzulassen.
Christoph Dirnbacher: Mir ist bekannt, dass IBM auch MitarbeiterInnen mit Behinderung beschäftigt. Was tut man konkret, um das Potenzial zu nützen und auszubauen.
Leo Steiner: Also für mich ist es gar nicht so,dass ich sage, ich würde darauf ganz speziell eingehen. Für mich ist jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter gleich viel wert und wir haben für jede einzelne Mitarbeiterin und Mitarbeiter ganz spezielle Förderprogramme, die sagen, „was kann ich tun, um hier jedem Einzelnen zu helfen, weiter zu kommen, seine Fähigkeiten weiter zu entwickeln und wirklich noch viel besser zum Blühen zu bringen. Deshalb sage ich ja, es ist gar nichts Spezielles, aber wir leben es.
Christoph Dirnbacher: Das ist ein schönes Schlusswort. Wenn es nächstes Jahr wieder einen Ball gibt, können Sie sich vorstellen, wieder in die Sponsorenrolle zu schlüpfen und selber wieder das Tanzbein zu schwingen?
Leo Steiner: Warum nicht? Wenn es wieder der Sache dient, freilich! Wir wurden ja dieses Jahr von der Wirtschaftskammer ausgezeichnet, also war es mir eine Ehre, aus diesem Anlass mit der Wirtschaftskammer-Wien-Präsidentin zu tanzen!
Moderatorin: Nun ist es bereits kurz vor Mitternacht. Der sorgsam ausgerollte rote Teppich deutet auf hohen Besuch hin. Weiße Papiertaschentücher werden ausgeteilt, um seiner Majestät, Kaiser Robert Heinrich dem Ersten, entsprechend huldigen zu können. Oberhofmeister Seyffenstein gibt die letzten Instruktionen.
Kaiser Robert Heinrich der Erste hat uns nicht gestattet, seine Audienz mitzuschneiden. Doch so viel sei verraten: Die Sonder-Audienz am Diversity Ball verläuft nicht ganz nach den Vorstellungen des Monarchen.
Zunächst versagt das Mikrofon seinen Dienst. Dann muss Seine Majestät erfahren, dass sich sein Staatsschatz während der Anwesenheit von Sozialminister Rudolf Hundstorfer empfindlich verringert hat.
Außerdem fühlt sich Robert Palfrader gesundheitlich nicht besonders wohl. Alle Interviews müssen daher entfallen.
Ob Seine Majestät auch nächstes Jahr wieder am Diversity Ball erscheinen wird, ist nicht geklärt. Viele andere haben uns jedoch versichert, nächstes Jahr wieder kommen zu wollen. Wir freuen uns auf den Diversity Ball 2011 und sagen auf Wiederhören bis zum nächsten Mal.
Christoph Dirnbacher: Die Berichterstattung über den Ball der Vielfalt ist Teil des Projekts "Lebens- und Arbeitswelten". Fotos vom Ball sowie nähere Informationen zum Projekt finden Sie auf www.freak-radio. at.
Das war eine Sendung von Sandra Knopp und Christoph Dirnbacher, Sprecherin: Sandra Knopp.
Dieser Beitrag ist im Rahmen des Projektes "Lebens- und Arbeitswelten" erschienen.