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Rubrik: Lesen statt Hören
28. Oktober 2001

Dorothea Brozek - Ein Freak - Menschenbild

von Walter Lindner

Dorothea Brozek: Medien sind so wichtig, weil sie in unseren Köpfen Bilder schaffen. Da ist auch die Sprache so von Bedeutung, die verwendet wird. Im Zusammenhang mit Behinderung merke ich immer wieder, dass Bilder erzeugt werden, die unsere so angebliche Hilflosigkeit und unsere Opferhaltung produzieren. Das macht mich oft sehr wütend. So banale Formulierungen, wie »an den Rollstuhl gefesselt« oder »leiden an« sind besonders oft zu lesen oder zu hören. Da gilt es, Fortbildungsmöglichkeiten für JournalistInnen anzubieten.

Andererseits denke ich auch, dass viel mehr JournalistInnen mit Behinderung »auf dem Markt« sein, arbeiten müssten, weil dann eine ganz andere Berichterstattung sein würde. Das geschähe aus einer total anderen Perspektive heraus, die jetzt leider sehr oft fehlt. Dadurch kommen solche Aktionen wie dieses unsagbare »Licht ins Dunkel« heraus, wo den behinderten Menschen wirklich nichts Gutes getan wird. Diese vielen Millionen, die von Menschen, die es wirklich gut meinen, gespendet werden, ist ja nicht abzulehnen, aber diese Aktion, wie sie in den Medien dargestellt wird, lässt uns zu passiven Hilfeempfängern degradieren. Das schmerzt mich sehr. Wenn der Advent bald beginnt, kriege ich schon jetzt einen Zorn.

Freak-Radio: Eine der Möglichkeiten für behinderte Menschen, sich zu artikulieren, ist Freak-Radio, dessen Gründungsmitglied Dorothea Brozek ist.

Dorothea Brozek: Es gibt die "Arbeitsgemeinschaft Behinderte und Medien", die von Franz-Joseph Huainigg geleitet wird, wo ich auch mitarbeite. Vor vier Jahren kam die Information, dass der ORF eine Sendeleiste für freie Gruppen aufmachen will, weil der Mittelwellensender am Bisamberg wieder aufgemacht wird. Es wurde nachgefragt, ob wir nicht auch Interesse hätten, ein »Behindertenmagazin« zu gestalten.

Das war der Beginn. Rainer Rosenberg, ein Verantwortlicher des ORF, kam damals zu uns in die Arbeitsgruppe und hat uns erzählt, dass Radiomachen die einfachste Sache der Welt wäre. Er hat für uns auch einen Studiotermin im ORF in der Argentinier Straße organisiert - und schon hatten wir die erste Pilotsendung fertig. Wir haben uns als Gruppe, als "Freak-Radio", um einen Sendeplatz beworben. Die Prämisse war und ist, dass es wichtig ist, dass Menschen mit Behinderung aus ihrer Perspektive und Sicht Radio machen und berichten.

Wir merkten schnell, dass man viel Zeit benötigt, um Sendungen zu gestalten, doch im Laufe der Zeit eigneten wir uns das know-how an. Es gab auch einige Zeit, wo es recht schwierig war, denn da waren wir nur zu Dritt, um das wöchentliche Programm zu gestalten. Ich bin sehr froh, dass sich dieses Projekt so positiv entwickelt hat, dass wir ein größeres Team geworden sind und dass es Freak-Radio überhaupt noch gibt. Man muss auch betonen, dass es eine unbezahlte Arbeit ist, die von den MitarbeiterInnen geleistet wird. Es arbeiten ausschließlich Laien außer einem Profi-Mann. Wir können sehr stolz darauf sein, dass wir vier Jahre durchgehalten haben.


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