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Rubrik: Lesen statt Hören
28. Oktober 2001

Dorothea Brozek - Ein Freak - Menschenbild

von Walter Lindner

Es kam nicht nur einmal vor, dass ich vergessen worden bin oder eineinhalb Stunden durch Wien fahren musste, bis ich endlich zu Hause war. Diese Sammeltransporte waren und sind üblich. Inhaltlich hat mir das Studium sehr gut gefallen. Ich habe Polnisch und im Nebenfach eine Kombination aus Russisch, Politikwissenschaft und Publizistik studiert. Mir war bald klar, dass ich noch ein anderes Standbein haben wollte, nämlich Arbeit mit Menschen.

Das war für mich klar, seitdem ich mich während meines Studiums auf der Österreichischen Hochschülerschaft engagierte und dort gemeinsam mit einem Kollegen das erste Behindertenreferat österreichweit gegründet habe. Ich habe mich auch in der Behindertenbewegung engagiert und meine eigene in dieser Zeit sehr stark reflektiert. Da war mir auch klar: Ich möchte mit anderen Menschen arbeiten. Ich wollte in Richtung Erwachsenenbildung, Psychologie etwas machen. Ein Jahr, bevor ich mein Studium abgeschlossen habe, bekam ich die Information, dass es eine Aus- und Fortbildung zur Sexualberaterin und -pädagogin gibt. Die fand an der Wiener Akademie für Ganzheitsmedizin statt. Diese Ausbildung wurde von Prof. Dr. Rotraud Perner zusammengestellt und geleitet. Das war für mich als Ergänzung ganz toll. Auf der einen Seite war das Diplomarbeit Schreiben, vor dem Bildschirm sitzen und herumhirnen, auf der anderen Seite die Seminare dieser Beratungsausbildung. Es ist eine Lebens- und Sozialberatungsausbildung, die sehr viel Frische und Bewegung für mich reingebracht hat. Ich konnte das gut neben dem Studium machen.

Musik

Freak-Radio: Sie hören Freak-Radio auf Mittelwelle 1476 KHz bzw. im Internet unter 1476.orf.at In unserer Serie »Menschenbilder« präsentieren wir ein Portrait von Magistra Dorothea Brozek.

Freak-Radio, Walter Lindner: Eines ihrer wichtigsten Anliegen ist der Selbstbestimmt-Leben-Gedanke, für den sie sich auch dementpsrechend engagiert.

Dorothea Brozek: Seit kurzer Zeit bin ich im Verein »Selbstbestimmt Leben Wien« , den wir vor zwei Jahren gegründet haben, angestellt. Ich bereite mit einer Kollegin im Rahmen der Beschäftigungsoffensive ein Projekt vor. Wir wollen eine Assistenzgenossenschaft gründen. Diese soll persönliche Assistenz für Leute mit Behinderung bereitstellen. Der Begriff »persönlliche Assistenz« meint eben, dass die Hilfen, die Menschen mit Behinderung brauchen, von Personen gemacht werden, die sie selber aussuchen, selbst anleiten und dass die Hilfen dorthin kommen, wo sie wirklich gebraucht werden und dass sie so passieren, wie es die Menschen brauchen. Das ist der Gegensatz zum herkömmlichen Begriff der Betreuung.


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