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Rubrik: Lesen statt Hören
28. Oktober 2001

Dorothea Brozek - Ein Freak - Menschenbild

von Walter Lindner

Das soll also in Form einer Genossenschaft organisiert werden und die Unterstützung für Menschen mit Behinderung geboten werden. Wir werden die Assistentinnen und Assistenten bei der Genossenschaft anstellen und die behinderten Menschen in den Tätigkeiten, die von ihnen abverlangt werden, unterstützen, wenn sie de facto als Arbeitgeber auftreten müssen. Formal sind die AssistentInnen bei der Genossenschaft angestellt, aber das Weisungsrecht haben die behinderten Menschen. Sie können sich die Leute aussuchen, die Dienstpläne gestalten, natürlich im Einvernehmen mit den Assistentinnen und Assistenten.

Freak-Radio: Diese Hilfe konnte Frau Mag. Brozek lange nicht in Anspruch nehmen, weiß sich aber selbstverständlich dementsprechend zu helfen.

Dorothea Brozek: Ich gebe meist auf der Uni-Job-Börse Inserate auf oder finde Menschen durch Mundpropaganda. Da gibt es für mich so banale Entscheidungspunkte, sachliche, sage ich einmal: Sie soll nicht zu weit weg wohnen, keine Allergie gegen Hunde, telefonische Erreichbarkeit, flexibel in einem Team arbeiten zu wollen, nicht nur für ein halbes Jahr und nicht nur an Wochenenden da sein. Natürlich muss auch die Chemie passen.

Freak-Radio: Die Finanzierung dieser für sie notwendigen Unterstützung musste sie sich hart erkämpfen.

Dorothea Brozek: Der erste Schritt war, mit der Gemeinde Wien über die Anzahl der Stunden zu verhandeln. Der Knackpunkt war, als meine Mutter aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so helfen konnte. Da war mir klar, dass ich umfangreiche Hilfe organisieren musste. Ich brauchte Nachtdienste, was anfangs schier unmöglich erschien. Das Angebot der Gemeinde Wien, der sozialen Dienste, war dafür nicht ausgerichtet. Ich habe durch harte Verhandlungen schlussendlich erreicht, dass sie mir Nachtdienste genehmigen. Ich schlug ihnen einen Verein vor, den ich gerne möchte, mit welchem die Stadt Wien einen Vertrag hat.

Mit diesem Verein wiederum habe ich die Vereinbarungen getroffen, dass ich dafür zuständig bin, wer bei mir wann, wo, wie arbeitet, ich die Leute dann wegen eines Dienstvertrages zu ihnen schicke. Mit der Finanzierung funktioniert das nun so, dass die Stadt Wien ähnlich der Heimhilfe den Verein finanziell unterstützt, der Verein bezahlt die Assistentinnen und ich zahle einen Kostenbeitrag an die Stadt Wien. Dabei gab es aber das Problem, dass die Stadt Wien mehr von mir wollte, als das Pflegegeld betrug. Da musste ich wiederum einhaken und verhandeln, dass ich den Beitrag nur in der Relation zu meiner Pflegestufe, zu den Stunden und zum tatsächlichen Bedarf leisten kann.

Musik

Freak-Radio: Wie behinderte Menschen von der Gesellschaft gesehen werden, hängt sehr von deren Präsenz in den Medien ab.


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