Inhalt:
.Durchblick mit Sehbehinderung - Porträt eines Managers
Es hat also lange gedauert, ich sag einmal gut ein-, zweiundzwanzig Jahre, bis ich mit mir selbst immer klarer wurde. Das hat maßgeblich damit zu tun gehabt, dass ich mir selber eingestanden habe, ich lebe mit einer Einschränkung. Dass ich davon spreche, eine Behinderung zu haben, das tue ich jetzt seit vielleicht zehn Jahren. Diese Entwicklung ist für einen jungen Menschen nicht einfach - obwohl man sich diesem Thema spielerisch nähern kann. Ich denke, es ist umso schwerer, wenn man mit einem Ereignis in seinem Leben konfrontiert wird zu einem Zeitpunkt, nachdem man Jahre gewöhnt war, alle Dinge alleine machen zu können. Dann plötzlich merkt man, dass es nur dann erfolgreich weitergehen kann, wenn man sich darauf einlässt, dass man mit anderen gemeinsam Aufgaben erfolgreich bewältigt. Und das war, denke ich, eine der wichtigsten Erkenntnisse für mich: Ein guter Bergsteiger ist der, der eine Seilschaft gut hinauf und gut hinunter bringt. Die erfolgreiche Seilschaft im Berg ist die, die das Tempo so anpasst, dass der Schwächste im Glied mitgehen kann. Dann kommt man auch auf den Berg hinauf und ebenso wieder sicher runter. Und für mich war es so, dass ich im Rahmen des Studiums in einer Lerngemeinschaft mitgetan habe. FreundInnen haben vorgelesen und ich habe dann wiederholt, was in diesen Absätzen oder Seiten drinnen stand, habe das kurz zusammengefasst und so mein Hirn sicherlich geschult. Ich konnte mir so sehr viel merken. Damit bringe ich heute auch noch meinen Finanzchef oder meine leitenden MitarbeiterInnen in Bedrängnis. Wenn ich beispielsweise sage: »Passen Sie auf, Sie haben mir vor drei Monaten gesagt, dass die und die Zahl herauskommt - und was ist jetzt?« Mein Büro findet sozusagen in meinem Kopf statt.