Inhalt:
.Ein Haus der besonderen Begegnung
Jede Lade dieses Schrankes entspricht einem Stockwerk. Auf diese Weise können sich sehgeschädigte Personen, die noch nie in meinen Räumen zu Gast waren, einen Überblick über die dementsprechenden Einrichtungen verschaffen. Des weiteren befindet sich im Erdgeschoss ein etwa 300 Sitzplätze umfassender Mehrzwecksaal, in dem von Verbandsveranstaltungen über Kabarettprogramme bis zu Konzerten verschiedenster Musikrichtungen alles geboten wird.
(Musikbrücke.)
Louis-Braille-Haus, gesprochen von Franz Kirnbauer: Im zweiten Stock beherberge ich u. a. einen Pensionistenclub, den Sie bequem mit dem sprechenden Lift erreichen können.
(Man hört das Geräusch des Lifts, dann eine Stimme: Zweiter Stock, Landesgruppenbüro, Zentralsekretariat, Hilfsmittelzentrale, Pensionistenclub, Sitzungssaal, Dachtherasse.)
Erste Betreuerin: Der Pensionistenclub wird von der Gemeinde Wien geführt. Man kann einfach herkommen, indem man sagt, man möchte den Club besuchen.
Freak-Radio, Walter Lindner: "Ist eine Anmeldung erforderlich?"
Erste Betreuerin: Ja. Es kostet aber nichts. Man muss sich in der Form anmelden, dass man Name und Adresse bekannt gibt, man sollte einen Sozialpass haben, weil man einige Vergünstigungen dadurch hat, so man in Wien lebt.
Freak-Radio: Sind bei diesem Pensionistenclub nur sehbehinderte oder blinde Mitglieder oder gibt es auch sehende Personen, die sich einiger schöner Stunden erfreuen?
Erste Betreuerin: Es gibt Beides.
Freak-Radio: Was ist Ihre Betreuungsaufgabe?
Zweite Betreuerin: Wir plaudern mit den Leuten. Sie können ihr Herz ausschütten. Wir versuchen, einige Besorgungen zu tätigen. Wir lesen vor, bringen ihnen den Inhalt ihrer Briefe zur Kenntnis. Wir helfen ihnen, wenn sie Niemanden haben, der ihnen vorliest.
Freak-Radio: Dieser Pensionistenclub ist in diesen Räumlichkeiten ja nur in der kalten Jahreszeit geöffnet.
Erste Betreuerin: Ja. Von Anfang Oktober bis Ende April sind wir hier im Haus. Es beginnt meist in der zweiten Oktoberwoche und endet mit Ende April.
Freak-Radio: Die Sommerzeit sind Sie im Wertheimsteinpark?
Erste Betreuerin: Teilweise ja, teilweise in den diversen Heimen. Und drei Mal gibt es noch einen Ausflug.
(Der Josef-Labor-Chor ist mit dem Lied "Abend wird es wieder" zu hören. Nach etwa 20 Sekunden ertönt die Stimme des Sprechers, welcher das Louis-Braille-Haus akustisch verkörpert.)
Louis-Braille-Haus: Im Mehrzwecksaal, in dem nachmittags immer der Pensionistenclub stattfindet, hält einmal wöchentlich der Josef-Labor-Chor seine Proben ab.
Chorsängerin: Mein Name ist Petra Karasek. Ich bin 20 Jahre und seit Geburt blind. Meine Chefin singt schon lange im Josef-Labor-Chor mit. Sie hat mich eines Tages dazu überredet, worauf ich beschlossen habe, mir die Probe einmal anzuschauen. Das hat mir sehr gut gefallen, und deswegen bin ich jetzt auch dabei.
(Während des Interviews hört man im Hintergrund weiter das Lied, das noch ungefehr zehn Sekunden nachklingt.)