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Rubrik: Lesen statt Hören
30. Juli 2016

Einsame Herzen

von Katharina Müllebner

Josef Heinz: Das was ich eigentlich erlebt habe. Es kommt immer auf den Menschen an. Ob er behindert ist oder nicht. Die Behinderung ist nicht ausschlaggebend. Der Rollstuhl zum Beispiel ist ein Fortbewegungsmittel. Das hat mit dem Menschen nichts zu tun. Meine Mutter hat mir das immer mit auf den Weg gegeben. Sie hat gesagt: „Innere Schönheit ist das Wichtiger.“ Das heißt auf gut Deutsch die Schönheit vergeht aber der Charakter bleibt. Und die innere Schönheit ist der Charakter. Man muss auf den Menschen schauen, nicht auf das, was darum herum ist. Eine Behinderung ist dar, aber die ist nicht giftig oder man ist nicht anderes als andere. Es sieht nur anderes aus. Entscheidend ist der Mensch. Wenn ich mich mit dem Menschen, mit der Frau oder dem Mann, auseinandersetze, werde ich sehen, dass er gar nicht anders ist. Er ist genauso wie alle anderen auch. Wenn er mir zum Gesicht steht, wenn er mir sympathisch ist, dann kann man eine Beziehung beginnen. Ob jemand im Rollstuhl sitzt oder nicht ist nicht ausschlaggebend. Der Mensch ist wichtig.

Katharina Müllebner: Glauben Sie nicht, dass ein behinderter Körper oder ein Köper mit Behinderung auch attraktiv und sexy sein kann?

Josef Heinz: Das will ich damit sagen. Er ist nicht schlechter oder besser. Er ist gleich. Wenn ich jetzt den Rollstuhl hernehme, wie gesagt, das ist ein Fortbewegungsmittel. Er ist damit mobil. Das ist der Punkt. Aber er hat genauso einen Sexappeal, wie jeder andere Mensch auch.

Dorothea Proschek: Ich kann nicht einmal böse sein auf so eine Aussage. Es spiegelt den Marktwert wieder, wenn ich das jetzt wieder so pointiert sagen darf. Ich bedanke mich herzlich bei Aktionen wie „Licht ins Dunkel“, weil genau solche tollen „Öffentlichkeitsarbeiten“ solche Bilder produzieren. Ich bedanke mich herzlich bei „Licht ins Dunkel“, dass sie helfen solche Klischees zu produzieren. Ich bedanke mich bei den Barrierenbauern und Festmacher, wie zum Beispiel Politikern und Beamten, die nicht weiter tun. Ohne, dass ich jetzt zynisch sein möchte. Es ist eben so. Wir wissen, dass es nicht so ist. Nicht behinderte Menschen, die Kontakt mit behinderten Leuten haben oder eben vielleicht Partnerschaften aus behindert und nicht behindert. Wir wissen auch alle, dass es anders ist. Die, die ein bisschen denken, vielleicht auch gar nicht so viel Kontakt haben, aber vielleicht einen breiteren Horizont haben, die wissen auch, dass es nicht so ist. Ich halte mich nicht mit solchen Geschichten auf und das würde ich jedem empfehlen. Genauso wie man kleinformatige Zeitungen, U-Bahnformate nicht liest, sie sich nicht reinzieht, zieht man sich solche Sachen nicht in den „mind“ und vergiftet man sich nicht. Fertig.


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