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Rubrik: Lesen statt Hören
30. Juli 2016

Einsame Herzen

von Katharina Müllebner

Florian Dungl: Das sucht man sich dann auch, oder?

Josef Heinz: Ja.

Florian Dungl: Da hält man sich dann nicht mit solchen Themen auf.

Josef Heinz: Ich würde sagen, unter Rollstuhlfahrern fahren wir aufeinander zu oder gehen wir aufeinander zu. Dann wir das sicher besser funktionieren.

Katharina Müllebner: Viele von uns haben immer oder oft eine Assistentin dabei. Wie geht man bei der Partnersuche oder auch in der Partnerschaft mit dem Thema Assistenz um?

Florian Dungl: Da kann ich auch nur aus meinen eigenen Erfahrungen ein Beispiel erzählen. Ich hatte in der Früh und zu Hause eine Pflegeassistenz. Da ging es mir noch nicht so gut. Natürlich habe ich Therapien gemacht, damit es mit besser geht, damit ich immer mehr selbständig schaffe und alleine mache. Ich bin dann mit der Freundin zusammengekommen. Aber das ist an mir gelegen. Ich habe mich einfach nicht wohl dabei gefühlt, dass, wenn in der Früh wer in meine Wohnung kommt, ich mit meiner Freundin im Bett liege. Das kommt eben nicht so gut und habe mich dann von dem Pfleger getrennt und habe seit dem sehr viel alleine getan. Zur Arbeitsassistenz, das ist jetzt glaube ich wieder was anderes: Da bin ich nie in Kontakt mit meiner Freundin gewesen mit der Arbeitsassistenz, weil sie einen Job hat, ich habe eine Firma und sie kommt mit dem dann nicht wirklich in Kontakt.

Katharina Müllebner: Wie ist es bei Ihnen Frau Proschek?

Dorothea Proschek: Das ist ein total wichtiges Thema, weil es ab einem bestimmten Level an Behinderung und miteinhergehenden Assistenzbedarf gar nicht die Frage ist: Da setze ich eben keine Assistenz ein. Ohne Assistenz geht bei mir gar nichts. Für mich ist persönliche Assistenz eine Grundvoraussetzung, dass ich am Leben teilhaben kann. Überhaupt auch für eine funktionierende Partnerschaft. Dass ich eben autonom all die Dinge tun kann, die ich für mich tun kann und die man auch sonst in einer Partnerschaft gemeinsam tut. Das natürlich praktisch auch zu leben, wie wir so gehört haben, ist nicht immer einfach. Da bedarf es an sehr viel Reflexion, sehr vielen Gesprächen. Mit sich selbst und dann natürlich auch mit dem Partner und darüber hinaus mit den Assistenten und Assistentinnen. Aber ich würde sagen Gespräche mit sich selbst. Man muss klar sein mit sich selbst, mit seinem Assistenzbedarf, was man will, wie man leben will und dann passt das auch. Also das würde jetzt glaube ich zu weit führen. Aber ich sage nur eines: So wie die baulichen Barrieren vorher besprochen worden sind, das die einfach sehr hemmen um überhaupt in einer Partnerschaft zu leben. Deshalb ist es auch für einen Teil der behinderten Frauen und Männer wichtig, persönliche Assistenz eben in dem Ausmaß zu haben und gefördert zu haben, das sie brauchen. Sonst ist keine Partnerschaft möglich. Bei der persönlichen Assistenz ist die Förderung einkommensabhängig. Das verhindert jede längerfristige Partnerschaft. Mein Mann und ich haben nicht heiraten können. Wir haben es uns nicht leisten können. Sonst wäre sein Gehalt ganz schön dran gekommen. Wir haben sogar formal nicht zusammenleben dürfen, weil sie mir 700 Euro Pflegegeldergänzungsleistung gestrichen haben, ab dem Zeitpunkt wo er bei mir gemeldet war. Wir haben formal nicht einmal zusammenleben dürfen. So schaut es aus. Von daher macht mich das Thema ziemlich emotional.


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