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Rubrik: Lesen statt Hören
05. Mai 2021

Folge 33: Andreas Onea: "Schwimmen hat mich stark gemacht"

von Redaktion

Sandra Knopp:(Musik) Freak Casters. Menschen, Geschichten, Leidenschaften. Herzlich Willkommen zu einer neuen Episode von Freak Casters, sagen Sandra Knopp.

Christoph Dirnbacher: Und Christoph Dirnbacher.

Sandra Knopp: Wie viele wissen, ist für uns der Begriff, Freak, positiv besetzt. Freaks sind für uns Menschen, die sich leidenschaftlich für etwas engagieren und darin Expertinnen und Experten sind. Wir freuen uns, dass wir seit heute auch Teil des neuen (?Ö1) Podcast, Inklusion gehört gelebt, sind.

Den gestalten wir abwechselnd mit der Redaktion andererseits. Unsere Redaktionen erzählen Geschichten rund um das Leben mit Behinderung und Inklusion. Inklusion bedeutet für uns, dass Menschen mit Behinderungen, gleichberechtigt und selbstbestimmt am Leben in der Gesellschaft teilnehmen. Unser heutiger Gesprächspartner ist Moderator, Podcaster und Spitzensportler.

Andreas Onea: Man muss das Wasser spüren. Und das klingt für Außenstehende total-. Die Schwimmer, die haben einen Knall. Die spüren ja das Wasser. Das Wasser ist immer nass und kalt. Was wollen sie da spüren? Aber man merkt so richtig, wenn man sich am Wasser festhalten kann, vorantreiben kann. Und das ist etwas, was-. Es gibt so Rennen und auch so Trainings, wo man genau das richtige Gefühl hat. Und dafür lebt man als Athlet.

Sandra Knopp: Unser heutiger Gast ist ein 28-jähriger Niederösterreicher, der im Sommer bei den paralympischen Spielen in Tokio starten wird. Er darf sich berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille machen, denn bei den letzten Spielen in Rio errang er die Bronze-Medaille.

Andreas Onea: Mein Name ist Andreas Onea. Ich bin Para-Schwimmer. Das bedeutet, als Schwimmer im Behindertensport tätig. Und das ist auch meine Leidenschaft, im nassen Wasser im Kreis schwimmen. Nicht, weil das ungefähr spannend ist, sondern weil ich damit einfach so viele Erfahrungen gemacht habe, die mich als Mensch wachsen haben lassen. Und somit ist das Schwimmen meine Passion.

Christoph Dirnbacher: Andreas Onea hat bei einem schweren Autounfall, im Alter von fünf Jahren, seinen linken Arm verloren. Im Zuge der Rehabilitation hat er mit dem Schwimmen angefangen. Kann er sich noch an seine erste Schwimmstunde erinnern?

Andreas Onea: Ganz insoliert an die erste Stunde nicht. Aber so an den gesamten Zeitraum erinnere ich mich. Und ich weiß, dass ich eben vor dem Unfall nicht schwimmen konnte. Und ich habe erst nach dem Unfall, schwimmen gelernt. Somit kenne ich das auch nur einarmig.

Und mich hat das halt einfach fasziniert, dass ich dort, mit meinem neuen Körper sage ich mal, mich selbstständig in diesem Medium Wasser bewegen konnte. Ich bin immer unter den Patientinnen und Patienten durchgetaucht, und zwischen ihren Beiden durchgetaucht als kleines Kind, weil mich das einfach fasziniert hat, wie ich da im Wasser mich selber bewegen konnte.

Und die eingeschränkte Mobilität an Land, wo ich eben nicht mehr alles machen konnte- ich konnte nicht mehr überall raufklettern, ich konnte nicht mehr alles tun- das war im Wasser nicht so. Und das hat mich total fasziniert und mich motiviert, dass ich da sehr gerne immer schwimmen gegangen bin.

Christoph Dirnbacher: Auch, wenn die Erinnerungen an die erste Schwimmstunde ein wenig verblasst sind, an das positive Gefühl, das ihm das Wasser gegeben hat, kann sich Andreas Onea noch gut erinnern. Am Beginn des Gesprächs, das wird aufgrund der COVID-Situation via Skype geführt haben, steht deshalb die Erinnerung an ein früheres Idol.

Andreas Onea: Und es war so, dass das Reha-Zentrum in Klosterneuburg, der Weiße Hof, dort, wo ich meine Rehabilitation gemacht habe, auch einen Behindertensport Verein hat, nämlich BSV Weißer Hof. Und das ist natürlich treffend, dass man sozusagen gleich an der Quelle einen Verein macht, wo sich dann Menschen mit Behinderungen, die frisch verunfallen uns aus der Therapie heraus, dazu bekommt, dass die Sport machen.

Und in dieser Gruppe hat sich Thomas Rosenberg auf die Paralympics vorbereitet, während ich damals frisch in der Therapie dazugekommen bin. Und mich hat das total fasziniert, wie jemand mit einer Querschnittlähmung bei den olympischen Spielen mitmachen kann und eine Medaille gewinnen kann. Und das hat mich als Kind halt total geprägt, dass ich gesehen habe, dass andere Menschen mit Behinderungen etwas Tolles leisten können, Medaillen gewinnen können, für ihre Leistungen angesehen werden.

Also habe ich da meine Heimat, einfach in Klosterneuburg, beim BSV Weißer Hof, gut gefunden. Und ich bin immer noch bei dem Verein, und habe mich dort gut aufgehoben gefühlt.

Sandra Knopp: Und du hast in einem Gespräch (?früher) gesagt, das Schwimmen, das hat dir unglaublich viel Selbstbewusstsein gegeben. Inwiefern? Also wie hast du das dann auch gespürt, als Kind, als Jugendlicher?

Andreas Onea: Naja, es war so, dass ich relativ schnell gemerkt habe, ich kann das ziemlich gut. Und bin dann zu kleinen Wettkämpfen geschickt worden. War dann mit elf bei meiner ersten Staatsmeisterschaft. Bin leider disqualifiziert worden, obwohl ich gewonnen hätte. Und bei der zweiten Staatsmeisterschaft, 2004, mit zwölf, bin ich dann Staatsmeister geworden.

Und habe-. 2005. Entschuldigung, 2005 war das, ja, genau. Bin ich Staatsmeister geworden. War der schnellste Österreicher auf 100 Meter Brust, in meiner Behinderungsklasse, auch gegen erwachsene Menschen. Und das alles in einem Alter, wo andere Klassenkollegen schon angefangen haben, mich ein bisschen als Zielscheibe zu sehen, weil ich der vermeintlich schwächere war.

Und gleichzeitig war ich aber der schnellste Österreicher und war schon international für Österreich unterwegs. Und das hat mir einfach Selbstvertrauen gegeben, zu sehen, ich kann etwas. Ja, ich muss hart trainieren, aber ich bin in etwas so richtig gut, was andere nicht können. Und das hat mir als Kind mit Behinderung ein enormes Selbstwertgefühl gegeben.

Und auch die Tatsache, dass ich als Schwimmer dauernd halbnackt unterwegs bin und meine Behinderung in dem Sinne gar nicht verstecken konnte, hat mir halt enorm geholfen, dass ich relativ schnell einen sehr guten Umgang mit mir selbst gelernt habe.

Sandra Knopp: Und welchen Umgang hast du dann gefunden mit Menschen, die dir so blöde Spitznamen, wie einarmiger Bandit, gegeben haben? Wie bist du denen dann gegenübergetreten? Hast du denen dann deine Medaillen gezeigt, oder wie ging das?

Andreas Onea:Unbewusst, ja. Also für mich selbst habe ich gewusst, ja gut, die machen jetzt den blöden Spaß. Aufgrund meiner rumänischen Herkunft ist das dann irgendwie treffend, mit dem einarmigen Banditen. Aber ich habe halt in mir, sozusagen mit mir eine Balance gefunden, und dann gesagt „Okay, dürfen die das? Warum machen die das? Und welche Berechtigung haben sie dafür?“.

Und ist das überhaupt wahr, was sie da sagen? Und ich bin halt zur Antwort gekommen: Nein, das, was sie sagen, das stimmt nicht. Ich bin nicht schwächer. Ich bin nicht schlechter. Ich bin jetzt nicht eine Zielscheibe, weil ich kann leisten. Ich gehöre dazu. Ich kann Dinge machen, die sie nicht können. Und vor allem etwas, wo andere eine Freude haben, wo ich eine Freude dran habe.

Und somit brauche ich gar auf diese blöden Sachen eingehen und sie mir gar nicht zu Herzen kommen lassen. Und das war ganz wichtig, dass das von innen kommt, dass das intrinsisch kommt und eben nicht von außen, irgendwie von den Eltern auf mich eingeredet „Hey, vergiss das und lass das nicht an dich ran.“. Sondern, dass es wirklich von mir selber gekommen ist. Das war sicher ein entscheidender Faktor, dass mich das dort nicht zerbrochen hat.

Christoph Dirnbacher: Andreas, du trainierst sechs Mal pro Woche, vier Stunden, habe ich gelesen, in der Vorbereitung. Du hast Erfolge errungen, unteranderem in Rio die Bronze Medaille. Warst auch unlängst in Berlin sehr erfolgreich. Die Leistung steht durchaus im Vordergrund bei dir. Aber, wenn wir jetzt vom Leistungssport ein stückweit weggehen, für alle, die mit Wasser nichts am Hut haben.

Was ist es für dich für ein Gefühl, wenn du im Wasser liegst und da einfach durchgleitest? Kannst du das mal kurz beschreiben für all diejenigen, die Seen und Flüsse und Swimmingpools meiden? Dass du ihnen vielleicht ein … #00:07:28#.

Andreas Onea: Ich weiß nicht, ob ich der richtige bin, für so einen … #00:07:33#. Das Blöde am Spitzensporttraining ist, dass es einfach beinhart ist, ja. Und dann verbindet man als Athlet meistens ein bisschen eine Hassliebe mit dem Element, ja. Aber, wenn es mir gerade gut geht, und wenn das Training gerade nicht so hart ist, dann ist es einfach so ein schönes Gefühl, wenn man ins Wasser springt und einfach fast schon schwerelos sich durch ein Szenario mit ganz anderen Eigenschaften irgendwie durchbewegen kann.

Wir sagen auch immer, man muss das Wasser spüren. Und das klingt für Außenstehende total-. Die Schwimmer, die haben einen Knall. Die spüren ja das Wasser. Das Wasser ist immer nass und kalt. Was wollen sie da spüren. Aber man merkt so richtig, wenn man sich am Wasser festhalten kann, vorantreiben kann. Und das ist etwas, was-. Es gibt so Rennen und auch so Trainings, wo man genau das richtige Gefühl hat. Und dafür lebt man als Athlet.

Genau dieses Gefühl zu treffen. Und dann ist man auch meistens automatisch auch schnell. Und das ist etwas, was man über jahrelanges Training erst sich erarbeiten kann, aber dann so richtig genießen kann. Und der große Traum ist es, dass man dieses Gefühl auch konserviert und einfach abrufen kann für Tage, wo es einem nicht so gut geht.

Christoph Dirnbacher: Und eine Frage aus der Praxis: Weiß man, ob man gut war? Frei nach dem Motto „Das war jetzt Weltrekord.“. Oder braucht man da schon noch eine Uhr, um zu checken „Jawohl, das war jetzt wirklich gut.“?

Andreas Onea: Also ich glaube, über die Jahre entwickelt man ein Gefühl dafür. Und mittlerweile traue ich mir zu, dass ich das gut einschätzen kann. Also, wenn ich wirklich mal eine mega gute Trainingseinheit habe, dann schaue ich meine Trainer an und er braucht mir gar keine Zeit sagen und ich weiß, das war super.

Aber es gibt genauso auch Tage, wo man sich überhaupt nicht einschätzen kann und wo man glaubt, es geht gut, und dann sagt halt das objektive Mittel, nämlich die Zeit, dass es eigentlich gar nicht so gut war. Und auch da muss man für sich selber, Mittel finden, wie man in solchen Momenten trotzdem weitermacht und nicht aufgibt, und an seinen Zielen dranbleibt.

Christoph Dirnbacher: Das heißt, wenn ich mich im Tokio vor einem Becken positioniere mit einem Mikrofon, du springst aus dem Wasser, ich frage „Wie wars?“, kannst du mir dann sagen, ob du eine Medaille gemacht hast, oder nicht?

Andreas Onea: (Lachen) In der Theorie, ja. Das große Problem ist, bei solchen Wettkämpfen, dass es meistens dann trotzdem anders kommt. Ich bin in London zum Beispiel, wo ich vierter wurde, bin ich eine wahnsinnige Zeit geschwommen, hatte so ein super Gefühl, und habe angeschlagen, und es waren aber drei Typen schneller. Somit ist dieses Gefühl von mir in dem Moment dann wertlos, weil es sich halt nicht ausgegangen ist.

Und in Rio bin ich nicht so gut geschwommen, ist mir das Rennen nicht ganz so gut aufgegangen, aber ich bin dann trotzdem dritter geworden. Und auch mit einer schlechteren Zeit. Das heißt, das Gefühl entscheidet meistens dann nicht nur alleine über das Ergebnis. Aber es ist schon ein wichtiger Part, warum man diesen Sport überhaupt macht.

Sandra Knopp: Andreas Onea bereitet sich nun intensiv auf die Paralympics in Japan vor. Die Paralympischen Spiele sind Wettkämpfe, bei denen sich Athleten und Athletinnen mit Behinderungen, messen. Die Paralympics finden direkt nach den Olympischen Spielen statt. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Spiele bereits einmal verschoben werden, und sollen … #00:10:34# von 24. August bis 5. September in Tokio über die Bühne gehen. Wird dieser Termin, seiner Einschätzung nach, halten?

Andreas Onea:Als Sportler muss ich davon ausgehen, dass es stattfinden wird, weil ja meine Vorbereitung auf den Tag X hinarbeitet. Wir haben uns vier Jahre lang, nach Rio, bis Tokio eben letztes Jahr vorbereitet. Und dann hat es geheißen, dann wurde es jetzt um ein Jahr verschoben. Und dann wandert automatisch dieser Tag X halt um ein Jahr nach hinten.

Und das gesamte Training, die gesamte Konzeption, die gesamte Trainingsplanung ist darauf ausgelegt, dass ich an diesem einen Tag, wenn mein Hauptwettkampf stattfindet, voll da bin. Das heißt, ich darf nicht einmal einen Gedanken mir erlauben, dass es möglicherweise gar nicht stattfindet. Weil dann wird automatisch mein Training leiden, meine Trainingsqualität leiden. Und das möchte ich nicht. Das kann ich mir nicht leisten, weil ich möchte in Tokio auf dem Podium stehen. Und deswegen gibt es nur Vollgas.

Natürlich merkt man und bekommt mit, was sich so tut und wie die Entwicklungen sind, und kommt vielleicht emotional ein bisschen ins Grübeln. Aber dann muss halt wieder der beinharte Athlet dastehen und sagen „Nein, es findet statt. Ich gehe jetzt zum Training und ziehe das so durch, als wenn es alles, wie geplant, über die Bühne geht.“. Und das hoffen wir natürlich alle. Es wäre auf jeden Fall ein wichtiges und Zeichen, nicht nur für den Sport, sondern glaube ich auch für die ganze Welt, die das gerade bitter nötig hätte.

Sandra Knopp: Sag, wie war denn das damals mit (?Bronze)? Was hast du dort damals empfunden? Und worauf freust du dich jetzt bei Olympia?

Andreas Onea: Worauf ich mich freuen würde, wäre, dass ich genau das Gleiche wieder empfinden könnte; Dass ich wieder auf dem Podium stehe und wieder eine Medaille gewinne. Das wäre das große Ziel. Es war einfach unglaublich. Ich habe während dem Rennen gemerkt, dass es mir nicht so gut geht. Dass es nicht so gut aufgeht. Ich habe an den Konkurrenten gemerkt, dass sie trotzdem nicht so weit weg waren von mir.

Und dann habe ich mir gedacht, okay, entweder ich bin gerade megaschnell, oder die sind gerade megalangsam. Und es war so, dass es halt leider ein taktisches Rennen war und alle nicht so gut waren. Aber es ist dann trotzdem eng geworden. Ich habe glaube ich um 24 Hundertstel die Bronze-Medaille erst verteidigt. Also hätte auch genauso gut wieder der vierte Platz werden können. Und ich habe angeschlagen, ich habe mich umgedreht, ich habe auf die Anzeigetafel geschaut und habe gesehen, dass dort eine 1:14er Zeit stand.

Und das ist jetzt nicht so gut, wenn man eine 1:11er Bestzeit hat, auf 100 Meter Brust. Und dann habe ich auf die Platzierung geschaut, und habe den dritten Platz gesehen. Ich habe einen Jubelschrei rausgelassen, den man bis zum (?OF) gehört hat, die live übertragen haben. Das waren solche Emotionen, die freigeworden sind. Dadurch, dass ich vier Jahre vorher in London eben so knapp daran vorbeigeschrammt bin und wirklich so hart trainiert habe und so viel gearbeitet habe.

Und dann sieht man dort das Ergebnis und weiß, man bekommt jetzt diese Medaille, die genau diese harte Arbeit repräsentiert, das war einfach unglaublich. Und diese zehn, 20, 30 Sekunden da auf dem Podium, wo man weiß, man empfängt jetzt den Lohn für die harte Arbeit, die ist einfach unbeschreiblich. Das kann man schwer vermitteln. Das kann man, glaube ich, nur selbst erleben. Aber das wäre etwas, was ich einfach irrsinnig gerne wiederbeleben möchte.

Sandra Knopp: Andreas, vielleicht für Leute, die sich das nicht vorstellen können: Wie schaut so ein Trainingstag bei dir aus?

Andreas Onea: Also ich trainiere sechs Tage die Woche, und das eben zweimal am Tag. Das heißt, in der Früh zwei Stunden schwimmen, manchmal zweieinhalb, und am Nachmittag genauso das Gleiche. Und an Tagen, wo ich nicht zweimal schwimme, habe ich entweder eine Schwimmeinheit und eine Krafttrainingseinheit oder eine Schwimmeinheit und eine Ausdauereinheit.

Ich habe Freunde, die mich immer wieder fragen „Warum schwimmst du nicht einfach im Training permanent 100 Meter Vollgas?“. Wenn es so einfach wäre. Das geht halt nicht. Man muss seine Grundlagen aufbauen. Das heißt, ich muss immer Umfänge zwischen fünf, fünfeinhalb, bis sechs Kilometern trainieren, damit mein Körper sich an diese Geschwindigkeit gewöhnt. Damit er genug Ausdauer hat, um im Wettkampf dann die hohe Geschwindigkeit zu halten.

Deswegen ist es halt irrsinnig zeitintensiv und irrsinnig ermüdend, nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf. Also man verbringt da teilweise vier, viereinhalb, fünf Stunden im Wasser, pro Tag und macht nichts anderes als im Kreis zu schwimmen und sich dauernd zu konzentrieren und Züge zählen und sich auf die Technik zu konzentrieren.

Und wir haben auch keine Fliesen im Becken. Es ist ein Alu-Becken. Das heißt, ich kann auch keine Fliesen zählen. Somit ist das auch für den Kopf eine mentale Herausforderung, dieses Training wirklich durchzuziehen. Aber es ist absolut notwendig. Alle anderen Konkurrenten sind Vollprofis. Die machen den ganzen Tag nichts anderes. Und wenn man da mithalten möchte, dann muss man auf diesem Niveau einfach trainieren. Und das ist das, was ich eben nach London in meinem Trainingsumfeld alles umgestellt habe, damit ich da mithalten kann.

Es ist sehr viel auch Eigenverantwortung, und das gefällt mir. Weil, wenn ich nicht zum Training gehe, dann steht keiner da, der mir jetzt einen Tritt in den Hintern gibt. Sondern ich muss selber wissen, dass ich das für mich mache und dass ich meinen Teil machen muss, sonst wird das nichts. Und das ist das, was mir taugt, dass ich mich da selber ein bisschen in die Mangel nehmen muss und auch disziplinieren muss, und das einfach selber durchziehen muss.

Christoph Dirnbacher: Der sprichwörtliche Tritt in den Hintern, verpasst du den dir immer selbst, oder gibt es da, Hand aufs Herz, vielleicht auch ein bisschen Unterstützung aus dem familiären Umfeld?

Andreas Onea: Nein, bei mir bin ich wirklich selber dafür verantwortlich. Meine Familie, das fand ich immer sehr nett von ihnen, die haben nichts mit dem Sport am Hut. Die haben da überhaupt nichts zu sagen gehabt. Aber nicht, weil sie nicht könnten, sondern weil sie einfach nicht wollten. Also die wollten mir das einfach selber überlassen, was ich mache, warum ich es mache, und wie ich es mache. Sie haben mich in den Anfangsjahren natürlich immer gut unterstützt, mich zu den Trainings gefahren, zu Wettkämpfen begleitet.

Die freuen sich auch immer großartig für mich. Und ich glaube, sie sind auch stolz auf mich. Und das bedeutet mir natürlich enorm viel, dass ich ihnen damit auch eine Freude bereiten kann. Aber sie haben sich nie eingemischt. Also, wenn ich heute sagen würde „Ich habe keine Lust aufs Training.“, dann würden meine Eltern sagen, oder meine Familie sagen „Ja, super. Dann hast du mehr Zeit, wieder mal bei uns vorbeizuschauen.“.

Aber es ist nicht so, dass sie mir da schlecht ins Gewissen reden würden. Deswegen hängt das wirklich an mir selbst, was ich tue, wie ich es tue, damit ich eine hohe Qualität im Training habe. Und, wie gesagt, das gefällt mir. Das zeigt mir, dass ich diese intrinsische Motivation habe, aus mir selbst heraus, ohne Druck von außen, all diese Dinge mir anzutun, weil ich eben damit etwas bewegen möchte und etwas vorantreiben möchte.

Sandra Knopp: Am Sonntag, den 9. Mai 2021, ist Muttertag. Dieser Tag erinnert Andreas auch immer ein stückweit an den 3. Mai 1998. Damals war er mit seinen Eltern, seinen zwei Brüdern, und dem Großvater, mit dem Auto von Rumänien nach Österreich unterwegs. Es kam zu einem schweren Autounfall. Die Mutter rief den Ersthelfern entgegen, dass sie nach ihren drei Söhnen suchen sollten. Nur so konnte Andreas, der aus dem Auto geschleudert wurde, schnell genug gefunden werden.

Andreas Onea: Ich weiß, dass es schwierig nachzuvollziehen ist. Ich weiß, dass viele Menschen mich nicht v erstehen. Aber, wenn ich an den Unfall denke, dann bin ich erfüllt von absoluter Dankbarkeit. Ich bin so froh, dass ich aus dieser ganzen Situation, mit dem Autowrack und mit dem Straßengraben, in den ich geflogen bin, wie sich unser Auto überschlagen hat, dass ich dort lebend herausgekommen bin. Es gibt keinen Grund, dass ich überlebt habe.

Und für mich ist es ein absolutes Wunder. Und ich danke Gott jeden Tag dafür, dass ich dort lebend herausgekommen bin. Und vor allem, dass ich dieses Leben jetzt leben darf, das ich habe. Es ist ein Leben, das mir durch die Behinderung so viel gezeigt hat, so viel gelehrt hat, über mich selbst, über unsere Welt, über unsere Gesellschaft, über das Leben selbst. Das sind Dinge, die ich einfach nicht missen möchte, die ich für nichts in der Welt umtauschen würde. Ich weiß, dass das nicht jeder nachvollziehen kann.

Das verlange ich auch nicht. Ich möchte das auch niemandem aufdrücken, dass jeder so denkt wie ich. Aber mich bewegt das emotional einfach so sehr, wenn ich reflektiere und mir überlege, was ich alles ein darf und haben darf, dafür, dass ich durch diesen Unfall durchgegangen bin. Was ich dort alles gelernt habe, und jetzt vielleicht anderen Menschen eine Stütze sein kann.

Wie man sich mit bestimmten Situationen auseinandersetzt, wie man mit Rückschlägen umgeht, das sind alles Dinge, die ich erst durch den Unfall gelernt habe. Und dafür bin ich einfach dankbar.

Christoph Dirnbacher: Wie wichtig ist dir der Glaube? Weil Gott ist ja gerade gefallen in deiner Antwort. Also schließt sich die nächste Frage mehr oder minder nahtlos an.

Andreas Onea: Der Glaube ist für mich einfach essentiell. Es ist das, was mich als Kind gestärkt hat. Ich komme aus einem sehr gläubigen Haushalt. Meine Eltern hatten immer Hoffnung. Das hat mich fasziniert. Mein Vater war schwerverletzt, meine Mutter war schwerverletzt, mein Großvater ist gestorben. Ich hatte eine Behinderung. Mein Vater ist arbeitslos geworden nach dem Unfall.

Wir waren oder sind eine Einwandererfamilie. Wir hatten eine Zeit lang kein Einkommen. Wir waren davon abhängig, dass mein Vater als (?Hackler) in die Arbeit geht. Das ging nicht. Also total düsterer Ausblick. Und trotzdem hatten meine Eltern immer komplette Hoffnung und haben immer nicht nur gesagt „Alles wird gut, und wir schaffen das.“, sondern sie haben es auch vorgelebt. Und das hat mich als Kind einfach so enorm geprägt, dass ich einfach wissen wollte, woher hatten sie das. Wie konnten sie das alles machen.

Habe halt gemerkt, dass einfach der Glauben für sie eine so wichtige Stütze war, dass mich das total motiviert hat, mich bewusst und aktiv auch mit dem Glauben auseinanderzusetzen. Und das finde ich auch schön, dass meine Eltern uns Kinder nie in den Glauben gedrängt haben, uns das nie aufgedrückt haben, sondern das für uns selber entscheiden, was wir glauben und wie wir den Glauben leben wollen. Und im jugendlichen Alter bin ich einfach zu dem Entschluss gekommen, ich glaube, dass alles einen Sinn hat. Ich glaube, dass nichts zufällig passiert.

Ich glaube, dass Gott auch einen-, für mich einen Plan hat. Auch wenn der bedeutet, dass ich einarmig jetzt durch die Welt laufe. Aber, dass ich damit wirklich etwas bewirken kann. Dass ich damit einen Impact haben kann. Und das treibt mich an. Das ist das, was mir die Kraft gibt und die Hoffnung gibt.

Christoph Dirnbacher: Die Eltern von Andreas Onea stammen aus Rumänien. Andreas hat bis heute eine Verbindung zum Heimatland seiner Eltern.

Andreas Onea: Ich hänge sehr an der rumänischen Heimat meiner Eltern. Ich bin in … #00:20:09# geboren. Habe dort nicht viele Jahre verbracht, und bin dann nach Wien gezogen, und jetzt mittlerweile in Niederösterreich wohnhaft wieder. Aus den Erzählungen meiner Eltern, wie das Leben damals in Rumänien war, wie das war unter dem Kommunismus, was die Schwierigkeiten waren, wie mein Vater mit 14 gemerkt hat, dass sie dort auf dem Bauernhof, wo sie leben, einfach keine Zukunft haben und er in die Stadt muss und was lernen muss, damit er arbeiten kann, damit er seine Familie ernähren kann, weil das sonst nichts wird;

Solche Geschichten prägen einen. Wenn man eben weiß, dass zwei Generationen vor mir noch die Leute von den Tag in den nächsten Tag gelebt haben, weil sie im Endeffekt kein geregeltes Einkommen hatten und einfach nur vom Land, das sie selber bearbeitet haben, gelebt haben. Und jetzt bin ich hier in diesem Land und kann das tun, was ich tue, und kann damit mein Geld verdienen und kann damit für meine Familie auch ein Segen sein.

Das sind einfach Dinge, die mich total bewegen. Auch hier wieder in diesem Thema der Dankbarkeit. Zu wissen, wo man herkommt und was man alles nicht hatte. Wo der Weg eigentlich hin hätte führen sollen. Wenn meine Eltern in Rumänien geblieben wären, dann wäre das Leben mit Behinderung dort nicht schön gewesen. Ich hätte wahrscheinlich keine Chance gehabt auf eine Arbeitsbildung, auf eine Arbeitsmarktinklusion, die halbwegs irgendwie dafür führt, dass ich ein selbstbestimmtes Leben haben kann.

Und all das habe ich hier in Österreich. Dieser Vergleich führt eben dazu, dass ich halt total dankbar bin, aber gleichzeitig auch das Verlangen und den Drang habe, für andere, keine Ahnung, einen Weg zu gehen, dass es ihnen besser geht. Dass sie nicht die gleichen Herausforderungen haben, die wir vielleicht hatten, als Menschen mit Behinderungen aus meiner Generation.

Und ja, da habe ich einfach viele Dinge am Herzen, viele Dinge im Kopf, die ich gerne umsetzen würde. Und mal schauen, wie mir die Zukunft das dann auch ermöglicht, damit ich auch für meine Wurzeln, im Bereich der Behinderung etwas voranbringen kann.

Christoph Dirnbacher: Und es gibt ja auch das eine oder andere Interview mit dir auf Rumänisch, habe ich gefunden.

Andreas Onea: Ja, das stimmt. Meine Eltern, dadurch, dass sie selber kein Wort Deutsch konnten, als sie nach Österreich gekommen sind, konnten sie auch mir kein Deutsch beibringen. Und ich habe dann Deutsch aus dem Kindergarten gelernt und habe die ersten fünf Jahre meines Lebens daheim nur Rumänisch gelernt. Was jetzt natürlich sich als wunderbares Geschenk herausstellt, weil ich natürlich auch in Rumänien meine Geschichte erzählen kann und auch in Rumänien, Interviews führen kann.

Und ich glaube, die Rumänen kommen halbwegs mit, wenn ich Rumänisch rede. Mir passieren natürlich Fehler, weil ich halt deutsch denke und auf Rumänisch übersetze. Aber das kann man, glaube ich, verzeihen. Und gibt mir wieder die Möglichkeit, noch mehr Menschen zu erreichen, mit den Botschaften, die ich habe und mit den Erlebnissen, die ich hatte.

Christoph Dirnbacher: Dem einen oder der anderen dürfte Andreas Onea vielleicht auch vom Fernsehen bekannt sein. Seit Oktober 2012 moderiert er unteranderem das Behinderten Sportmagazin, Ohne Grenzen, auf (?ORF-Sport-Plus). Wie war für ihn der Rollenwechsel vom Interviewten zum Interviewer? Lief das schleichend, oder gab es quasi einen Tag X, an dem seine Moderatorenkarriere begonnen hat?

Andreas Onea: Naja, zurückzuführen ist das auf einen Tag X, das ist das Lustige. Und zwar in einer Situation, wo ich interviewt wurde. Ich bin geehrt worden, 2011, bei der Sportlergala in Niederösterreich. Und Andy Marek hat mich interviewt. Und im Publikum ist Hans Peter Trost gesessen, der OEF-Sportchef. Und anscheinend hat ihm das gefallen, was ich da so gesagt habe.

Und hat mich ein halbes Jahr später angerufen und mir eben gesagt, ja, er hat mich da gesehen und er könnte sich das gut vorstellen, dass ich eben Teil des neuen Behinderten-Sportmagazin bin, das sie da jetzt aufstellen wollen. Ohne Grenzen soll das heißen und auf (?ORF-Sport-Plus) laufen, und ob ich mir das vorstellen kann; Ob ich da gerne dabei sein möchte. Und ich war komplett baff, weil vor Menschen reden, ja, über den Sport habe ich das halt ein bisschen gelernt. Aber eben nur, wenn jemand anderer mir die Fragen stellt.

Aber nicht unbedingt, dass ich die Fragen stelle. Und auch sonst habe ich gerade erst angefangen, mich zu exponieren und sozusagen öffentlich mehr über mich selbst und über meine Geschichte zu reden. Und dadurch, dass ich eben aus einer Einwandererfamilie komme, bin ich sehr davon überzeugt, die grammatikalisch korrekter sind als ich, oder vom Ausdruck stärker sind. Aber ich habe dann gedacht, naja, was könnte schiefgehen. Ja, ich könnte mich blamieren. Ich könnte das komplett schlecht machen. Und dann wird das halt eingestellt. Ja, dann ist das halt so. Dann weiß ich, dass das nichts für mich ist.

Aber was ist, wenn das funktioniert? Was ist, wenn wir eine Möglichkeit bekommen, dem Behindertensport eine regelmäßige Plattform zu bieten? Dass wir den Menschen, die in Österreich leben, zeigen, was Menschen mit Behinderungen alles können, im Behindertensport. Was ist, wenn ich vielleicht Spaß daran habe, und sich dadurch ein neuer Lebensweg für mich auftut, neben dem Sport? Und habe halt für mich entschieden, dass ich nicht aus Versagensangst, irgendwie „Nein“ sage, und mir einfach diese Möglichkeit anschaue, einmal probiere.

Wir haben dann einen Piloten gedreht. Der ist anscheinend gut angekommen. Und dann sind wir im Oktober 2012 auf Sendung gegangen. Ich war damals knackige 20 Jahre jung, und war plötzlich in dieser ganzen Geschichte drinnen. Und wenige Wochen nachher bin ich dann gleich auch von Licht ins Dunkle angesprochen worden, obwohl ich erst wenige Wochen Studioerfahrung hatte, dass ich gleich auf die Live-Sendung mit moderiere, neben den größten und besten Moderatoren, die unser Land, und Moderatorinnen, die unser Land so zu bieten hat. Und das war einfach für mich-.

Das ging dann alles so schnell und so rasch. Aber es macht mir irrsinnig viel Spaß. Es hat mir einfach gezeigt, dass ich damit helfen kann, unsere Botschaften in der Bevölkerung zu platzieren. Zu zeigen, dass Menschen mit Behinderungen, leisten können. Auch Dinge, die man sich vielleicht so nicht vorstellt. Weil, wenn ich moderiere, ist vollkommen wurscht, ob mir ein Arm fehlt, oder nicht, solange das Mundwerk läuft. Das ist das Einzige, was zählt. Habe mich getraut. Und mittlerweile liebe ich es, und kann mir auch vorstellen, nach meiner Sportkarriere, auch da wirklich Vollgas, beruflich mich zu entwickeln.

Sandra Knopp: Ich hätte dich gerade gefragt, Andreas, welches Bild haben Menschen in Österreich von Parasportlern? Und hättest du gerne, dass irgendwie noch mehr Bedeutung auf den Parasport kommt? Möchtest du mehr Bedeutung noch darauf lenken?

Andreas Onea: Also mehr geht immer, und mehr wäre immer super. Aber es hat sich schon enorm viel getan in den letzten Jahren. Also, wenn wir jetzt bedenken, dass man die großen Namen des Parasportes auch schon in der breiten Bevölkerung kennt, das ist etwas, was halt früher nicht möglich gewesen wäre. Und das ist auch zu verdanken, einfach der regelmäßigen Berichterstattung. Auch, dass andere ORF-Formate sich dem Thema annehmen und immer wieder Beiträge aufgreifen, die wir in Ohne Grenzen produzieren.

Also das ist etwas, was einfach dazu beigetragen hat. Und man sieht es auch in der breiten Medienlandschaft, weg vom Öffentlich-Rechtlichen, dass sich viele Zeitungen dem Thema annehmen. Ja, verstärkt auf die Paralympics. Ist halt das große Event, das die ganze Aufmerksamkeit treibt. Aber auch in der regelmäßigen Berichterstattung sehe ich halt, dass viele Medien auch über meine sportlichen Leistungen mitten in der Saison dann viel mehr schreiben als früher. Und das ist gut. Das ist wichtig. Weil einfach damit gezeigt wird, dass Menschen mit Behinderungen, leisten können.

Natürlich besteht die Gefahr, dieses Heroisierende, was wir ja auch nicht unbedingt wollen. Das ist nicht das, was wir zeigen wollen. Weil es gibt auch Menschen, die nichts mit Sport am Hut haben, die eine Behinderung haben. Und das ist auch absolut legitim. Und nicht jeder muss mit so einer Lebensgeschichte da versuchen, andere zu faszinieren. Also mir ist bewusst, dass es auch negative Seiten hat und haben kann. Aber ich glaube, es ist einfach trotzdem wichtig, dass man das in die breite Bevölkerung hinausträgt, um einfach auch bestimmte Bilder zu brechen, die man vielleicht hat.

Nämlich, dass Menschen mit Behinderung nichts können. Oder dass Menschen mit Behinderung ihre Talente nicht entfalten können. Oder dass Menschen mit Behinderung in unsrer Gesellschaft nicht irgendwelche Dinge in der Öffentlichkeit tun können. Deswegen glaube ich, dass wir ganz, ganz viele Menschen mit Behinderung in Vorstandspositionen brauchen, in der Politik brauchen, in der Unterhaltung brauchen, im Fernsehen brauchen, in der Kunst brauchen, in der Kultur brauchen.

Wir brauchen in allen Lebensfacetten und auf allen Lebensebenen, Menschen mit Behinderungen. Damit das absolut zur Normalität wird, dass es halt Moderatoren mit Behinderung gibt. Dass es Künstler mit Behinderung gibt. Dass es Politiker und Politikerinnen mit Behinderung gibt. Ja, das muss einfach komplett normal werden. Und dafür brauchen wir diese Sichtbarkeit. Hätte ich als Kind nicht gesehen, dass andere Menschen mit Behinderung Sport machen können und dass die das erfolgreich machen können, hätte ich vielleicht niemals meinen Weg eingeschlagen. Also diese Sichtbarkeit von diesem Thema hat dazu geführt, dass ich Vorbilder hatte und dass ich etwas und jemandem nacheifern konnte.

Und das müssen wir auch in diesen Rollenbildern, in diesen Facetten unserer Gesellschaft, für Menschen mit Behinderung schaffen. Und das geht nur über Sichtbarkeit und über Reichweite.

Sandra Knopp: Andreas moderiert seit November 2020 den Podcast Sport (?Report), in dem er … #00:29:07# Sportler vorstellt. Wen hätte er gerne vor dem Mikrofon? Wer würde ihn reizen?

Andreas Onea: Also wir haben ganz, ganz viele Persönlichkeiten im … #00:29:16# Sport. Und es ist auch wirklich die Möglichkeit, dass man vielleicht die Sportarten, die nicht so unbedingt in der Öffentlichkeit stehen, trotzdem als Profi seinen Sport betreiben kann. Und dass wir Behindertensportlerinnen und Behindertensportler da dabei sein können, ist einfach ein so wichtiges Zeichen.

Deswegen bin ich da immer sehr fasziniert. Also ich würde gerne alle Parasportlerinnen und Parasportler vor dem Mikro haben, weil ich einfach gerne ihre Geschichten erzählen würde. Aus dem nichtbehinderten Sport, Dominik … #00:29:41# ist jemand, der mich total fasziniert. Ist eben jetzt ehemaliger Athlet, aber mit ihm würde ich gerne mal ein Gespräch führen. Und so prinzipiell und allgemein tue ich mir schwer, dass ich da wirklich Namenslisten habe, ich sozusagen daheim abchecke, weil ich einfach davon überzeugt bin, dass jeder Mensch etwas zum Erzählen hat.

Und dass dieses Medium und dieses Format dazu beitragen kann, dass dieses gewisse Etwas, das jeder beitragen kann, zum Wachstum anderer Menschen, und zur Positivität anderer Menschen, dass wir genau dieses, herauskitzeln können und dem eine Plattform und eine Bühne bieten können.

Christoph Dirnbacher: Andreas Onea hat einen MBA in Business Administration und Sport an der FH Burgenland absolviert. Denn ein gewisses wirtschaftliches Grundlagenwissen kann ja nicht schaden, wenn man sich als Sportler selbst vermarktet, sagt der Niederösterreicher, der im Sommer seinen 29ten Geburtstag feiert.

Er möchte sich auch für die Zeit nach der sportlichen Laufbahn rüsten. Andreas beschreibt sich selbst als redegewandt. Mit einem Augenzwinkern merkt er an, er habe aber wohl ein Problem mit kurzen Antworten. Wäre die Politik für ihn eine Option für die Zukunft?

Andreas Onea: Ich bin ganz ehrlich, natürlich denkt man sich oft „Könnte ich dort mehr bewegen?“. Also es ist etwas, wo ich schon, nicht unbedingt, weil ich in die Politik gehen möchte. Es ist auch Zukunftsmusik, was in der Zukunft passiert. Aber was ich einfach möchte, ist, dort, wo ich bin, bei den richtigen Hebeln ansetzen zu können, um einfach viel bewegen zu können.

Und das geht halt derzeit über die Plattform Sport enorm gut, weil einfach der Sport etwas Emotionales ist, etwas, was die Menschen begeistert, was die Menschen bewegt. Jeden taugt das, wenn Österreich Medaillen macht bei den Paralympics. Und damit kann man einfach diese Botschaften gut übermitteln. Dann ist halt der nächste Hebel die Medien.

Ja, wir können über digitale Medien, wir können über eine Neuaufstellung von Formaten so viele Menschen erreichen, mit genau dieser Botschaft, die ich jetzt eben vorher gesagt habe. Also sehe ich das als super Hebel, um einfach Inklusion in der Gesellschaft voranzutreiben. Ein weiterer Hebel sind dann die ganzen Veranstaltungen, die ich moderiere. Oder, wenn mich Unternehmen einladen, um meine Vorträge zu halten.

Das ist für mich wieder genauso ein Hebel, um meine Ziele und Visionen zu erreichen, damit wir in unserer Gesellschaft einfach inklusiver sind. Und wenn irgendwann einmal in der Zukunft sich die Möglichkeit ergibt, dass ich-. Keine Ahnung, ich sage immer, wenn ich dann mal Sportminister bin, dann schaue ich, dass der Behindertensport gut aufgestellt ist.

Das wird sich zeigen. Aber das ist jetzt nichts, was ich aktiv angehe, weil ich einfach derzeit in vielen anderen Bereichen sehe, dass ich da was vorantreiben kann.

Christoph Dirnbacher: Was wären denn so die Dinge, die du noch gerne erreichen würdest? Ich nehme an, in der nächsten Antwort spielt irgendwie Tokio eine gewisse Rolle, würde ich jetzt annehmen. Aber gibt es sonst noch Dinge, sportlicher Natur, oder vielleicht auch in anderen Belangen, wo du sagst „Das fehlt mir noch. Das würde ich gerne unter meiner Erledigt-Agenda abhaken.“?

Andreas Onea: Da gibt es ganz, ganz viel Dinge, weil ich mir einfach immer neue Dinge auch suche und bewusst vornehme. Also Tokio auf jeden Fall eine Medaille gewinnen. Das ist das, was ich als nächstes erreichen möchte. Dann sehe ich mich auch ein bisschen als unvollendet. Ich habe noch nie was gewonnen in dem Sinne. Ich bin immer nur zweiter oder dritter geworden.

Ich bin Vize-Weltmeister, ich bin Vize-Europameister. Ich habe Bronze-Medaillen en masse gewonnen, aber halt noch nie Gold. Und das ist etwas, was ich auch gerne mal überleben würde, wirklich ganz weit oben am Podium zu stehen, bei einem Großereignis. Also bei Weltmeisterschaft, Europameisterschaft, oder Paralympics. Ich habe jetzt in Berlin, letztes Jahr beim Weltcup, Gold gemacht. Das war schon schön, dass endlich mal die Hymne auch für mich gespielt wird. Aber Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Paralympics, dort einmal ganz oben zu stehen, das wäre der absolute Traum.

Ich weiß, dass ich es in mir habe. Das Klassifizierungssystem ist halt leider ein bisschen unfair. Ich bin da ein bisschen benachteiligt. Aber das motiviert mich eher, dass ich noch mehr Gas gebe und es trotzdem schaffe, um es einfach zu zeigen, dass es trotzdem funktioniert hat. Und sonst, ja, der große Treiber, der mich vorantreibt, in all meinen Zielen, ist, dass ich Menschen erreiche und sie bewege. Jetzt gar nicht nur körperlich bewege, sondern dass ich sie dazu bewege, dass sie vielleicht manche Dinge in ihrem Leben anders denken.

Vielleicht manche Erlebnisse, manche schwierigen, traumatisierenden Dinge von einer anderen Perspektive sehen. Und alles, was mir hilft, das zu erreichen, nehme ich mir gerne als Ziel an die Brust und gebe Vollgas, damit ich genau das bewegen kann.

Christoph Dirnbacher: Das war Freak Casters für heute. Wir bedanken uns bei Andreas Onea, dass er uns an seinen Lebenserinnerungen, seinen Visionen und Zielen hat teilhaben lassen. Mehr von Freak Casters gibt es am Mittwoch in 14 Tagen. Wer so lange nicht warten möchte, der findet unsere Folgen auch auf freakcasters(.)simplecast(.)com. Oder auf www(.)freak-online(.)at. Dort finden sich auch zahlreiche Beiträge, rund um das Leben mit Behinderung. Nächste Woche begrüßt Sie an dieser Stelle die Redaktion von andererseits.

Katherina: Hallo. Wir sind Katherina und Nikolai von der inklusiven Redaktion andererseits.

Nikolai: Wir werden ab sofort, abwechselnd mit Freak Casters, diesen Podcast gestalten, und haben jede Woche, spannende Leute zu Gast.

Katherina:  Genau. Nächste Woche sprechen wir zum Beispiel mit der ehemaligen Krisen-Berichterstatterin Petra (?Rammsauer) über Mut und Angst.

Nikolai: Und freuen uns schon sehr.

Nikolai: Bis nächste Woche.

Sandra Knopp: Das war Freak Casters für heute. Wir freuen uns sehr, Teil des (?W1-Podcasts), Inklusion gehört gelebt, zu sein. Die Folgen findet ihr auch in der ORF-Radiothek. Den Link schreiben wir in die Shownotes.

Wenn euch die Folge gefallen hat, dann erzählt doch euren Familien und Freunden und Bekannten davon. Wir würden uns auch über eine gute Bewertung in euren Podcast-Apps freuen. Wer eine Leidenschaft hat, über die er oder sie sprechen möchte, oder jemanden kennt, der jemanden kennt, freuen wir uns über eine E-Mail auf FreakCasters(@)gmx(.)at.

Auf Wiederhören und bis zum nächsten Mal, sagen Sandra Knopp.

Christoph Dirnbacher: Und Christoph Dirnbacher.

 

 

 

 

 

 


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