Inhalt:
.Folge 54: Anna Marton: Alles außer gewöhnlich: Über die Potenziale von Neurodiversität am Arbeitsmarkt
Udo Seelhofer: Da hat man dann schon bissl das Augenrollen gesehen oder.
Anna Marton: Ja zum Teil auch gehört. Also wie gesagt, mein Medium ist hören. Ich verarbeite Informationen und Emotionen auditiv. Und dann, wenn jemand Augen rollt, sehe ich das ja vielleicht nicht und kann auch wegschauen. Dann sehe ich es nicht. Aber wenn sie ooooh sagen, dann höre ich es und das kriege ich dann natürlich mit.
Und ich habe mich oft gefragt: Warum wollen die das nicht verstehen? Also das ist doch eine legitime Frage. Warum will das keiner wissen? Oder weiß ich jetzt nicht: Wie wird das Wetter morgen und woraus ist die Vorhersehbarkeit, wie das Wetter wird? Und ich wollte einfach genauer wissen und verstehen. Das macht für mich die Welt klarer oder verständlicher.
Udo Seelhofer: So wie man bei Faust sagt: Ich möchte wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält, oder?
Anna Marton: Es macht, es gibt mir mehr Sicherheit, wenn ich eine Ahnung habe, ob ich es wirklich weiß? Du hast recht.
Udo Seelhofer: Wie wichtig ist denn Routine im Alltag für dich?
Anna Marton: Erstaunlich sehr. Das ist etwas, was ich für mich, wenn man mich fragt was bist du denn für ein Arbeitstyp oder oder wie funktioniere ich. Ich bin ein Listentyp. Also ich organisiere mir meinen Alltag in To-Do Listen und diese sind jetzt nicht nur auf Tags, sondern können auch über Monate, über Jahre sein. Projekte die länger brauchen und die sind runtergebrochen auf kleinere Tools.
Das ist also hoch strukturiert, für mich nachvollziehbar und sozusagen auch zu erkennen, wenn ich in Verspätung gerate oder wenn ein Projekt oder ein persönliches Ziel, was ich verfolge, eine weitere Sprache zu lernen, ich nicht bis zu dem Zeitpunkt erreiche, was ich mir vorgenommen habe. Und da hilft mir so eine klare Struktur.
Das heißt, Routinen sind insofern wichtig, dass es eine für mich eine nachvollziehbare Struktur in meinen Aufgaben gibt, selbst wenn sich die Aufgaben an sich ändern. Aber es ist eine wiederkehrende Aufbereitung der Aufgaben.
Udo Seelhofer: Es ist ja so Im Alltag läuft nicht immer alles nach Plan. Wie gehst du denn damit um, wenn da jetzt irgendwas passiert, das total unvorhergesehen war?
Anna Marton: Das Ding ist: Wenn ich mir 80 % meiner Aufgaben in meinen To-Do Listen vorbereitet habe, habe ich für die 20 %, die ich nicht vorhersehen kann, aus meiner Sicht mehr Zeit zur Verfügung, um mich dem zu widmen, wenn alles andere sozusagen organisiert ist.