Inhalt:
.Folge 54: Anna Marton: Alles außer gewöhnlich: Über die Potenziale von Neurodiversität am Arbeitsmarkt
Udo Seelhofer: Hat dir das Essen geschmeckt, das ich für dich gekocht habe?
Anna Marton: Nein. Oder die Lehrerin ist zu Besuch und fragt, ob sie noch ein Stück Kuchen darf. Und man sagt: Sind Sie sich sicher? Sonst werden Sie noch dick. Vielleicht meint er das auch so. Aber das sagt man nicht. Aber es ist ehrlich gemeint. Oder zum Beispiel: Wir waren mit den Kindern reiten und auch dort habe ich gemerkt, wie unterschiedlich meine Kinder auf das Reiten reagieren.
Kurzum ich war dafür, dass wir sehr früh Richtung Diagnose gehen und das abklären. Weil ich für mich wusste. Hier steckt eine Lösung dahinter. Hier schaffen wir sozusagen Klarheit über Fakten und können daraus für das jeweilige Individuum die eigenen Potenziale, aber auch Lösungsstrategien entwickeln.
Udo Seelhofer: Wie kann so eine Lösungsstrategie dann aussehen?
Anna Marton: Je nachdem, welche Peaks du mitbringst und welche Stärken besonders ausgeprägt sind. Auf diese sind immer zu setzen. Also wenn du im logisch analytischen Denken sehr gut und außerordentlich bist, dann versuche Probleme, Herausforderungen immer mit dieser Stärke zu lösen im ersten Schritt.
Das heißt nicht, dass du dann nicht kommunizieren musst und dich mit einer anderen Person darüber austauscht. Aber im Zweifelsfall ist das deine Stärke und die zieht auch in einer Stresssituation als Beispiel. Also wenn du deine Stärken kennst, kannst du mit diesen Stärken Lösungsstrategien für Probleme entwickeln, die sozusagen in deinen Tipps liegen, in dem, was du nicht gut kannst.
Udo Seelhofer: Mit welchen Fragen kommen diesbezüglich denn die Menschen hierher?
Anna Marton: Meistens ist es: Was ist meine Stärke? Was kann ich denn überhaupt gut? Die Meisten wissen es nicht oder haben nicht gelernt, das herauszufinden. Und es wurde ihnen auch nicht gesagt. Weil unsere Gesellschaft auch im schulischen Kontext ist eher in Richtung Nachhilfe ausgerichtet.
Was kannst du noch besser werden oder da solltest du dich noch verbessern. Anstatt zu zeigen ist das Glas schon voll. Und wie kann man sozusagen diese Fähigkeiten weiterentwickeln. In berufsbildenden Schulen ist das schon ein bisschen anders. Also wenn du aus dem Weg draußen bist und dich in einer berufsbildenden Schule entwickelst, dann kannst du, sofern du die richtige Schule ausgewählt hast und auf die richtige Stärke gesetzt, die dann auch wirklich da ist.
Dann geht es mehr in die Richtung, aber davor ist es meistens, wie soll ich auch sagen, selbst die Korrekturen im Klassenheft zählt die Fehler, nicht die richtig geschriebenen oder richtig gerechneten Beispiele. Da steht nicht 100 % der Multiplikationsaufgaben richtig gelöst, sondern drei der Textaufgaben falsch als Beispiel. Und deswegen verstärkt sich oft bei den Personen, die hier ankommen, das, was sie nicht können, was nicht reicht und gar nicht der Fokus, was denn als Fähigkeit vorhanden ist.