Inhalt:
.Folge 54: Anna Marton: Alles außer gewöhnlich: Über die Potenziale von Neurodiversität am Arbeitsmarkt
Anna Marton: Die Diagnose mit 22 Jahren. Der Sache bin ich bei der Führerscheinprüfung auf die Schliche gekommen und in der Vorbereitung. Nach links rechts, das geht bei mir schon gar nicht und schon gar nicht auf Befehl. Und da gibt es ja auch nur 50:50 Chance, dass ich richtig liege, aber ich liege 100 % falsch.
Und für die Führerscheinprüfung habe ich mir links und rechts auf die Handrücken geschrieben, weil die beiden Hände müssen ja am Lenkrad sein und dann sehe ich, was auf dieser Hand steht und dann weiß ich, in welche Richtung ich fahren muss, wenn der Prüfer beziehungsweise Fahrlehrer mir die Richtung ansagt. Aber man erkennt hier, dass ich schon sehr stark in der Lösung gearbeitet habe für mich selbst. Aber festgestellt das ist nicht möglich. Ich kann spontan nicht die richtige Antwort umsetzen.
Udo Seelhofer: Wie war die Zeit davor für dich? Wie war's in der Schule, im sozialen Umfeld.
Anna Marton: Im sozialen Umfeld? Ich tu mir vielleicht mitunter auch schwer. In sozialen Umfeld war es für mich mitunter auch schwer. Ich versuche zu eruieren, warum. Ich glaube, manchmal ist mein Anspruch höher, Dinge zu verstehen, wirklich dem Grunde nach und nachzuvollziehen und und nicht so sehr oberflächlich.
Und das ist jetzt gerade im sozialen Umgang. Manchmal geht es mehr um Smalltalk und um lockere Interaktion und nicht immer die Sache dem Grunde nach verstehen zu können. Und das kann lockere Begegnungen mit anderen Gleichaltrigen belasten. Also ich habe mir auch mit älteren Personen leichter getan, weil die den Anspruch des Wissens und dem auf den Grund gehen, mehr verstanden haben.
Udo Seelhofer: Und wenn du dich mit den Gleichaltrigen da nicht so leicht getan hast, in welchen Situationen ist da zum Beispiel was passiert?
Anna Marton: Häufig auch im Unterricht, weil ich sehr, sehr viele Dinge nachgefragt habe. Ich kann mich erinnern, das ist jetzt nicht so wichtig. Im Religionsunterricht habe ich war die Angabe wir falten die Hände und zeigen die Fingerspitzen, zeigen gen Himmel. Und ich habe die Frage gestellt: Wo beginnt der Himmel?
Doch der beginnt doch am Boden, oder dort, wo man die Wolken sieht, oder wo ist der Himmel? Und ich kann mich erinnern, dass solche Fragen, wenn ich es genauer wissen wollte, meine Mitschüler einfach gelangweilt hat, weil es ging mir da wieder so weit ins Thema rein. Dabei hätten wir einfach nur ein kurzes Gebet machen müssen.