Inhalt:
.Folge 54: Anna Marton: Alles außer gewöhnlich: Über die Potenziale von Neurodiversität am Arbeitsmarkt
Udo Seelhofer: Wie schwer fällt es dann eigentlich auch wenn es negative Glaubenssätze sind, das mit dem nicht zu entsprechen? Wie schwer fällt es einem, die dann loszulassen?
Anna Marton: Ich bin ja jetzt doch schon 40 Jahre. Ich kann mich im Detail nicht mehr so ganz erinnern. Und gleichzeitig erwische ich mich täglich darin, mir Dinge vorzunehmen oder von mir zu erwarten, die mich wiederum in dieses Muster bringen. Ein kleines Beispiel: Heute vor unserem Interview. Für mich ist diese Situation sehr angenehm, mit dir dieses Interview zu führen und gleichzeitig ist es für mich auch ein bisschen aufregend und ich brauche meine Konzentration, um mich darauf einzulassen.
Auf dem Weg zur Arbeit habe ich mir vorgenommen wir haben ein paar Artikel unter anderem ein Testing-Magazin der erscheint und der wurde mir geschickt zur Kontrolle und Freigabe. Und jetzt nehme ich mir vor einem Interview, wo ich auch ein bisschen aufgeregt bin, vor, einen doch mehrseitigen Artikel durchzulesen. Keine gute Idee, weil es immens viel meiner Konzentration und meiner Energie braucht. Auf Seite sechs habe ich gemerkt, wie mein Energielevel sinkt und ich es wahrscheinlich nicht mehr zu Ende bringen kann und diese Aufgabe dann wahrscheinlich auch nur zur Hälfte geschafft hätte.
Und am Ende, wenn ich das fertig gemacht hätte, hätte ich viel zu wenig Energie mitgebracht in dieses Interview. Und heute denke ich nicht mehr siehst du, du genügst nicht, sondern ich habe meine Kollegen gefragt: Ich bin bei Seite sechs, kannst du mir bitte die folgenden Seiten vorlesen? Weil auditiv kann ich das ganz leicht Kontroll-Lesen. Höre auch auf Formulierungen oder Satzfehlstellungen, die ich korrigieren möchte und das war überhaupt kein Problem.
Ich kann dir aber nicht mehr sagen, wie ich diesen Glaubenssatz losgelassen habe. Ich weiß nur, ich komme mit dieser anderen Arbeitsweise nicht ans Ziel. Wenn ich jetzt auf Krampf diesen Artikel fertig lese, bin ich unkonzentriert im Folgetermin und am Ende zählt das Ergebnis.
Udo Seelhofer: Man muss sich das dann wahrscheinlich immer wieder sagen, oder?
Anna Marton: Und das ist okay.
Udo Seelhofer: Ich denke, das war ein super Schlusswort. Liebe Anna, danke, dass du dir die Zeit genommen hast für das Interview.