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.Freak-Classic: Wenn Menschen mit Lernbehinderung ins Pensionsalter kommen...
Die meisten von uns, die genug Versicherungsjahre durch Arbeit erworben und das nötige Alter erreicht haben, können in Pension gehen. Doch was machen Menschen mit Lernbehinderungen, die nicht am »ersten« Arbeitsmarkt gearbeitet haben? Wie reagieren Einrichtungen auf die Bedürfnisse der Menschen im pensionsfähigen Alter? Was ändert sich für die Betroffenen? Diese Frage ist erst seit wenigen Jahren aktuell geworden. Warum das so ist, erfahren Sie im Laufe dieser Sendung.
Im Juli des Europäischen Jahres 2012 für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen begrüßt Sie Gerhard Wagner zu einer Freak-Radio-Sendung aus dem RadioCafe des ORF.
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Ein anderer Aspekt von Alter und Lernbehinderung ist die Tatsache, dass immer mehr Menschen im Alter einen Sachwalter bekommen, weil ihre intellektuellen Fähigkeiten nachlassen. Da in der letzten Woche sich die Bundesregierung im nationalen Aktionsplan relativ deutlich dazu geäußert hat, möchten wir auch dieses Thema in die Sendung nehmen.
Gäste in der Sendung und Fragen zum Thema
Universitätsprofessor Germain Weber: Dekan der Fakultät für Psychologie an der Universität Wien und zugleich Präsident der Lebenshilfe Österreich: Ich habe vorhin gesagt, dass dies ein aktuelles Problem ist, dem widmen Sie sich aber bereits seit den 1970er-Jahren. Warum?
Wolfgang Orehounig: Selbstvertreter von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Wie möchten Sie im Alter leben? Möchten Sie dann noch arbeiten und in eine Werkstatt gehen, die für die Bedürfnisse von älteren Leuten ausgerichtet ist oder möchten Sie etwas anderes machen?
Gerda Ressl: Vorsitzende des Vereins Behindertenombudsmann: Was sind für sie aktuell die virulentesten Fragen des Alterns?
Gerti Neubauer: Sie organisieren spezielle Seminare zum Thema und Ihnen ist ein wichtiges Anliegen die Einbeziehung der Betroffenen. Was ist Ihnen wichtig?
Sissi Doppler: Sie wohnen jetzt, im Pensionsalter eigenständig und erfülle sich Dinge, die Sie schon immer tun wollten. Wie ist es dazu gekommen?
Weitere Aspekte
»Neben der Gruppe von Menschen, die behindert alt werden, gibt es auch eine wachsende Anzahl von Menschen, die infolge eines altersbedingten Verlustes von Fähigkeiten behindert werden.« (aus dem nationalen Aktionsplan, der von der österreichischen Bundesregierung Ende Juli beschlossen worden ist):
- Vor ungefähr einem Jahr hat in Linz eine Konferenz zum Thema „Alt, na und? Selbstbestimmtes Leben für SeniorInnen mit Behinderungen“ stattgefunden. Sind wir wirklich schon so weit? Wenn nein, was fehlt noch?
- Die Regierung plant im Nationalen Aktionsplan eine Erarbeitung eines Modells unterstützter Entscheidungsfindung unter Beteiligung von Menschen mit Behinderungen.
- Zugleich wird sogar von der Bundesregierung selbst festgestellt, dass es viel zu viele unnötige Sachwalterschaften gibt. Könnte eine der Gründe sein, dass hier - anders als bei sehr vielen anderen Behinderungen – nicht der Staat Zuschüsse gibt, sondern dass die Betroffenen eine Art jährliche Steuer von ihrem Vermögen und sogar von ihrem Gehalt nicht nur an die Sachwalter, sondern an den Staat selbst zahlen muss. Einerseits könnte man hier anmerken, dass dies in einem Spannungsverhältnis zur Verfassung steht, weil niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden soll. Diese Sondersteuer ist aber eine Benachteiligung, noch dazu, wo sich niemand einen Sachwalter freiwillig aussucht.
- Anderseits kann man als geübter Österreicher feststellen, dass, wenn der Staat die Verantwortung für die Bezahlung hätte, ein solcher Wildwuchs an Sachwalterschaften niemals eingetroffen wäre. Prof. Germain Weber, Ihnen hat man sogar vom Finanzministerium gesagt, die Sachwaltergebühr war ein Irrtum und man wird sie abschaffen. Sie scheint nicht abgeschafft worden zu sein. Sind Sie mit dem Finanzministerium noch in Kontakt und rechnen Sie mit einer Abschaffung?