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Rubrik: Lesen statt Hören
15. Januar 2006

FREAK-COLLAGE

von Julia Wolkerstorfer

Wer hätte sich vor 50 Jahren gedacht, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten (mit intellektueller Beeinträchtigung) als Diskussionspartner im österreichischen Parlament auftreten? Im Dezember 2005 war es soweit.
Freak-Radio fängt Bilder von der Parlamentveranstaltung vom 5. Dezember 2005 ein. Über »Rückblicke mit Ausblicken« und die Frage, ob Partizipation und Inklusion in Österreich tatsächlich gelebt werden.

Dr. Maria Bruckmüller, Lebenshilfe Österreich:
Wer hätte vor 50 Jahren geglaubt, dass Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung als Diskussionspartner in eigener Sache im Parlament auftreten?

Theresia Haidlmayr, Behindertensprecherin der GRÜNEN:
Ich denke, wir Menschen mit Behinderungen haben ganz einfach Rechte und diese Rechte sollten wir regelmäßig auch einfordern.

Musik

Moderation, Julia Wolkerstorfer: Am 5. Dezember 2005 sind Menschen mit Lernschwierigkeiten aufgestanden, um mit der Politik in einen Dialog zu treten. Sie sind aufgestanden, um ihre Rechte einzufordern.
Über Bürgerrechte und die Frage, ob in Österreich moderne Integrationsgedanken auch gelebt werden können und worum es überhaupt sonst noch so geht.
Willkommen bei Freak-Radio! Sie hören eine Freak-Collage auf Mittelwelle 1476.

Maria Bruckmüller: Sehr geehrte Damen und Herren! "Die Welt braucht keine behinderten Menschen, aber da sind sie trotzdem." Dieser Titel wurde nicht umsonst gewählt, trifft er doch die Meinung vieler Menschen, sowohl heute als auch in der Vergangenheit. Er ist in Verbindung zwischen jenen Jahrzehnten, deren besonderes Gedenken uns zusammengeführt hat. Wir haben somit Gelegenheit ihn zu prüfen auf seinen Gehalt, auf seine Faszination und auf seine gegenwärtige Realität.

Dr. Ernst Berger, Psychiater: Der Fortschritt ist eine Schnecke.

Mag. Christine Lapp, Behindertensprecherin der SPÖ: Ich denke mir, es ist toll, dass wir hier eine Jubiläumsveranstaltung haben, es kann aber sicher nicht so sein, dass wir jetzt feiern und Rückschau halten, sondern es muss auch so sein, dass wir uns jetzt einen Fahrplan zurecht legen, mit dem wir in den kommenden Jahren weiterfahren, weiterarbeiten und weiter tun. Ich möchte auch den betroffenen Menschen recht herzlich danken. Ich weiß, dass das manchmal sehr schwierig ist vor einer großen Runde sozusagen zu sagen, was Sache ist, und deswegen glaube ich, dass das sehr wichtig ist. Wir Politiker, wir machen das öfter, bei uns ist das leichter, aber das erste Mal war für alle hier am Podium immer der Sprung ins Wasser.

Dr. Germain Weber, Präsident der Lebenshilfe Österreich: Das ist ein ganz zentrales Instrument, auch im Sinne unserer heutigen Begegnung hier, dass im Prinzip Behindertenarbeit, wie sie vielleicht vor dem Krieg verstanden worden ist ? vor allem karitativ auf Wohltätigkeit aufbauend ? auf einmal ein ganz anderes Fundament bekommen hat, nämlich das Menschenrechtsfundament: Dass Menschen mit Behinderungen nicht mehr Objekt der Fürsorge, der Pflege und des Schutzes waren, sondern sie sind Personen geworden mit Rechten ausgestattet, die sich hier durch diesen Anlass auf gleichen Füßen mit allen anderen Menschen und Bürgern und Bürgerinnen in diesem Land zu stellen haben und auch gestellt werden.


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