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Rubrik: Lesen statt Hören
12. Juni 2005

Freak-Magazinsendung (12.6.2005)

von Gerhard Wagner

Für den Zuschlag ist der Preis mit 65 Prozentpunkten das wichtigste Kriterium, Standort der Vertragsfirma und die Lieferzeit sind nur mit 20 bzw. 15 Prozent gewichtet.
Damit ist wirtschaftlichen Aspekt und die Billig-Preisgestaltung im Zentrum. Aus Sicht der Betroffenen sind die für sie sehr wichtige Kriterien wie die Standorte und der Filialen, aber auch der Liefertermin mit 20 Prozent und 15 Prozent krass unterbewertet. Damit wären jene Bieter, der KEINEN Standort in Niederösterreich haben, bevorzugt.

Musik: Wenn der Rollstuhl quietscht und kracht, wird er wieder flott gemacht...

Sprecher: Die Betroffenen zweifeln sehr, ob der Slogan "Weniger Staat - mehr Privat" mehr Vor- als Nachteile für sie bringt - solch ein Experiment im Sozialbereich bei Rollstühlen zu wagen sei zumindest fragwürdig ? allfällige negativen Folgen haben dann Menschen mit Behinderungen zu tragen, jedoch nicht jene, die jetzt die Entscheidungen treffen.
Und was, wenn tatsächlich der Bieter aus den Niederlanden das Rennen macht? Werden dann die heimischen Filialen in NÖ schließen müssen? Entschieden ist noch nichts.
Die NÖGKK hat trotz Anfragen noch keine Stellungnahme abgegeben.
Für weitere Informationen zum Thema Privatisierung von Heilbehelfen möchte ich Sie an dieser Stelle noch gern auf die bisherigen Artikel auf www.freak-radio.at in Freak Aktuell verweisen.

Moderation: Jeder Mensch ist anders. Jeder Mensch hat die gleichen Rechte und ist gleich an Würde geboren. Eine schwere Gratwanderung: Denn wo ist die Grenze zur Diskriminierung oder andererseits zur Gleichmacherei, die die Individualität des Menschen verdrängt?

Hören Sie jetzt die Texte von Helga Stadler-Richter eingebettet von Musikstücken ihrer Wahl.

Musik: Herzschlag für Herzschlag: Kastelruther Spatzen

Sprecherin, Helga Stadler-Richter: Gleichsein - gleichgestellt sein - gleich frei sein: Jeder Mensch ist gleich geboren. Denn Gott schuf Mann und Frau als Gleiche. Berichtet die Bibel. Und obwohl sie demnach ursprünglich gleich an Würde und Wert geschaffen wurden, ging die ihm gleich geschaffene Frau - Lilith - dem Adam im Paradies verloren. Damit verlor die Welt das gottgewollte Bewusstsein der Gleichheit zwischen den Menschen. Adam blieb als Erdling, als Mensch allein zurück. Er war mit keinem anderen menschlichen Wesen vergleichbar. Ohne diese Vergleichbarkeit verlor die "Gleichheit" ihren Sinn.
Gott wiederholte seine Schöpfung des Menschengeschlechtes nicht. Sondern er klonte den Adam. Und dann vollbrachte er die erste Geschlechtsumwandlung in der Geschichte der Menschheit - das Ergebnis: Eva. Durch "sie" als Prototyp Nr 2 wurde Adam zum "Er", zum Mann. Da Eva als Klon von ihm "abgeleitet" war, anerkannte er und seine Nachkommen Frauen oft nicht als gleichwertig. "Mann" übersieht dabei, dass alle Nachkommen - faktisch immer nur "Adame" in unterschiedlicher Erscheinungsform sind.
Und seither tut sich die Menschheit mit dem Begriff "gleich" sehr schwer.
Von der Schöpfung war die Gleichwertigkeit gemeint, der Mensch hat den Begriff in Gleichartigkeit umgedeutet und daraus die uniforme Gleichmacherei entwickelt, die viele ungleich werden lässt. Um diese Ungleichheiten rechtmäßig scheinen zu lasen, werden Gleichheits-Programmnormen, verfassungsrechtliche und internationale Gleichheitsbekenntnisse, Gleichstellungsnormen ohne Gleichbehandlungsanspruch erlassen.
Die Französische Revolution hat den Gleichheitsbegriff erstmals als umfassendes Menschenrecht definiert: Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit. Diese Begriffe stehen für ein einheitliches Ganzes. Denn niemand, der nicht gleich gestellt und brüderlich behandelt wird, ist frei. Und Freiheit kann nur erfahren, wer jeden gleich wert achtet und ihm liebevoll offen begegnet.
Politiker erlassen viele Gleichstellungsgesetze. Deren Wirkung scheitert leider an der inneren und äußeren Freiheit, solange Menschen sanktionslos sachlich ungleich behandelt, also diskriminiert werden, und solange ihnen Solidarität verweigert wird.


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