Inhalt:
.Freak-Magazinsendung (16.1.05)
Musik (darüber:)
Moderation: Spendenkampagnen dienen einem guten Zweck, sind wir versucht zu glauben, aber was, wenn die Integrität der vermeintlichen Hilfsempfänger nicht geachtet und wenn deren Würde verletzt wird?
Ist es notwendig, in der Öffentlichkeit ein Bild von der bedauernswerten Rollstuhlfahrerin oder dem vom niedlichen Schäferhund geführten blinden Menschen zu zeichnen, um Geld für wichtige Projekte lukrieren zu können?
Heiligt der viel zitierte Zweck die Mittel und sind Kampagnen, mit behinderten Menschen als Hascherln notwendig, um zu den Geldbörsen der Menschen vordringen zu können? (ca. 30sec.)
Dieser Frage ist Josef Hetzmannseder nachgegangen und hat zunächst den Werbefachmann Dr. Thomas Hansmann von der M.O.C. G.m.b.H nach dem Grundprinzip einer Werbekampagne befragt
Musik
O-Ton Hansmann: ?In der Kommunikationspolitik generell gibt es einen Satz, der für Werbung genauso gilt wie für "erfolgreiche Kampagnen" um Finanzierung, Mitteln aufzustellen:
?Der lautet AIDA: die Formel steht für attention, interest desire action?.
?Das heißt vom Aufbau her würde man sagen, irgend etwas, was zunächst einmal die Aufmerksamkeit des Zielpublikums gewinnt, in der Folge das Interesse weckt, nämlich sich näher damit zu beschäftigen, dann in der Folge schlicht und einfach mehr davon, ich will mehr davon wissen, um letztlich dann zu agieren, das heißt Geld zu geben zum Beispiel einen Dauerauftrag zu unterschreiben?.
Sprecher: Gerade in einem Medienzeitalter, in dem Katastrophen und Tragödien immer schneller und drastischer in die Wohnzimmer geliefert werden, sei ein fesselnder Beginn einer Kampagne immer essentieller:
O-Ton Hansmann: ?So oder so Aufmerksamkeit erwecken je nachdem was die zu fördernden Menschen oder die Projekte auch hergeben?.
?Von der Möglichkeit, Menschen sich verpflichtet fühlen, etwas herzugeben Also Aufmerksamkeit zu erwecken, ist absolut das Wichtigste und das erste in einem Markt, der mittlerweile sehr groß ist?.
Sprecher: Fr. Mag. Dorothea Brozek benutzt den Rollstuhl und ist aktiv in der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung der Menschen mit Behinderungen in Österreich. Seit einigen Jahren ist sie auch Geschäftsführerin der Wiener Assistenzgenossenschaft. Ihr gefallen viele Spendenkampagnen überhaupt nicht:
O-Ton Brozek: ?Also so wie die herkömmlichen Spendenkampagnen in Österreich Behinderung platzieren und im Sinne von behinderten Menschen ihre Kampagnen machen ist es in der Regel höchst entwürdigend und zum aus der Haut fahren diese Bilder die da transportiert werden. Bilder von Opfer von Hilflosigkeit oder als bemitleidenswert, die ja nichts mit der Realität zu tun haben. Auch wenn es einem in manchen Situationen sicher schlecht geht, so geht es aber keinem Menschen 24 Stunden am Tag schlecht! Und keiner leidet 24 Stunden am Tag. Auch behinderte Menschen nicht!?